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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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zustoßen oder wenn jemand es stehlen würde. Das würde mich schwer treffen, ungefähr so wie den guten alten Hiob.«
    »Ich werde mich gut drum kümmern.«
    »Als wären Sie seine Mutter und als wär’s ein Fohlen an Ihren Titten.«
    »Jawohl, Sir, genau so.«
    Der Reverend aß seine Bohnen und trank Wasser, während sich das Pferd in der Obhut des Wirts befand. Bevor er wieder aufbrach, ließ das Pferd ein paar Pferdeäpfel auf den Fußboden klatschen, die einen beißenden Geruch im Raum verbreiteten. Schlimmer als der Saustall, den die Männer und Frauen letzte Nacht hier angerichtet hatten, war es allerdings auch nicht, nur größer und frischer.
    »Machen Sie das weg, oder lassen Sie es liegen«, sagte der Reverend zum Wirt. »Das überlasse ich ganz Ihnen.«
    Jebidiah ging nach draußen. Hier war die Luft ein wenig besser. Er schaute den Hang hinauf zum Schlund des Bergwerks. Wie er da so stand, hörte er hinter sich jemanden näher kommen. Mit gezogenem 36er Navy drehte er sich um.
    »Hoppla«, sagte eine dicke Frau in einem karierten Hemd, weiten Schlabberhosen und mit einem alten Colt im Gürtel. »Machen Sie kein Loch in mich rein. Ich hab schon alle, die ich brauch. Und eins macht, abgesehen vom Pinkeln, nur Ärger. Jeder Kerl versucht, mir da was reinzustecken, obwohl ich fett wie ein Schwein und doppelt so gemein bin. Aber wenigstens seh ich besser aus.«
    »Schmähen Sie nicht den Körper, den Gott Ihnen gegeben hat.«
    »Der muss aber eine seltsame Laune gehabt haben, als ich den gekriegt hab.«
    »Er ist ein Spieler«, sagte der Reverend.
    »Sie sollten auf sich aufpassen, Mister. Ich war im Saloon und hab gesehen, was Sie angerichtet haben.«
    »Ich habe Sie gar nicht bemerkt.«
    »Ich war schlau genug, auf meinem Bett unter der Decke zu bleiben. Als ich Sie gesehen hab, wusste ich gleich, dass es Ärger geben wird. Einige der Kerle da drin waren mit den beiden Fettsäcken befreundet, andere wollen Ihnen einfach nur die Waffen und den Hut abnehmen, und vielleicht bringen sie Sie um, nachdem sie Ihnen ihre Dödels eine Runde lang in den Arsch gesteckt haben. Will sagen, die sind hinter Ihnen her.«
    »Die sollen ruhig kommen.«
    »Ich sag nicht, dass Sie kein Prachtkerl sind, aber das sind viele, und Sie sind nur einer, und das ist nicht viel.«
    »Wieso erzählen Sie mir das?«
    »Die beiden, die Sie umgebracht haben, waren meine Vettern.«
    Die Miene des Reverend wurde ernst. »Ich kann mich dafür nicht entschuldigen. Sie wollten mich töten.«
    »Darauf können Sie wetten, und ich werd sie bestimmt nicht vermissen. Ich mein’s ernst. Ich konnt sie nicht ausstehen. Die haben mich gefickt, als ich noch klein war. Mich, den Hund, Ziegen, Pferde, Kühe, Mama, zur Hölle, soweit ich weiß sogar meinen alten Herrn. Alles eben. Aber was ich eigentlich sagen wollte: So schwer das zu glauben ist, sie hatten Freunde, und die sind gemeiner als ein Nest wütender Klapperschlangen. Die werden sich rächen wollen.«
    »Das könnte ein Problem sein, denn ich bin wegen anderer Dinge hier.«
    »Sie sehn gar nicht aus wie ’n Bergarbeiter.«
    »Das bin ich auch nicht.«
    »Sie sehn aus wie ’n Prediger.«
    »Das bin ich auch.«
    »Sie benehmen sich allerdings nicht wie einer.«
    »Aber nur, weil die meisten Prediger gar nicht wissen, worum es bei der Religion geht. Wenn man erst mal weiß, dass es darum geht, dass wir unter der Fuchtel des Allmächtigen stehen, der ungefähr so barmherzig und liebenswert wie ein wütender Dachs ist, dann weiß man, wie man sich verhalten muss. Ich erwarte keine Gnade von denen, die keine gewähren, also gewähre ich ihnen auch keine. Dafür aber denen, die sie brauchen.«
    »Hat dieser Jesus uns nicht alles vergeben?«, fragte sie.
    »Das hat er. Ich aber nicht. Außerdem suche ich nach dem Bösen in der Welt.«
    »Davon gibt’s hier genug.«
    »Ja, aber es gibt noch andere Übel. Von jenseits und von irgendwo unter uns. Von Orten, die man nicht sehen kann.«
    »Sag bloß.« Die dicke Frau deutete zum Minenschacht hinauf. »Da oben ist was. Heißt es jedenfalls. Sicher weiß ich’s nicht.«
    »Wieso sind Sie denn noch hier?«
    »Ich hab mir meinen Lebensunterhalt mit Kochen verdient. Dann ging das Fleisch aus, und die Rüben und alles andere auch. Bohnen kann schließlich jeder kochen. Ich wurde nicht mehr gebraucht, außer zum Vögeln, und darauf bin ich nicht so scharf. Drum wollte ich bald weiterziehen.«
    »Eine gute Idee, würde ich meinen.«
    »Hab sogar dran gedacht,

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