Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
entschuldigendes Grinsen. Offenbar wusste er, dass er etwas Falsches gesagt hatte, aber er hatte keine Ahnung, was es war. Vivenna kannte ihn so gut, dass sie in seinem Gesicht lesen konnte.
Juwelchen sah ihn an und lachte noch einmal.
Vivenna biss die Zähne zusammen. » Ich sollte ihn nach Idris zurückschicken«, sagte sie.
Denth drehte sich zu ihr um. » Hmm?«
» Parlin«, erklärte sie. » Meine anderen Führer habe ich schon lange entlassen. Er hätte sie begleiten sollen. Hier habe ich keine Aufgabe für ihn.«
» Er passt sich schnell an neue Situationen an«, sagte Denth. » Und er ist vertrauenswürdig. Das sind gute Gründe, ihn hierzubehalten.«
» Er ist ein Narr«, wandte Vivenna ein. » Er hat Schwierigkeiten, auch nur die Hälfte von dem zu verstehen, was im Augenblick vorgeht.«
» Es stimmt, dass er nicht die Klugheit eines Gelehrten hat, aber er scheint instinktiv zu wissen, wie man sich anpasst. Außerdem können wir schließlich nicht alle solche Genies sein wie Ihr.«
Sie warf Denth einen raschen Blick zu. » Was soll das heißen?«
» Das heißt, dass Ihr Eure Haarfarbe nicht in aller Öffentlichkeit ändern solltet, Prinzessin«, meinte Denth.
Vivenna zuckte zusammen und bemerkte, dass sie ihre Haare von einem stillen, ruhigen Schwarz zu einem Rot der Enttäuschung gewandelt hatten. Herr der Farben!, dachte sie. Ich war doch so gut darin, sie unter Kontrolle zu haben. Was ist bloß mit mir los?
» Macht Euch keine Sorgen«, sagte Denth und lehnte sich zurück. » Juwelchen hat kein Interesse an Eurem Freund. Das kann ich Euch versprechen.«
» An Parlin?«, schnaubte Vivenna. » Warum sollte mir das etwas bedeuten?«
» Ach, ich weiß nicht«, erwiderte Denth. » Vielleicht weil Ihr und er praktisch seit Eurer Kindheit miteinander verlobt seid?«
» Das ist überhaupt nicht wahr«, wehrte sich Vivenna. » Ich bin schon vor meiner Geburt mit dem Gottkönig verlobt worden!«
» Und Euer Vater hat immer gehofft, Ihr könntet stattdessen den Sohn seines besten Freundes heiraten«, sagte Denth. » Zumindest sagt Parlin das.« Er bedachte sie mit einem Grinsen.
» Dieser Junge redet zu viel.«
» Eigentlich ist er eher schweigsam«, wandte Denth ein. » Deshalb muss man sich ziemlich anstrengen, ihn zum Reden über sich selbst zu bringen. Wie dem auch sei, Juwelchen ist schon anderweitig gebunden. Macht Euch also keine Sorgen.«
» Ich mache mir keine Sorgen«, erwiderte Vivenna. » Und ich bin nicht an Parlin interessiert.«
» Natürlich nicht.«
Vivenna öffnete den Mund, weil sie noch etwas erwidern wollte, aber sie bemerkte, wie Tonk Fah zu ihnen herüberkam, und sie wollte nicht, dass er sich an diesem Gespräch beteiligte. Also schloss sie den Mund wieder, als der stämmige Söldner sie erreicht hatte.
» Flut«, sagte Tonk Fah.
» Heh?«, fragte Denth.
» Reimt sich auf Blut. Jetzt kannst du richtig poetisch werden. Eine Flut aus Blut. Das ist doch ein nettes Bild. Viel besser als Appelschnut.«
» Ah, ich verstehe«, meinte Denth. » Tonk Fah?«
» Ja?«
» Du bist ein Dämlack.«
» Danke.«
Vivenna stand auf, ging zwischen den Statuen umher und betrachtete sie. Auf diese Weise musste sie wenigstens Parlin und Juwelchen nicht mehr sehen. Tonk Fah und Denth folgten ihr in angemessenem Abstand und behielten sie im Auge.
Es lag eine gewisse Schönheit in diesen Statuen. Sie waren nicht wie die anderen Kunstwerke in T’Telir– grellbunte Gemälde, farbenfrohe Häuser, übertriebene Kleidung. Die D’Denir-Skulpturen waren feste Blöcke, die in Würde gealtert waren. Natürlich versuchten die Hallandrener nach Kräften, diesen Eindruck mit den Schals, Hüten und anderen Farbtupfern zu stören, die sie um die Steinmonumente wanden. Glücklicherweise standen so viele in diesem Garten, dass es nicht möglich war, sie alle zu schmücken.
Es war, als würden sie Wache stehen; irgendwie waren sie solider als die Stadt selbst. Die meisten Statuen schauten in den Himmel oder sahen starr geradeaus. Jede war anders, jede hatte eine ganz eigene Pose, und auch jedes Gesicht war einmalig. Es muss Jahrzehnte gedauert haben, bis sie alle fertig waren, dachte Vivenna. Vielleicht ist die Vorliebe der Hallandrener für die Kunst so entstanden.
Hallandren war ein Ort voller Widersprüche. Krieger repräsentierten den Frieden. Die Idrier hier schützten einander und beuteten sich gegenseitig aus. Und es gab Söldner, die zu den besten Männern gehörten, denen sie je begegnet war.
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