Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi
Sinje, die gemeinsame Tochter, und Margit, die er als »seine Frau« bezeichnete, obwohl sie noch keine Zeit zum Heiraten gefunden hatten.
»Wenn die Schicksen nicht da sein, ich mein … es sie nicht geben würde, wär das alles viel besser«, erklärte Jonas.
»Nimm dir Zeit beim Sprechen«, mahnte sein Vater. »Dein Deutsch ist katastrophal.«
»Brauch ich nicht«, sagte Jonas keck. »Ich mach sowieso was mit Computern.«
»Du und dein iPhone«, lästerte Sinje und sah ihren Vater an. »Ich will auch eins.«
»Sieh zu, dass du fertig wirst, damit Papi dich in die Kita mitnehmen kann«, mischte sich Margit ein.
»Das regnet«, erklärte Jonas. »Wir haben in der Schule über die Gleichberechtigung von Mann und Frau gesprochen. Da will ich auch gefahren werden.«
»Nimmst du mich auch mit?«, meldete sich hinter Lüders Rücken Viveka.
»Ich muss jetzt los. Wer nicht fertig ist, muss per Anhalter fahren«, sagte Lüder und sah sich um. »Wo ist Thorolf?«
»Keine Ahnung.« Viveka zuckte mit den Schultern und bekundete damit das Desinteresse an ihrem Bruder, den Margit ebenso wie sie mit in die Patchworkfamilie eingebracht hatte.
Plötzlich entstand in der kleinen Küche Gedränge, als die Kinder hinauseilten.
»Wer wischt das auf?«, rief Margit hinterher und sah resigniert auf die Flecken auf Tisch und Fußboden.
»Frauenarbeit«, ertönte irgendwo aus den Tiefen des Hauses Jonas' Stimme.
»Keine zwanzig Jahre mehr, dann sind die Kinder aus dem Haus«, tröstete Lüder Margit und nahm sie in den Arm.
»Das halte ich bis dahin nicht aus«, klagte sie gespielt theatralisch und schmiegte sich an ihn. Dann sah sie zu ihm auf, fuhr mit der gespreizten Hand durch seinen blonden Wuschelkopf und fragte: »Was hast du heute vor?«
»Nichts, Büroarbeit. Wie immer.«
Ein Seufzer der Erleichterung kam über ihre Lippen, bevor ihr Blick auf die Wanduhr fiel. »Beeil dich, damit die Rasselbande pünktlich zur Kita und in die Schule kommt.« Sie gab ihm zum Abschied einen Kuss. »Soll ich den Dachdecker bestellen? Das Loch«, rief sie ihm hinterher.
»Warte damit noch«, erwiderte er vom Hauseingang. »Es wird eng diesen Monat. Wir haben wieder viele Kosten gehabt.«
Auf dem Beifahrersitz des BMW hatte sich Viveka niedergelassen, Sinje war in den Kindersitz gekrabbelt, während Jonas am Steuer Platz genommen hatte.
»Wann darf ich mal fahren?«
»Wenn du den Führerschein gemacht hast«, erwiderte Lüder und zog seinen Sohn aus dem Fahrzeug.
»Sonst kommt die Polizei«, meldete sich Sinje zu Wort.
»Die richtige«, lästerte Jonas. »Nicht so eine Schreibtischpolizei wie Lüder.« Dann schien ihm etwas einzufallen. »Darf ich deine Knarre mal mit zur Schule nehmen? Ich mein, so ohne Munition und so. Das wäre richtig geil.«
Lüder antwortete nicht darauf. Zu oft hatte er Jonas schon erklärt, dass eine Diskussion über diesen Wunsch überflüssig war.
Er reihte sich in den morgendlichen Stau ein, der bei regnerischem Wetter in allen Städten dieser Welt noch stärker als gewöhnlich ausfiel, lieferte Sinje in der Kita und die beiden Älteren vor der Schule ab. Wenig später fuhr er auf das Gelände Eichhof im Westen der Landeshauptstadt, auf dem zahlreiche Polizeidienststellen untergebracht waren. Sein Ziel war das Landeskriminalamt. Dort tat Kriminalrat Dr. Lüder Lüders in der Abteilung 3, dem polizeilichen Staatsschutz, Dienst.
Er suchte das Geschäftszimmer auf, das gleichzeitig auch Vorzimmer des Abteilungsleiters, Kriminaldirektor Dr. Starke, war, und wechselte ein paar Worte mit der Sekretärin Edith Beyer, besorgte sich einen Becher Kaffee und zog sich in sein Büro zurück. Er gönnte sich einen Blick in die Morgenzeitungen, bevor er sich mit spitzen Fingern einen der Aktendeckel zur Hand nahm und mit dem Studium begann.
Nach zwei Stunden Schreibtischarbeit wurde Lüder durch das Klingeln seines Telefons unterbrochen.
»Vollmers«, meldete sich der bärtige Hauptkommissar der Bezirkskriminalinspektion Kiel. Dort war er Leiter des ersten Kommissariats, des K1, das unter anderem für Straftaten gegen Leib und Leben zuständig war. Der Volksmund nannte diesen Bereich schlicht »Mordkommission«.
»Moin, Herr Vollmers. Laufen die Geschäfte gut?«, fragte Lüder.
»Im Unterschied zur Wirtschaft würden wir über eine rückläufige Auftragsquote nicht klagen«, erwiderte Vollmers. »Aber vielleicht können wir Sie an unseren Aktivitäten beteiligen.«
Sie hatten in der Vergangenheit bereits
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