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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Elisabeth von Lydia erhielt, bewies ihr deutlich, daß jedenfalls seine Frau eine solche Hoffnung hegte.
    ›Meine liebe Lizzy!
    Von Herzen alles Gute! Wenn Du Deinen Darcy nur halb so gern hast, wie ich meinen lieben Mann, dann wirst Du sehr glücklich werden. Es ist mir eine sehr große Beruhigung, dass Du so reich sein wirst, und wenn Du nichts Besseres zu tun hast, dann wirst Du, hoffe ich, an uns denken. Ich weiß, daß mein Mann sehr gern eine Stellung bei Hofe annehmen würde, aber ich glaube nicht, daß wir das ohne jede Unterstützung erreichen können. Ihm wäre alles recht, was jährlich etwa drei- bis vierhundert Pfund einbringt. Aber wenn Du nicht magst, sage Darcy nichts davon.
    Deine Lydia‹
    Elisabeth mochte durchaus nicht, und sie versuchte, in ihrer Antwort jeder Erwartung in dieser Richtung ein für allemal ein Ende zu machen. Immerhin ließ sie es sich nicht nehmen, ihrer jüngsten Schwester wenigstens so weit auszuhelfen, wie sie es aus den Ersparnissen von ihrem eigenen Taschengeld tun konnte. Es war ihr schon von Anfang an klar gewesen, daß die beiden, die so verschwenderisch und gedankenlos in den Tag hineinlebten, nur sehr knapp mit ihren Einkünften auskommen konnten. Jedesmal, wenn Wickham in eine andere Garnison versetzt wurde, kamen entweder an Elisabeth oder an Jane kurze Schreiben mit der Bitte, etwas zur Begleichung der an ihrem bisherigen Wohnort aufgelaufenen Schulden beizusteuern. Selbst als das Regiment nach Friedensschluß aufgelöst wurde, setzten sie ihr unruhiges Wanderleben fort, immer auf der Suche nach einer billigen Unterkunft und immer weit über ihre Verhältnisse lebend. Wickhams Neigung zu seiner Frau war schon bald einer vollkommenen Gleichgültigkeit gewichen: sie selbst bewahrte sich ihre Liebe ein wenig länger; und trotz ihrer großen Jugend und ihres Leichtsinns setzte sie das Ansehen, das die Ehe ihr verliehen hatte, nicht aufs Spiel.
    Es konnte natürlich keine Rede davon sein, daß Darcy Wickham nach Pemberley einlud, aber um Elisabeths willen förderte er ihn nach wie vor in seinem Beruf. Lydia besuchte sie zuweilen, meist immer dann, wenn ihr Mann einmal nach London gefahren war, um sich einen vergnügten Tag zu machen; und bei den Bingleys luden sich die Wickhams selbst so häufig und für so lange Zeit ein, daß sogar der gutmütige Bingley davon sprach, er müsse ihnen doch noch einen Wink geben, damit sie endlich wieder abreisten.
    Caroline empfand zwar Darcys Heirat mit Elisabeth als eine persönliche Beleidigung; aber da sie sich nicht um das Vergnügen bringen wollte, Schloß Pemberley auch weiterhin besuchen zu dürfen, bezwang sie ihren Groll, war liebenswürdiger denn je zu Georgiana, nicht minder aufmerksam zu Darcy und bemühte sich, nachzuholen, was sie Elisabeth an Höflichkeit schuldig geblieben war.
    Georgiana wohnte jetzt ständig auf Pemberley, und zu Darcys Freude waren seine Frau und seine Schwester einander so herzlich zugetan, wie er es erhofft hatte. Georgiana hegte die größte Verehrung für Elisabeth, obwohl sie anfangs nicht selten erschrak, wenn sie hörte, wie lebhaft Elisabeth mit ihrem Mann umsprang. Sie mußte jetzt mit ansehen, wie ihr Bruder, zu dem sie immer mit einem Respekt aufgesehen hatte, der ihre Liebe zu ihm fast noch übertraf, wie diese Respektsperson ganz respektwidrig geneckt wurde. Sie konnte jetzt ihr Wissen um manche Erfahrung bereichern, zu der sich ihr früher keine Gelegenheit geboten hatte. An Elisabeths Beispiel lernte sie, daß eine Frau sich ihrem Mann gegenüber Freiheiten herausnehmen darf, die ein Bruder seiner um zehn Jahre jüngeren Schwester niemals gestatten wird.
    Lady Catherine war natürlich höchst empört über die Heirat ihres Neffen; und da sie in ihrer Antwort auf seinen Brief ihrer Offenheit keinerlei Zwang auferlegte, enthielt der Brief so viele Beleidigungen, vor allem für Elisabeth, daß die Verbindung zwischen den beiden Häusern für lange Zeit abgebrochen war. Aber schließlich überredete Elisabeth ihren Mann, die Unfreundlichkeit seiner Tante zu vergessen und eine Versöhnung anzubahnen. Nach einigem anfänglichen Widerstand ließ Catherine sich schließlich dazu herbei, sich persönlich davon zu überzeugen, wie Elisabeth sich als Herrin von Pemberley ausnahm — ob nun aus Liebe zu ihrem Neffen oder aus bloßer Neugierde, mag dahingestellt bleiben. Sie willigte gnädigst in einen Besuch ein trotz der Verschandelung, die der alte Familienbesitz zweifellos nicht nur durch die

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