Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
dein Onkel und ich hatten nie vor, unseren Lebensabend hier zu verbringen. Wir haben den Wert des Hauses schätzen lassen, und es sieht so aus, als könnten wir uns recht frei aussuchen, wohin wir gehen.“ Sie lächelte. „Ganz schön aufregend!“
„Allerdings“, stimmte Chloé ihr leise zu. Und ich habe ja selbst aufregende Pläne, also darf ich den beiden ihr Abenteuer nicht missgönnen, ermahnte sie sich.
„Wir haben schon angefangen, Dinge auszusortieren“, erzählte Tante Libby weiter. „Im Laufe der Jahre sammelt sich ja so viel Zeug an, das man gar nicht braucht! Von deinen Sachen haben wir natürlich nichts weggegeben“, versicherte sie schnell. „Du findest alles in beschrifteten Kartons auf dem Dachboden.“
In Ians Cottage ist bestimmt Platz dafür, dachte Chloé. Von ihren alten Spielsachen würde sie nur den Teddy aufheben, den ihr Vater nach ihrer Geburt auf dem Rückweg von Saudi-Arabien mitgebracht hatte. Und ihre alten Bücher wollte sie für die Kinder aufheben, die sie und Ian bekommen würden. Diesmal war die Vorfreude, die sie sonst beim Gedanken an die gemeinsame Zukunft erfüllte, merkwürdig gedämpft. Ihre Rückkehr war insgesamt nicht so verlaufen wie erwartet. Angefangen hatte das mit dem demütigenden Erlebnis an der Tankstelle. Bestimmt wird alles besser, wenn Ian sich erst einmal meldet, dachte Chloé, und genau in diesem Moment klingelte das Telefon.
„Das ist bestimmt für dich“, sagte Tante Libby und widmete sich wieder der Zubereitung des Cottage Pies fürs Abendessen.
„Was ist denn mit deiner Stelle?“, wollte Ian wissen, nachdem sie einander mehrfach versichert hatten, wie schön es war, miteinander zu sprechen. „Wurdest du entlassen?“
„Natürlich nicht!“, antwortete Chloé perplex. „Meine Arbeitgeber wollten sogar, dass ich im Sommer mit nach Südfrankreich komme und dafür sorge, dass in ihrer Villa alles glattläuft.“
„Und das hast du ausgeschlagen, um nach Willowford zurückzukommen?“, fragte Ian verständnislos.
Nein, dachte Chloé. Ich habe abgelehnt, um bei dir zu sein. „Ich fand, es war an der Zeit, wieder nach Hause und ins wirkliche Leben zurückzukommen“, sagte sie und fragte nach einer kurzen Pause: „Wann sehen wir uns denn heute Abend?“
„Heute Abend schaffe ich es nicht“, erwiderte Ian seufzend. „Der Ausschuss des Ponyzüchtervereins tagt, und ich leite das Treffen, weil Mrs Hammond verreist ist. Warum hast du mir denn nicht früher erzählt, wann du zurückkommen würdest? Du weißt es doch sicher schon lange.“
Chloé war so enttäuscht, dass ihr die Tränen kamen. „Ich wollte dich überraschen.“
„Das ist dir auch gelungen.“ Ian schwieg kurz. „Wie wäre es, wenn ich uns für morgen Abend einen Tisch im Willowford Arms reserviere? Dann können wir uns beim Essen alle Neuigkeiten erzählen.“
Chloé wünschte, Ian würde vorschlagen, dass er direkt nach seinem Treffen abends noch bei ihr vorbeikam oder sie zumindest heute noch etwas trinken gingen. Bemüht, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, sagte sie: „Das klingt gut.“
„Ich hole dich morgen kurz vor acht ab“, sagte Ian kurz angebunden. „Und jetzt muss ich auflegen, ich erwarte nämlich einen Anruf von den Crawfords. Ihre Windhündin Kirsty wird bald werfen, und sie machen sich Sorgen.“
Als Chloé den Hörer auflegte, rief sie sich in Erinnerung, dass Ian und Onkel Hal als Tierärzte nun einmal rund um die Uhr im Einsatz waren. Die Welt geht nicht unter, nur weil wir uns erst morgen sehen, versuchte sie sich zu trösten. Morgen sieht bestimmt alles ganz anders aus.
3. KAPITEL
Genießerisch lag Chloé in der Wanne und sog den Rosenduft des Badeöls ein. In knapp zwei Stunden würde sie bei Ian sein. Bis dahin wollte sie sich nach besten Kräften pflegen, um einfach unwiderstehlich zu sein.
Es fiel ihr schwerer als gedacht, in den Alltag in Willowford zurückzufinden. Immerhin war die liebevolle Begrüßung durch ihren Onkel am Vorabend Balsam für ihre Seele gewesen. Und dass Ian verhindert gewesen war, hatten er und Libby gelassen hingenommen. „Ja, bei der Hündin könnte es durchaus Komplikationen geben“, war Hal Jacksons einziger Kommentar gewesen.
Nach dem Frühstück hatte er vorgeschlagen: „Du könntest zu Lizbeth Crane gehen und Flare ausführen, wenn du Lust hast. Sie hat sich bei der Gartenarbeit am Handgelenk verletzt, und Jack ist in Brüssel.“
„Das mache ich, sobald ich bei der Post war“, hatte
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