Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
erneut sanft, immer noch nicht viel mehr als eine Berührung ihrer Lippen, aber diesmal dauert er ein wenig länger, und als Ryan seinen Kopf neigt und vorsichtig Druck ausübt, erwidert Dan den Kuss. Dann rückt Ryan ein Stückchen näher und Dan entzieht sich ihm. Ryan lässt ihn ohne Widerspruch los, doch Dan hat trotzdem das Gefühl, es ihm erklären zu müssen.
Ein Augenblick lang schaut er nach unten, dann dreht er sich um, lehnt sich mit dem Rücken gegen den Pick-up und blickt in die Nacht hinaus. „Der Typ in Kentucky – mit dem ich so lange zusammen war?“
Ryan nickt und lächelt reumütig. „Der Typ, über den du noch nicht hinweg bist.“
„Wir haben uns nicht getrennt.“ Dan holt hastig Luft. „Er ist gestorben. Er hatte einen Reitunfall und ist gestorben.“ Er schaut wieder auf den Boden. „Justin.“
Ryan erstarrt für einen Moment und nickt dann. „Verstehe. Scheiße, Dan, das tut mir wirklich leid.“
„Nein, nein Mann, dir muss nichts leidtun. Es war schön, einfach mal mit jemandem rumzuhängen, ohne zu denken, dass du mich bemitleidest oder mich für zerbrechlich hältst oder so was.“ Dan riskiert einen kurzen Blick in Ryans Richtung, der zumindest noch nicht die Flucht ergriffen hat. „Ich dachte nur … ich dachte nur, du solltest es wissen, weil … ich weiß nicht, ich mache mich wegen der ganzen Sache irgendwie verrückt.“ Er schaut wieder Ryan an und kann in seinem Gesicht nichts außer verständnisvoller Sorge entdecken. „Es kommt mir vor, als würde ich ihn betrügen, weißt du?“
Nachdem er eine Weile geschwiegen hat, antwortet Ryan: „Naja, ich weiß es nicht direkt, aber ich kann verstehen, dass es sich seltsam anfühlt.“ Er dreht sich ebenfalls um und lehnt sich mit dem Rücken gegen den Pick-up, so dass sie jetzt beide in die Dunkelheit hinausstarren. Wieder herrscht für eine Minute Schweigen, bevor Ryan weiterspricht. „Okay, die Sache ist die … ich mag dich. Völlig unabhängig von Sex.“ Er schaut Dan an. „Als ich dich kennengelernt habe, war ich nicht sicher, ob du schwul bist, und hatte trotzdem Lust, Zeit mit dir zu verbringen. Ich meine … ich habe gehofft , dass du schwul bist … sogar sehr. Ich habe es sehr gehofft.“ Sein Lächeln ist ein bisschen selbstironisch. „Aber, weißt du, selbst wenn zwischen uns nichts passiert, bist du trotzdem ein netter Kerl und wir können trotzdem Zeit miteinander verbringen. Oder nicht?“
Dan weiß nicht, ob er das wirklich glauben soll. „Warte mal, dann macht es dir nichts aus? Ich meine …“ Er lacht kurz. „Muss ich mich entscheiden? Ich würde es nämlich absolut verstehen, wenn du dir nicht ständig falsche Hoffnungen machen willst …“
Ryan lacht. „Lass es mich so ausdrücken: Wenn ich dich jetzt vor die Wahl stelle, würdest du sagen, wir sollten nur Freunde bleiben, oder?“
Dan zuckt verlegen die Schultern, dann nickt er. „Ja, ich glaube schon.“
„Also gut. Dann musst du dich nicht entscheiden. So bleibt mir zumindest die Chance auf ein bisschen Action.“
„Ernsthaft?“
Ryan stößt sich vom Pick-up ab und stellt sich leicht breitbeinig und mit zur Seite gestreckten Armen vor Dan. Er lacht. „Hier hast du meinen Körper. Benutze ihn oder ignoriere ihn, ganz, wie es dir gefällt.“
Dan lacht und schaut weg, dann wieder hin. Er grinst ein bisschen. „Ich muss sagen, du bist wirklich ein sehr guter Kellner.“ Ryan lacht. „Im Ernst, das ist ausgezeichneter Service. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil du nur zwanzig Prozent Trinkgeld von mir bekommen hast.“
Ryan lässt die Arme sinken und geht um Dan herum zur Fahrertür. „Na toll, jetzt komme ich mir billig vor …“, setzt er an und dann hat Dan seine Hand in Ryans T-Shirt gekrallt und zieht in für einen weiteren Kuss zu sich. Dieser ist ein bisschen wilder, ein bisschen drängender, auch wenn er immer noch recht kurz ist und Dan sich auch dieses Mal als Erster löst. Ryan grinst nur und leckt sich schnell über die Lippen, dann steigt er in den Pick-up und schließt die Tür. „Ich rufe dich morgen an, dann können wir besprechen, wie du deinen Pick-up zurückbekommst“, verspricht er und setzt zurück.
Als er wendet, tauchen im Scheinwerferlicht drei Hunde auf, die in Dans Richtung den Weg entlanggelaufen kommen und ein Stück dahinter stehen Jeff und Evan am Wegesrand. Es sieht aus, als wären sie die Auffahrt hinuntergegangen und dann stehen geblieben. Ryan fährt vorsichtig den Weg entlang und
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