Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
und es Tatiana reicht. Diese schleift Jeff daraufhin ans andere Ende der Terrasse, um ihm zu zeigen, wo sie ein Eichhörnchennest vermutet. Bevor er das letzte Weinglas füllt, schaut Evan zu Dan auf. „Wir haben auch Bier, wenn dir das lieber wäre.“
Dan schüttelt den Kopf. „Nein, danke. Wein ist in Ordnung.“ Dann kommt er sich ein bisschen aufdringlich vor. „Aber vielleicht kein ganzes Glas. Ich meine, ihr wollt doch bestimmt ein bisschen Zeit für euch als Familie haben … und ich muss noch einiges tun, um mich auf morgen vorzubereiten.“
„Was, die Bewerbungen noch einmal lesen? Komm schon, du bist in Kalifornien … entspann dich!“ Evan füllt das Glas genauso weit wie die anderen und reicht es Dan. „Außerdem bleibst du zum Essen, oder? Es hat keinen Sinn, zu gehen und dann wiederzukommen.“
„Ähm, ich weiß nicht. Bleibe ich zum Essen? Ich meine, ich hatte eher mit einem Hotel gerechnet und damit, dass ich da essen würde.“ Auf seine Worte hin wirkt Evan überrascht. „Also, nicht, dass ich lieber in einem Hotel wäre, nur … ich meine, ich bin dein Angestellter, oder? Willst du wirklich, dass ich alle meine Mahlzeiten mit dir zusammen einnehme?“
Evan steht direkt neben Dan und mustert ihn etwas länger, als ihm angenehm ist. Dann sagt er leise: „Ja, Dan, das möchte ich.“ Er entfernt sich ein Stück und nimmt einen Schluck Wein. „Schöne Sonnenbrille, übrigens.“
Die hatte Dan ganz vergessen. „Oh, ja. Jeff hat sie mir geliehen. Zu Hause war Regenwetter, also habe ich keine getragen und ich glaube, ich habe auch nicht daran gedacht, eine einzupacken.“
Evan nickt. „Die haben wir bei einem Urlaub in Costa Rica gekauft. Da fliegen wir in die Tropen und vergessen beide unsere Sonnenbrille. Und der Laden hatte nur ein Modell, das nicht total hässlich war, also haben wir die gleiche gekauft und uns den restlichen Urlaub über wie eins dieser Partnerlook-Pärchen gefühlt.“ Evan trinkt noch einen Schluck Wein. „Ich habe mich auf dem Rückflug auf meine draufgesetzt und sie völlig zerquetscht.“
Dan fragt sich, ob er der Sonnenbrillensaga eine tiefere Bedeutung beimessen soll, aber diese ist ihm nicht wirklich klar. Außer, dass sie ihn daran erinnert, dass es sich um eine feste Beziehung handelt und Evan und Jeff eine gemeinsame Vergangenheit haben. Vielleicht ist das alles, was Evan sagen möchte. „Tja, ich werde versuchen, mich nicht draufzusetzen.“
Evans Grinsen ist heiter. „Ach was, es ist doch nur billiges Plastik. Und eigentlich käme es mir gelegen, wenn seine kaputtginge – dann würde er aufhören, sie als Beweis für sein Verantwortungsbewusstsein im Gegensatz zu meiner Zerstreutheit zu benutzen.“
Allmählich beginnt die gesamte Unterhaltung Dan ein wenig zu verwirren, und er ist erleichtert, als Jeff und Tatiana von ihrem Ausflug in die Natur zurückkehren.
Sie sitzen am Pool und trinken und essen Snacks und plaudern, und jegliches Unbehagen, das Dan bei seiner Unterhaltung mit Evan verspürte, ist lange vergessen. Die Haushälterin bringt einen Teller Steaks und Evan übernimmt das Grillen. Tat hilft, Tischdecken, Gedecke und verschiedene Beilagen nach draußen zu tragen.
Das Essen ist köstlich, der Ausblick fantastisch und die Gesellschaft ist angenehm und charmant. Dan fühlt sich, als wäre er in das Leben eines anderen gestolpert. Die Welt des Reitsports hat zwar durchaus ihre reichen Mitglieder, aber normalerweise gibt es eine ziemlich klare Grenze zwischen Sponsor und Gesponsertem, zwischen Besitzer und Angestelltem. Hier spürt Dan diese Grenze nicht, und er ist sich nicht sicher, was er davon halten soll. Er ist noch nicht einmal sicher, ob es ihm gefällt … es macht es ihm schwerer, die Dinge klar zu sehen, und er ist sich ziemlich sicher, dass er einen klaren Kopf behalten sollte. Er schaut Jeff an, der träge lächelt, während Evan Tatiana ärgert und fragt sich, ob es dazu nicht schon zu spät ist.
Kapitel 12
A LS Dan am nächsten Morgen aufwacht, weiß er erst nicht, wo er ist. Da es in Kalifornien drei Stunden früher ist als in Louisville, ist ein Teil des Problems der Jetlag. Obwohl sein Körper ihm mitteilt, dass es Zeit zum Aufstehen sei, ist es vor seinem Fenster noch stockdunkel. Er döst noch eine Weile, doch jedes Mal wenn er aufwacht, ist es mit demselben Gefühl der Orientierungslosigkeit und des Verlorenheit, so dass er schließlich aufgibt und aufsteht. Er sucht sich sein Buch und liest ein Kapitel, dann
Weitere Kostenlose Bücher