Stoerfall in Reaktor 1
Frage.
»Keine Ahnung«, sagt Lukas.
»Ich auch nicht«, meint Hannah. »Ich hab nichts weiter mit Jannik zu tun, wir sind nur in einem Jahrgang, das ist alles.«
Der Polizist nickt vielsagend, als könnte er sich seinen Teil schon denken. Dann fordert er Hannah nochmals auf, ihn nach oben in ihr Zimmer zu begleiten.
»Ich ruf dich später an«, sagt Hannah laut zu Lukas, während der Polizist langsam vorgeht. »Mach dir keine Sorgen, ich komm schon klar.« Sie schiebt ihn in Richtung Fahrrad, als solle er jetzt endlich machen, dass er wegkommt. Dabei fügt sie noch schnell flüsternd hinzu: »Ich halte sie ein bisschen auf. Versuch solange rauszukriegen, was bei Jannik los ist!«
Als Lukas in die Hofeinfahrt einbiegt, steht Jannik vor der Hintertür des Hauses und redet mit seinem Vater. Es scheint, als hätten die beiden Streit miteinander. Kaum dass Janniks Vater Lukas sieht, dreht er sich wortlos um und geht zur Baustelle hinüber.
»Mann, Alter!«, beginnt Jannik sofort, als Lukas vor ihm zum Stehen kommt. »Irgendwer hat bei uns eingebrochen! Aber sie waren nur bei mir im Zimmer und haben den PC plattgemacht. Und die Festplatte haben sie auch noch mitgenommen. Hier, sie sind durch die Hintertür rein, siehst du?« Er zeigt auf das Schloss, das aufgestemmt wurde. »Voll auf die brutale Tour, Brechstange oder so. Sie müssen das Haus beobachtet haben, anders geht es nicht. Sie sind rein, als wir gerade noch am Friedhof waren. Meine Mutter ist schon den ganzen Tag in der Stadt, aber mein Alter ist erst um kurz vor zwei zum Baumarkt, hat er gesagt. So lange müssen sie gewartet haben. Nur von den Polen auf der Baustelle haben sie nichts mitgekriegt, weil die unten im Bunker gearbeitet haben. Aber einer von denen hat sie dann gesehen, als sie wieder raus sind. Zwei Typen, hat er gemeint. Seine Beschreibung könnte auf diesen Koschinski und den anderen passen, aber muss auch nicht sein, âºbisschen komische Männerâ¹, hat er gesagt, und der eine hätte einen Anzug angehabt und bei dem anderen wusste er es nicht mehr. Sie haben meinen Vater auf dem Handy angerufen und der hat noch vom Baumarkt aus mit den Bullen telefoniert. Weil er noch nicht wusste, dass sie nur bei mir im Zimmer waren. Jetzt hat er Muffen, dass ich irgendwelchen Scheià gebaut habe, aber es ist zu spät, die Bullen sind schon unterwegs, die müssen jeden Moment hier sein â¦Â«
»Haben eure Polen wenigstens noch ein Auto gesehen oder so was?«, fragt Lukas schnell in Janniks Atempause hinein.
»Klar, haben sie! Aber nützt nichts: âºBisschen komisches Auto, vielleicht Volkswagen. Oder bisschen komischer Mercedes, kann auch sein BMW. â¹ Bei ihm ist alles ein bisschen komisch und von Autos hat er sowieso keine Ahnung, guck dir mal die Gurke an, mit der sie immer kommen!« Jannik zeigt auf den verrosteten Toyotabus, der neben der Scheune parkt. »Aber was ist überhaupt mit Hannah?«, fragt er unvermittelt, als wäre ihm erst jetzt wieder eingefallen, wo Lukas gerade herkommen muss.
»Dasselbe«, sagt Lukas. »Sie haben ihren Laptop mitgenommen. Alles weg, unser ganzes Material. Blöderweise haben sie auch den Stick und die Sicherungs- CD gefunden. Wir haben nichts mehr.«
»Das ⦠das ist nicht wahr«, stammelt Jannik und schluckt schwer. »Und bei dir? Waren sie da etwa auch? Warst du schon bei dir zu Hause?«
»Natürlich nicht, wann denn? Aber â¦Â« Lukas überlegt. »Mein Vater ist zur Arbeit, klar, und meine Mutter ist ja noch bei Karlotta im Krankenhaus â¦Â«
»Also war keiner da«, stellt Jannik fest. »Ich würde sagen, du solltest vielleicht ganz schnell mal â¦Â«
»Ich hoffe, du irrst dich«, sagt Lukas, während er schon auf sein Rad steigt. »Lass uns heute Abend treffen, ich melde mich. Wir müssen uns was einfallen lassen!«
»Wir sind am Arsch, vergiss es. Und dein Redakteur da war so was von sauer, das glaubst du nicht. Der denkt, wir hätten ihm nur einen vom Pferd erzählt, da brauchen wir uns unter Garantie nicht noch mal zu melden!«
Eigentlich weià Lukas schon, was ihn erwartet, noch bevor er auch bei ihnen zu Hause die aufgebrochene Haustür sieht. Und in seinem Zimmer hat sich jemand zielgerichtet nur an seinem Computer zu schaffen gemacht, das Gehäuse liegt auf dem Boden, die Festplatte ist weg. Der Stapel selbst gebrannter CD s
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