Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
prächtig; sie bot ein Bild harmloser Unschuld.
Vivenna verlangsamte ihre Schritte.
» Das sind sie«, flüsterte Denth. » Kommt, wir setzen uns neben den D’Denir ihnen gegenüber.«
Juwelchen, Klump und Parlin blieben zurück, während Tonk Fah die Umgebung beobachtete. Vivenna und Denth näherten sich der Statue. Denth breitete ein Laken aus und stellte sich daneben, als wäre er ein Diener.
Einer der Männer bei der anderen Statue schaute hinüber und nickte, als Vivenna Platz nahm. Die anderen aßen weiter. Die Neigung des hallandrischen Untergrunds, im vollen Tageslicht zu arbeiten, machte Vivenna noch immer nervös, aber sie vermutete, dass es gegenüber einem Umherschleichen in der Nacht eindeutige Vorteile bot.
» Ihr wollt einen Auftrag erteilen?«, fragte der Fälscher, der ihr am nächsten saß, gerade so laut, dass Vivenna ihn verstehen konnte. Die Frage schien beinahe zu seinem Gespräch mit den anderen zu gehören.
» Ja«, antwortete sie.
» Das kostet aber einiges.«
» Ich kann zahlen.«
» Ihr seid die Prinzessin, über die jedermann spricht?«
Sie hielt inne und bemerkte, dass Denths Hand wie zufällig zum Griff seines Schwertes glitt.
» Ja«, sagte sie.
» Gut«, meinte der Fälscher. » Königsfamilien wissen immer, wie sie etwas anpacken müssen. Was wollt Ihr haben?«
» Briefe«, sagte Vivenna, » ich will, dass es so aussieht, als ob sie von gewissen Mitgliedern der hallandrischen Priesterschaft und dem König von Idris stammen. Sie müssen offizielle Siegel und überzeugende Unterschriften tragen.«
» Schwierig«, sagte der Mann.
Vivenna zog etwas aus der Tasche ihres Kleides. » Hier habe ich einen Brief in Dedelins Handschrift. Sein Siegel befindet sich darauf, und seine Unterschrift steht am Ende des Textes.«
Der Mann schien verblüfft zu sein, auch wenn sie nur sein Profil sehen konnte. » Dann ist es möglich. Aber es ist trotzdem schwierig. Was sollen diese Dokumente beweisen?«
» Dass die betreffenden Priester korrupt sind«, sagte Vivenna. » Auf diesem Blatt steht eine Liste. Es soll so aussehen, als ob sie Idris schon seit Jahren erpressen und unseren König zwingen, ihnen gewaltige Summen zu zahlen und außerordentliche Versprechen abzugeben, damit der Krieg verhindert wird. Ihr sollt zeigen, dass Idris keinen Krieg will und die Priester Heuchler sind.«
Der Mann nickte. » Ist das alles?«
» Ja.«
» Das kann erledigt werden. Wir werden in Verbindung bleiben. Befinden sich alle nötigen Anweisungen und Erklärungen auf der Rückseite des Blattes?«
» Ja, genauso, wie es verlangt wurde«, bestätigte Vivenna.
Die Gruppe der Männer erhob sich; ein Diener kam herbei und packte die Reste des Mahls ein. Während er das tat, ließ er eine Serviette im Wind flattern, eilte ihr nach, fing sie ein und griff dabei gleichzeitig nach Vivennas Zettel. Bald waren die Fälscher allesamt verschwunden.
» Also?«, fragte Vivenna und schaute auf.
» Gut«, sagte Denth und nickte. » Ihr werdet allmählich zur Expertin.«
Vivenna lächelte, lehnte sich auf ihrem Laken zurück und wartete. Die nächste Verabredung hatte sie mit einer Gruppe von Dieben, die auf Vivennas und Denths Bitte verschiedene Dokumente aus dem Kriegsministerium im hallandrischen Verwaltungsgebäude entwendet hatten. Diese Papiere besaßen keinen großen Wert, aber ihr Verschwinden würde für Verwirrung und Ärger sorgen.
Dieses Treffen würde erst in einigen Stunden stattfinden, und das bedeutete, dass Vivenna einige Zeit auf dem Rasen ausspannen konnte, fernab von all den unnatürlichen Farben der Stadt. Denth schien ihre Absicht erraten zu haben, denn er setzte sich ebenfalls und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Fuß der Statue. Während Vivenna wartete, bemerkte sie, dass Parlin wieder mit Juwelchen redete. Denth hatte Recht. Seine Kleidung erschien ihr nur deshalb so lächerlich, weil sie wusste, dass er Idrier war. Wenn man ihn ohne dieses Wissen betrachtete, wirkte er wie jeder andere junge Mann in dieser Stadt.
Das ist schön und gut für ihn, dachte Vivenna ein wenig verärgert und wandte den Blick von ihm ab. Als Mann kann er sich kleiden, wie er will – er muss sich weder um einen Ausschnitt noch um den Rocksaum kümmern.
Juwelchen lachte auf. Es war beinahe ein verächtliches Schnauben, aber ein wenig Humor schien trotzdem darin zu stecken. Sofort richtete Vivenna wieder den Blick auf sie und beobachtete, wie Juwelchen die Augen verdrehte. Parlin zeigte ein
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