Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
Chloé sofort zugestimmt. Ein Spaziergang mit einer lieben Golden-Retriever-Hündin war sicher genau das Richtige.
„Du bist also wieder da“, stellte die Postbeamtin Mrs Thursgood mit fast unmerklichem Naserümpfen fest. „Dachte schon, du hättest uns für immer den Rücken gekehrt. Wir glaubten alle schon vor einem Jahr, du und dieser junge Tierarzt, ihr würdet das Aufgebot bestellen. Warte lieber nicht zu lange“, fügte sie hinzu. „Du wirst ja auch nicht jünger, und die Leidenschaft der Männer kühlt ebenso schnell wieder ab, wie sie entflammt.“
Chloé, der sehr bewusst war, dass die Wartenden hinter ihr in der Schlange begierig jedem Wort lauschten, riss sich mit aller Macht zusammen, bezahlte ihre Briefmarken und ging hinaus.
Aber das war noch nicht alles. Der Weg durch die Haupteinkaufsstraße war der reinste Spießrutenlauf. Schließlich hatte sie das Gefühl, laut aufschreien zu müssen, wenn ihr noch jemand sagen würde, dass sie im vergangenen Jahr ja sehr selten in Willowford gewesen war.
Doch zum Glück war Mr Crane hocherfreut über den Besuch und servierte ihr Kaffee und selbst gebackene Kekse. Flare wedelte und gab Pfötchen, was Chloé für einiges entschädigte.
Auch der Spaziergang war wunderschön: Die Sonne schien, und Flare tollte übermütig umher. Nach einer kurzen Meinungsverschiedenheit darüber, ob die Hündin sich in einem riesigen Kuhfladen herumwälzen durfte, wollten sie zum Dorf zurückgehen. Chloé zog gerade ein Gatter hinter sich zu, als das Getrappel von Pferdehufen ertönte. Ein wunderschöner kastanienbrauner Wallach kam auf sie zu. Doch als Chloé sah, wer im Sattel saß, zog sich ihr die Kehle zusammen.
„Guten Morgen.“ Darius brachte das Pferd zum Stehen und klopfte ihm auf den Hals. „Miss Benson macht also einen Spaziergang. Und ich hätte gedacht, die Leibesertüchtigung deiner Wahl würde eher im Heu stattfinden – unter Beteiligung deines Auserwählten.“
Chloé spürte, wie ihre Wangen zu brennen begannen. „Musst du eigentlich immer so unangenehme Bemerkungen machen?“
„Wieso? Ich bezog mich doch auf einen durchaus angenehmen Zeitvertreib“, entgegnete Darius mit unverschämtem Lächeln. „Aber vielleicht siehst du das ja anders. Das wäre allerdings jammerschade.“ Er ließ den Blick genüsslich über ihre Brüste gleiten, die sich unter der weißen Bluse abzeichneten, und dann weiter an ihren schlanken Armen entlang bis zu ihren weiblich gerundeten Hüften.
Chloé errötete noch heftiger. Schnell bückte sie sich und ließ Flare von der Leine.
„Nur aus Interesse: Warum führst du Lizbeth Cranes Hund aus?“
„Weil ich gern meinen Nachbarn helfe“, antwortete sie kurz angebunden. „Was du vermutlich nicht nachvollziehen kannst.“
„Im Gegenteil, auch ich lege Wert auf freundschaftlichen Umgang mit meinen Nachbarn und habe vor, dies in den nächsten Monaten unter Beweis zu stellen.“ Darius schwieg einen Moment und sagte dann: „Wenn die Liebe ein Wunder bewirkt hat und du tatsächlich zu einer Art barmherzigen Samariter mutiert bist, kannst du deinen Aktionsradius ja vielleicht bis nach Maynard Manor ausdehnen.“
Als Chloé ablehnen wollte, hob er beschwichtigend die Hand. „Bitte lass mich ausreden. Leider kann ich eins der Pferde, Orion, nicht so viel bewegen, wie ich sollte. Denn wenn ich mal Zeit habe, muss ich mich um Samson kümmern, der meinem Bruder gehört hat und, gelinde gesagt, ziemlich launisch ist. Früher konntest du ja verdammt gut reiten. Wenn du also bereit wärst, Orion Bewegung zu verschaffen, wäre ich dir überaus dankbar.“
Erstaunt sah Chloé ihn an, denn Dankbarkeit war keine Eigenschaft, die sie von Darius erwartet hätte. „Tut mir leid, das geht nicht. Falls du es vergessen hast, muss ich eine Hochzeit planen und vorbereiten.“
Eine Hand in die Hüfte gestützt, sah Darius sie nachdenklich an. „Nein, das habe ich nicht . Aber wird dich das wirklich jeden Tag von morgens bis abends in Anspruch nehmen? Wie viele Hundert Gäste willst du denn einladen?“
„Das geht dich nichts an. Warum kann Arthur denn nicht mit Orion ausreiten? Er arbeitet doch bestimmt für euch.“
„Weil das wegen seiner Arthritis leider nicht geht. Aber wenn ich ihn in den Ruhestand schicke und einen jüngeren Pferdepfleger einstelle, würde es ihm das Herz brechen. Außerdem empfindet mein Vater jede noch so kleine Veränderung momentan als sehr belastend.“
Chloé biss sich auf die Lippe. „Ach ja,
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