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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Kochgeschirr und den zuletzt geworfenen Jungen auf dem Rücken achtzig, hundert Meilen am Tag, und die Männer legen mit ihren Gäulen die dreifache Strecke zurück. Selbst wenn wir sie bereits vor Augen haben, entkommen sie uns noch.«
    Während Thonal seinem Ärger weiter Luft machte und dabei dem Steckrübenwein kräftig zusprach, dachte Erulim nach. Der Begriff Kessan kam ihm bekannt vor, doch es dauerte eine Weile, bis er ihn einordnen konnte. So hatten sich vor dem Südkrieg die wandernden Hirten dieser Lande genannt, ein von den Bürgern der Städte und den sesshaften Bauern verachtetes Volk, das selbst nicht gewusst hatte, ob es nun zu den Wardan, den Tawalern oder Ardhun zählte.
    Wahrscheinlich stammten sie von allen drei Völkern ab, nahm Erulim an und haderte mit seinem Vertrauten Neldion von Tharalin, weil dieser bei der Planung des Kriegszuges nicht an diese Nomaden gedacht hatte. Denen war es natürlich leichtgefallen, vor den Heeren der Eroberer in abgelegene Gegenden auszuweichen und sich dort zu verstecken. Dann aber schob er diesen Gedanken beiseite. Ohne den Fluch von Rhyallun und den Rückzug der Könige, die er dem verfluchten Rhondh zu verdanken hatte, gäbe es hier genug Krieger und magische Macht, um dieses Gesindel zu finden und auszurotten.
    »Weshalb fordert Ihr nicht Hilfe aus dem Westen an?«, fragte er Thonal, nachdem dieser sich seinen größten Unmut vom Herzen geredet hatte.
    Der Herr der Siedlung lachte bitter auf. »Unsere Verwandten in Thilion und den anderen grünen Reichen lecken sich immer noch ihre Wunden. Von denen ist niemand bereit, hierherzukommen und auf kargem Boden zu siedeln. Nein, Herr Erulim, wir stehen allein! Bei unserem Herrn Tenelin! Manchmal denke ich, es wäre besser, wieder in die Heimat zurückzukehren und die fruchtbare Erde Thilions zu beackern, und wenn ich mich selbst vor den Pflug spannen und mein Weib ihn führen müsste.«
    Die Mutlosigkeit, die aus Thonal sprach, reizte Erulim. Solange dieses Land durch den Fluch von Rhyallun vom Rest der Reiche des Ostens abgetrennt war, gab es keine andere Möglichkeit, als es durch Menschen aus dem Westen besiedeln zu lassen. Das sagte er dem Herrn der Palanke auch und fragte ihn, weshalb sie sich nicht selbst Nachschub von der anderen Seite des Stromes besorgten.
    »Ihr habt doch in diesem Krieg genug Beute gemacht, um Sklaven und Lebensmittel herüberholen zu können. Der grüne Tempel von Edessin Dareh soll euch Artefakte besorgen, um den Boden zu entgiften. Dann werdet ihr ebenso wie eure Reben hier anwachsen und das alte Reich von Raleon wieder entstehen lassen.«
    Thonal lachte hart auf, entschuldigte sich aber sofort. »Verzeiht, ehrwürdiger Herr Erulim, doch Ihr seid ein Hoher Herr aus dem Westen und seht die Sache von Eurer Warte aus. Wir Menschen besitzen nicht die gewaltigen Kräfte Eures Volkes, sondern müssen mit den Einschränkungen auskommen, welche die Natur uns auferlegt hat. Zwar wurde hier viel Gold erbeutet, doch der Krieg war teuer, und was übrig blieb, wanderte in die Taschen der ganz hohen Herrn, die mit ihren Schätzen wieder nach Westen gezogen sind. Für uns, die hierbleiben mussten, gab es nur kümmerliche Reste.
    Jetzt ist der Strom unser Feind. Weder beherrschen wir die Kunst, große Schiffe zu bauen, noch wäre es uns möglich, dies zu tun. Dscherer und Lanarer , die mit ihren Schiffen diese Seite des Großen Stromes befahren, machen Jagd auf das kleinste Boot. Selbst Männer, die mit Netzen am Strom Fische fangen wollen, sind vor ihnen nicht sicher. Das wenige, das aus dem Westen zu uns kommt, wird von den Goisen im Süden herüber geschmuggelt, und die lassen sich jeden Sack und jede noch so kleine Kiste teuer bezahlen.«
    »Aber ihr habt doch gewiss die Möglichkeit, mich über den Strom zu bringen.« In dem Augenblick ärgerte Erulim sich, dass er sein Boot in den Strom gestoßen hatte. Der Toisserech stellte eine magische Grenze dar, die er selbst mit seinen ausgezeichneten Versetzungsartefakten nicht zu überwinden wagte.
    Sein Gastgeber hob mit einer resignierenden Geste die Hände. »Es tut mir leid, ehrwürdiger Herr Erulim. Doch hier und auch weiter im Süden wagt keiner diese Fahrt. Ihr werdet bis zu den Sümpfen der Goisen gehen müssen, damit diese Euch nach Westen bringen.«
    Diese Nachricht gefiel Erulim ganz und gar nicht, bedeutete sie doch, entweder fünfhundert Meilen zu Fuß durch verwildertes Land zu wandern und dabei vor streifenden Kessan auf der Hut zu sein

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