Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
die Grundlagen des Vielseitigkeitsreitens und seines Berufes erklärt. Große Enthüllungen bleiben zwar aus, doch als sie schließlich auf dem Parkplatz in Santa Cruz neben Scotts Auto anhalten, ist Dan zumindest ein bisschen überzeugter von seiner Einschätzung, dass Ryan ein netter Kerl ist.
Die Kalifornier sind nicht zum ersten Mal in der Küstenstadt und ihnen schwebt bereits ein gutes Lokal für das Mittagessen vor. Dan und Robyn schließen sich gern an. Nach dem Essen spazieren sie die Uferpromenade entlang, doch dort ist es zu überfüllt für eine so große Gruppe und sie teilen sich stattdessen auf. Dan findet sich wiederum mit Ryan wieder. Es ist weder unerwartet noch unerwünscht. Er denkt kurz an das elektrisierende Gefühl, das er in Kentucky mit Jeff verspürt hatte, aber erinnert sich auch daran, wie schnell sich dieses in Luft aufgelöst zu haben schien. Er spürt in Bezug auf Ryan zwar keine flammende Leidenschaft, aber er entwickelt eine sanfte Zuneigung, die langfristig gesehen vielleicht sogar besser ist. Zumindest ist sie weniger verwirrend.
Sie verbringen ein paar Stunden auf der Promenade und erkunden die Touristenläden. Es gibt verschiedene Fahrgeschäfte, doch Dan zieht es vor, solche Dinge zu meiden. Er hat keine Angst vor der Geschwindigkeit, aber er bevorzugt es, die Dinge unter Kontrolle zu haben und nicht nur untätig dazusitzen. Und da es Ryan egal zu sein scheint, verzichten sie darauf. Ein paar Mal begegnen sie Robyn und Scott und sehen Nikki und Molly in einer Schlange für Süßigkeiten, aber davon abgesehen sind sie für sich.
Als sie am Ende der Promenade angekommen sind, finden sie einen guten Platz für eine kleine Pause, an dem sie sich mit den Armen aufs Geländer lehnen und auf das Meer hinausschauen können. Dan atmet in der salzigen Luft ein paar Mal tief durch und die Verspannung in seinen Schultern löst sich. Er schaut zur Seite und sieht, dass Ryan grinst.
„Kein großer Fan von Menschenmengen?“
Dan reagiert mit einem verlegenen Lachen. Er scheint ja richtig neurotisch zu wirken. „Nicht doch, mir geht’s gut. Nur … wenn man schon an einen Strand fährt, muss man doch auch Seeluft atmen, oder?“
„Das leuchtet ein. Hey, es gibt auch einen Hafen. Wollen wir uns die Boote ansehen?“
Dan kann nicht nachvollziehen, warum man sich Boote ansehen sollte, aber er erhebt keine Einwände. Vielleicht sind sie ja überraschend interessant und ansonsten klingt es wenigstens, als gäbe es dort weniger Gedränge als auf der Promenade. „Ja, okay.“
Sie laufen bis zum Hafen, aber als sie die Einfahrt erreichen, sehen sie ein Restaurant mit Terrasse und müssen gleichzeitig grinsen. „Oder wir könnten was trinken gehen“, schlägt Dan vor und Ryan nickt fröhlich.
Sie betreten die Terrasse und stellen fest, dass sie einen guten Blick auf die ein- und ausfahrenden Jachten haben, so dass sie – wie Ryan zufrieden bemerkt, während er von seinem glutenfreien Bier trinkt, das sie auf der Speisekarte gefunden haben – beides gleichzeitig machen können.
Es kommen hauptsächlich ziemlich kleine Boote vorbei, die im Grunde nicht viel mehr als Motorboote sind, aber auch einige, die groß genug aussehen, um darin wohnen zu können. „Was meinst du, würdest du jemals einfach alles hinter dir lassen und stattdessen die Welt umsegeln?“, fragt Ryan.
„Ich weiß nicht … die Pferde könnte ich vielleicht noch unterbringen, aber wo sollte ich sie reiten?“
„Die Pferde also – sie sind dir wirklich wichtig, oder? Ich meine … sie sind mehr als nur dein Beruf?“
Dan denkt darüber nach. Er weiß, dass sie es sind, aber er weiß nicht, wie er es erklären soll. Ein Teil davon hat mit Justin zu tun, doch da Dan Pferde schon lange bevor er nach Kentucky gezogen war geliebt hatte, muss mehr dahinterstecken. Ryan drängt ihn nicht, so dass Dan das Ganze auch mit einem Lachen abtun könnte, doch jetzt ist er selbst neugierig geworden. Und er hat das Gefühl, dass Ryan es zu schätzen wüsste, wenn Dan zur Abwechslung offen mit ihm reden würde. „Ja, sie sind für mich wesentlich mehr als nur meine Arbeit.“
Er zuckt die Schultern. „Ich habe als Kind angefangen zu reiten … als Teenager. Meine Mutter ist krank geworden und es konnte sich niemand um uns kümmern, also bin ich bei einer Pflegefamilie gelandet. Und ich weiß nicht, ich war wütend und ein ziemliches Arschloch und darum durfte ich nirgendwo lange bleiben. Die Sozialarbeiterin hat mir erklärt,
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