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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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verlassen wollen, hoffe ich; ich hörte, Sie haben nur für so kurze Zeit gemietet.«
    »Ich tue nun einmal alles so plötzlich«, erwiderte Bingley. »Sollte es mir einfallen, Netherfield verlassen zu wollen, dann würde ich wahrscheinlich innerhalb von fünf Minuten schon fort sein. Im Augenblick fühle ich mich jedoch sehr seßhaft hier.«
    »Gerade so habe ich Sie eingeschätzt«, sagte Elisabeth.
    »Sie fangen schon an, mich zu durchschauen?« fragte er sie lächelnd.
    »Oh ja — ich glaube, Sie vollkommen zu kennen.«
    »Ich würde das ja gern als ein Kompliment auffassen. Aber es ist doch ziemlich erbärmlich, sich so leicht durchschauen zu lassen.«
    »Wie man’s nimmt; es ist, finde ich, gar nicht gesagt, daß ein schwieriger Charakter besser oder schlechter sein muß als der Ihre.«
    »Lizzy!« rief Mrs. Bennet ermahnend, »vergiß nicht, wo du dich befindest, und laß dich hier nicht so hemmungslos gehen, wie man es dir zu Hause bedauerlicherweise erlaubt.«
    »Ich wußte gar nicht«, fiel Bingley sogleich ein, »daß Sie Charaktere zu lesen verstehen. Es muß eine recht amüsante Beschäftigung sein.«
    »Ja, und am amüsantesten sind die schwierigen Fälle. Den einen Vorteil haben sie.«
    »Auf dem Lande«, mischte sich jetzt Darcy in die Unterhaltung, »werden Sie wohl schwerlich sehr viel Gelegenheit erhalten, Ihre Studien zu treiben. Die Gesellschaft hier ist doch recht gleichförmig und eng begrenzt.«
    »Aber alle Menschen ändern sich so sehr in sich selbst, daß man ständig Neues an ihnen entdecken kann.«
    »Allerdings!« rief Mrs. Bennet, die sich durch die Art, wie er über die ländliche Gesellschaft gesprochen hatte, persönlich gekränkt fühlte. »Allerdings! Sie können mir glauben, das kann man hier auf dem Lande genau so erleben wie in der Stadt.«
    Niemand war auf einen solchen Ausbruch gefaßt gewesen, und Darcy wandte sich schweigend ab. Mrs. Bennet nutzte den vermeintlichen Sieg über ihn zu einem weiteren Triumph aus.
    »Ich weiß überhaupt nicht, worin der vielgerühmte Vorzug Londons bestehen soll; etwa in den paar Geschäften und Vergnügungsstätten? Das Leben auf dem Lande ist doch unvergleichlich viel angenehmer als das in der Stadt; finden Sie nicht auch, Mr. Bingley?«
    »Wenn ich mich auf dem Lande befinde«, entgegnete er, »möchte ich es nie wieder verlassen; doch wenn ich in der Stadt bin, geht es mir auch nicht viel anders. Beides hat seine Vorteile, und ich fühle mich hier wie dort zu Hause.«
    »Sie haben eben die richtige Einstellung. Aber der Herr dort«, und sie blickte zu Darcy hinüber, »schien das Leben auf dem Lande für gar nichts zu erachten.«
    »Du irrst dich, Mutter«, sagte Elisabeth, die anfing, sich für ihre Mutter zu schämen. »Du hast Mr. Darcy ganz falsch verstanden. Er wollte nur sagen, daß man auf dem Lande nicht so viele und so verschiedene Menschen antrifft wie in der Stadt; und darin mußt du ihm doch recht geben.«
    »Gewiß, Liebling, das hat auch niemand behauptet. Aber was die Anzahl betrifft — ich glaube nicht, daß es irgendwo sonst einen so großen geselligen Kreis gibt wie gerade hier bei uns. Wir zum Beispiel verkehren in mindestens zwei Dutzend Familien!«
    Nur aus Rücksicht auf Elisabeth gelang es Bingley, seinen Ernst hierbei zu wahren. Seine Schwester war weniger feinfühlend und richtete ihren Blick mit einem vielsagenden Lächeln auf Darcy. In der Hoffnung, ihre Mutter auf andere Gedanken zu bringen, fragte Elisabeth, ob Charlotte Lucas seit ihrer Abwesenheit einmal dagewesen wäre.
    »Ja, sie besuchte uns gestern mit ihrem Vater. Ein ungewöhnlich netter Mensch, dieser Sir William! Finden Sie das nicht auch, Mr. Bingley? So ganz der Mann von Welt: vornehm und ungezwungen; immer weiß er jedem etwas Nettes zu sagen. Das verstehe ich unter Wohlerzogenheit; und die Leute, die sich so wichtig vorkommen, daß sie nicht einmal ihren Mund aufmachen können, die verkennen völlig, daß sie auf falschem Wege sind.«
    »Blieb Charlotte zum Essen?«
    »Nein, sie wollte durchaus nach Hause. Ich nehme an, man brauchte sie in der Küche. Bei mir, Mr. Bingley, müssen das die Dienstboten tun. Meine Töchter sind anders erzogen worden. Aber jeder nach seinem Geschmack, und die Lucas-Töchter sind wirklich sehr liebe Mädchen. Zu schade, daß sie nicht hübsch sind! Nicht, daß ich Charlotte nichtssagend finde — aber sie ist ja auch unsere liebste Freundin!«
    »Sie schien mir eine sehr nette junge Dame zu sein«, sagte

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