Stolz der Kriegerin
Verzweiflung, aber freiwillig angeboten. Elanahs Auslieferung mag ihm zur Schande gereichen, aber sie muss erfolgen, wenn man nicht riskieren will, dass jeder bei den Göttern beschworene Vertrag angezweifelt oder gar gebrochen werden kann. Die Folge wäre ein Chaos auf der westlichen Seite des Stromes, das die Reiche des Ostens für einen Angriff ausnutzen könnten. Daher wirst du Elanah nach Osten bringen.«
Laisa starrte Khaton an, als wäre er nicht mehr bei Verstand. »Was soll ich???«
»Du wirst Elanahs Brautzug nach T’wool führen. Da du schon drüben warst, kennst du dich aus. Außerdem hast du diese Tivenga-Hexe an deiner Seite.«
»Aber ich kann als Weiße nicht nach T’wool und mich wegen der Grünen, die ich begleiten soll, auch nicht als Blaue verkleiden«, wandte Laisa ein.
»Das ist ein Problem, das ich ebenfalls sehe. Aber zum Glück strahlst du nicht besonders stark weiß. Außerdem bekommst du eine Ausrüstung, die deine magische Ausstrahlung abschirmt. Wie du siehst, habe ich mir bereits Gedanken gemacht.«
Während Khaton aussah, als würde er Beifall erwarten, stampfte Laisa wütend auf den Boden. »Ich weigere mich!«
»Das kannst du nicht! Es gibt nämlich keine zweite Person, der ich zutraue, die Braut unbeschadet nach Osten zu bringen. Passiert der Prinzessin etwas, bedeutet das Krieg, und zwar einen, gegen den der Südkrieg trotz aller Schrecken noch harmlos war.«
Obwohl Laisa die Sache gegen den Strich ging, verstand sie Khatons Beweggründe, aber auch die der grünen Priester von Edessin Dareh. Hätten diese einen mit heiligen Eiden abgesicherten Vertrag für ungültig erklärt, würde jeder um seines Vorteils willen einen bei den Göttern beschworenen Vertrag brechen und sich dabei auf diesen Präzedenzfall berufen können. Um diese Gefahr zu vermeiden, waren der Tempel und der Evari bereit, das Mädchen zu opfern. Laisa selbst hatte in ihrer Jugend gelernt, dass Verträge unter allen Umständen eingehalten werden mussten, und so konnte sie Khatons Entscheidung, die Prinzessin über den Fluss zu schicken, verstehen – auch wenn sie das Mädchen selbst bedauerte. Andererseits hatte sie Arendhar von T’wool kennengelernt und nahm nicht an, dass er seine Braut schlecht behandeln würde.
Daher senkte sie betrübt den Kopf. »Ich mache es.«
»Sehr gut!« Khaton klopfte ihr auf die Schulter und zeigte dann wieder auf die Karte. »Schau her! Ich erkläre dir, auf was du während dieser Reise alles achten musst.«
Bevor er dazu kam, brachte Laisa noch einen Einwand vor. »Was ist mit Rongi ? Er ist blaumagisch und wird sich in der Begleitung von Grünen nicht wohl fühlen. Und da ist auch noch Borlon . Er ist mir zwar auf der Suche nach dem Stern der Göttin in den Osten gefolgt, aber ich glaube nicht, dass er sich danach sehnt, in das Herz von T’wool zu reisen.«
»Wie ich die beiden kenne, müsste ich sie versteinern, damit sie dir nicht folgen. Außerdem brauchst du Helfer, auf die du dich verlassen kannst. Also werde ich mir etwas einfallen lassen. Aber nun hör mir endlich zu!«
☀ ☀ ☀
Laisa kehrte so in Gedanken zu ihren Gefährten zurück, dass sie Rongi erst wahrnahm, als es beinahe zu spät war. Der Katling hatte sich heimlich auf einen Baum geschlichen und wollte auf ihren Rücken springen. Bevor er sich jedoch an ihr festkrallen konnte, schnellte Laisa herum und pflückte ihn aus der Luft.
»Um mich überraschen zu können, musst du noch ein wenig üben«, sagte sie mit leisem Spott und setzte den jungen Katzenmenschen auf dem Boden ab.
Rongi maunzte beleidigt, blieb aber an ihrer Seite. »Was hat der weiße Zauberer erzählt?«
»Du wirst warten können, bis wir bei Ysobel und Borlon sind. Ich will nicht alles dreimal berichten müssen«, beschied Laisa ihm und sauste aus dem Stand los, so dass Rongi ihr kaum folgen konnte.
»Du bist wirklich die schnellste Katzenfrau, die ich je gesehen habe«, rief er keuchend, während er von Ast zu Ast sprang und doch immer weiter hinter ihr zurückblieb.
»Ich war immer die Beste!« Ein gewisser Stolz sprach aus Laisas Worten, auch wenn hier in den Dämmerlanden andere Werte zählten als Schnelligkeit, eine gute Nase und Geschick im Kampf.
Da war vor allem diese Magie, mit der sie nicht so zurechtkam, wie sie es sich wünschte. Doch sie war einfach nicht dazu geboren, endlose Buchstabenreihen auf magisches Papier zu schreiben, um irgendwann damit Lichtsteine zum Leuchten zu bringen. Natürlich gab es auch
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