Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
gerne Geschäftliches und Vergnügliches auseinanderhalten, und außerdem sind Sie eine Dame, und Ihre Körpersäfte mit meinen zu vermischen, nur um des Vermischens willen, das entspricht nicht meiner Lebensweise.«
    »Aha«, sagte Flower. »So machen’s die Bergarbeiter jedenfalls. Diese Mistkerle haben nichts gegen Vermischtes, das kann ich Ihnen sagen. Ich hab’s auch nur in aller Freundschaft angeboten, weil ich nett sein wollte.«
    »Ich weiß, Flower. Und ich weiß das zu schätzen und werde das Angebot in Ehren halten.«
    Sie ritten zur Mine, immer höher hinauf. Der Reverend und Flower waren gut bewaffnet. Er hatte den Navy-Colt und das Henry-Gewehr sowie sein Bowiemesser dabei, sie eine doppelläufige Schrotflinte und den alten Colt, der in ihrem Gürtel steckte. In der Nähe des Stollens stiegen sie vom Pferd, banden Flowers Petroleumlampen, die sie aus ihrer Höhle mitgenommen hatten, von den Riemen an den Satteltaschen los und setzten den Aufstieg zu Fuß fort. Der Reverend führte sein Pferd. Weil der Mond hell genug war, zündeten sie die Lampen noch nicht an.
    »Ich weiß, Sie glauben, es gibt hier nur Bergarbeiter, die Menschen sind«, sagte der Reverend. »Aber machen Sie sich noch auf was anderes gefasst. Sie sind mir auf dem Weg hierher begegnet.«
    »Sie?«
    »Die Kobolde.«
    »Ko-was?«, fragte sie.
    »Kobolde.«
    »Was sind das?«
    »Sie leben tief im Dunkel der Erde. Genau wie die Menschen mögen sie Silber. Ich weiß nicht warum, vielleicht aus dem gleichen Grund, weshalb Menschen daran Gefallen finden. Ich weiß nicht viel über sie, nur was ich im Schwarzen Buch von Doches gelesen habe.«
    »Im was?« Flower runzelte die Stirn.
    »Das ist ein Buch über Hexerei, Zauberei und Dämonologie.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Und die kommen tief aus der Erde?«
    »Ja, und das ist alles, was ich weiß«, sagte er, dachte aber: Das ist alles, was du wissen musst, zumindest fürs Erste. Es brachte nichts, ihr zu erklären, dass sie auch Silber abbauten und außerdem eine Art Königin hatten. Er verstand das alles selbst nicht genau, aber er hatte davon gelesen.
    »Jedenfalls«, sagte er, »treiben sie sich hier oben rum, kommen von tief unter der Erde und können Menschen nicht leiden. Für sie sind Menschen nur für zweierlei gut. Als Sklaven, und als Nahrung.«
    »Nahrung?«, fragte sie.
    »Richtig.«
    »Sie fressen Menschen?«
    »Wieder richtig.«
    »Und wie sehen sie aus?«
    »Sie sind klein und haben Schwänze«, sagte der Reverend. »Einige zumindest. Die in dieser Gegend haben jedenfalls welche. Über weitere Besonderheiten kann ich nur spekulieren.«
    Flower zog eine Augenbraue hoch. »Tatsächlich? Schwänze, ja?«
    »Ich weiß, das klingt verrückt.«
    »Ganz und gar nicht, Reverend.«
    »Machen Sie sich nicht über mich lustig.«
    »In Ordnung.«
    »Sie werden schon sehen«, sagte er.
    »In Ordnung.«
    »Sie machen sich über mich lustig«, sagte der Reverend.
    »Nur ein bisschen«, antwortete Flower.
    In der Nähe der Mine banden sie das Pferd an einen dünnen Baum. Der Reverend knüpfte aus einem Stück Seil eine Trageschlinge für sein Henry-Gewehr und hängte es sich auf den Rücken. Flower machte das Gleiche mit ihrer doppelläufigen Schrotflinte. Dann gingen sie weiter. Am Eingang der Mine lag die Leiche eines Bergarbeiters, der schon eine Weile tot war. Ihm fehlte der Kopf, und der Rest seines Körpers bestand nur noch aus Knochen, die in seinem Hemd, den Hosen und den Schuhen steckten. Neben ihm lagen eine Hacke und eine Holzkiste.
    »Glauben Sie immer noch, dass Hunde den Leuten die Köpfe abgefressen haben?«, fragte der Reverend.
    »Also, wenn sie Menschen fressen, verschwenden sie ganz schön viel von dem guten Fleisch«, sagte Flower.
    »So, wie ich es gelesen habe, mögen sie die Köpfe und manchmal noch die Füße.« Der Reverend zog die Schuhe der Leiche von den Hosen weg. Die Füße waren verschwunden, und es waren nur noch Knochenstümpfe übrig. »Sehen Sie?«
    »Das ist merkwürdig«, sagte Flower.
    Der Reverend untersuchte die Holzkiste und brach sie dann mit dem Messer auf. »Dynamit«, sagte er.
    »Das Zeug mag ich gar nicht«, sagte Flower und trat einen Schritt zurück.
    »Das ist ungefährlich, solange es nicht angezündet wird«, sagte Jebidiah.
    »Das hätte der Letzte, der in die Luft geflogen ist, auch gesagt, wenn er nicht in die Luft geflogen wär«, erwiderte Flower.
    Der Reverend nahm vier Stangen aus der Kiste und schob sie in die Manteltasche. Er

Weitere Kostenlose Bücher