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Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung

Titel: Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mead Richelle
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traten ein. Ich war dazu bestimmt, eine Rolle bei Eriks Tod zu spielen … bloß keine mit bösen Absichten. So ging das oft mit ihren Träumen. Immer kam es anders, als man dachte.
    Und so wurde ich zum zweiten Mal zum Engel der Gnade … oder zum Engel des Todes … wie auch immer. Ich beugte mich hinab, ignorierte das Blut an seinem Mund und küsste ihn. Genau wie bei Luc war nur noch ein Fünkchen Leben übrig. Noch fünf Minuten und er wäre auch ohne mein Zutun gestorben. Das kleine bisschen Leben war genauso rein und gut, wie ich es mir gedacht hatte. Erik würde im Jenseits belohnt werden.
    Als ich meinen Kopf hob und sah, wie friedlich er nun aussah, huschten undeutliche Empfindungen durch mich hindurch. Wenn ich Energie nahm, passierte das manchmal. Ich spürte Zuneigung für mich. Keine romantische Liebe. Eher eine Art väterliche Liebe. Freundschaft. Und unter all dem schwang eine Warnung an mich mit, eine Warnung, die er mir selbst nicht mehr hatte überbringen können. Ich war so sehr in diesen letzten Aufwallungen des Lebens gefangen, dass ich nur vage die Sirenen und die Blaulichter wahrnahm.
    Jemand hob mich auf und dann sah ich, wie Menschen um ihn herum hockten – zu spät. Ich beobachtete den Tumult, der darauf folgte – Sanitäter, Polizei. Ich sah es, ohne es wahrzunehmen, beantwortete Fragen, ohne zu wissen, was ich da eigentlich redete. Ein Polizeibeamter mit freundlichen Augen notierte sich alles und sprach sanft zu mir, wobei er sich häufig wiederholte. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte. Eine Stunde vielleicht oder auch länger. Ich erinnerte mich nur daran, dass ich ihnen wieder und wieder versicherte, dass es mir gutginge, dass ich nach Hause wolle und ihnen jede Frage beantworten würde, die noch auftauchte.
    Aber als ich dann losfuhr, immer noch im Schockzustand, und kaum verarbeiten konnte, was da gerade geschehen war, fuhr ich nicht in den Westen von Seattle. Ich fuhr zum Pioneer Square, parkte auf der Straße und bahnte mir dann einen Weg durchs Partyvolk. Als ich den Cellar betrat, sahen mich einige Leute komisch an, doch ich achtete nicht auf sie und ging schnurstracks auf Jeromes Tisch zu. Heute Abend trank er alleine, und während ich mich näherte, sah er mich unverwandt an.
    «Georgie», sagte er schließlich, als ich vor ihm zum Stehen kam. «Wozu ist das Gestaltwandeln denn gut, wenn du trotzdem blutbesudelt durch die Gegend rennst?»
    Ich sah an mir herunter und bemerkte erst jetzt die Flecken auf meinem Shirt. Ich wandte mich wieder an ihn, ohne seine Bemerkung zu berücksichtigen.
    «Erik ist tot», sagte ich tonlos zu ihm.
    In Jeromes Gesicht zeigte sich keine Reaktion. «Wie?»
    «Ein Einbruch. Jemand hat ihn erschossen.»
    Jerome nippte an seinem Bourbon und schwieg.
    «Und? Hast du nichts zu sagen?»
    Er sah mich finster an. «Was erwartest du? Soll ich weinen? Mich in Sack und Asche hüllen? Es sterben ständig Menschen, Georgie. Du bist diejenige, die sie betrauert – nicht ich. Ich habe für keinen von ihnen etwas übrig. Das weißt du auch. Und für ihn ganz besonders nicht.»
    Das wusste ich. Als Duane – ein früherer Angestellter von Jerome – getötet worden war, hatte Jerome lediglich angepisst reagiert.
    «Es ist nur seltsam …» Ich hielt kurz inne und setzte die Worte zusammen, die sich die ganze Zeit über in meinem Hinterkopf formiert hatten.
    «Es ist nur seltsam, dass überhaupt jemand in einen New-Age-Laden einbricht. Eine ungünstige Wahl für einen Einbruch.»
    «Wenn es dort Geld gibt, ist es auch eine gute Wahl für einen Überfall. Und wenn sich der Laden auch noch in einem einsam gelegenen Einkaufszentrum befindet, in dem nur ein alter Mann arbeitet, dann ist es eine noch günstigere Wahl. Haben denn Wertsachen gefehlt?»
    «Ja», gab ich zu.
    «Warum verschwendest du dann meine Zeit?»
    «Das Glas.»
    «Das Glas?»
    «Das Glas wurde von innen eingeschlagen», sagte ich. «Die Scherben lagen auf dem Gehsteig. Wer immer das getan hat, hat das Glas nicht zerbrochen, um hineinzukommen. Es sollte nur so aussehen.»
    Jerome seufzte gereizt. «Nach all dem, was du schon erlebt hast, wunderst du dich noch ernsthaft über menschliches Verhalten?»
    «Es scheint mir nur merkwürdig, dass jemand wie Erik – jemand, der sich mit dem Übernatürlichen beschäftigt und der –» Ich verzichtete darauf zu erzählen, dass er sich mit meinem Vertrag beschäftigt hatte. Stattdessen sagte ich: «Der gerade in eine große Sache der Unsterblichen

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