Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süden und das Geheimnis der Königin

Süden und das Geheimnis der Königin

Titel: Süden und das Geheimnis der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
Vom Netzwerk:
Pane. Nein. Un Panino. Un Tramezzino. Con hm?
    Ich hatte keinen Hunger mehr. Das Cola hatte meinen Hunger zerfressen.
    Ich schwitzte. Normalerweise schwitzte ich gern. Diesmal nicht. Außerdem hatte ich den Eindruck, ich dünstete ungute Düfte aus. Was mache ich hier?, dachte ich. Martin hätte auch allein herfahren oder Sonja hätte eine Dienstreise beantragen und ihren Urlaub dranhängen können. Ich wollte nicht hier sein. Blödsinn. Natürlich wollte ich hier sein. Die verschwundene Frau war tot, davon waren wir jahrelang überzeugt gewesen, im Grunde war der Fall erledigt. Warum war ich dann hier? Wie hieß der Ort? Schweiß rann mir in die Augen. Ich stand auf. Erst jetzt fiel mir auf, dass der Tisch, an den ich mich gesetzt hatte, nicht im Schatten, sondern in der Sonne stand. Deswegen hatte der Wirt vorhin auf den anderen Tisch neben einem Bäumchen gezeigt.
    In der Bar saßen drei alte Männer und spielten Karten. Der Wirt stand dabei und schaute zu. Als er mich bemerkte, ging er hinter den Tresen.
    » Acqua minerale, per favore « , sagte ich.
    » Con gas? «
    Ich nickte. Beim Nicken fielen Schweißtropfen auf die Theke.
    Der Wirt fragte mich etwas, das ich nicht verstand.
    » Scusi « , sagte ich. Er stellte das Wasserglas vor mich hin.
    » Germania? «
    » Si « , sagte ich.
    » Signor Hefele? « , sagte er.
    Bei diesem Namen kehrte etwas Erinnerung in mein ausgedörrtes Gehirn zurück. Wenn ich mich nicht irrte, hieß so der Besitzer – oder Pächter – des Hotels, wo Martin, Sonja und ich wohnen sollten.
    » Si «, sagte ich. Und fügte hinzu.
    » Sua casa? «
    »Ah!« Der Wirt kam um die Theke und deutete mir mit einer Kopfbewegung an ihm zu folgen. Das Wasserglas nahm ich mit. Von der Terrasse aus zeigte er auf eine schmiedeeiserne Toreinfahrt in unmittelbarer Nähe.
    »› Casa Hefele ‹ ! « Im nächsten Moment huschte er an mir vorbei, zurück in sein kühles Refugium. Das Haus hinter dem Tor und dem Eisenzaun lag inmitten eines Parks, ein zweistöckiges herrschaftlich anmutendes Anwesen, das vermutlich mehr als hundert Jahre alt und eindrucksvoll renoviert worden war.
    Von der Bar bis zur »Casa Hefele« waren es nur ein paar Schritte. Das Tor war verschlossen, und ich fand den Eingang für die Gäste am Seitenflügel, dort, wo vermutlich früher das Personal ein und aus ging. Über der schmalen Holztür stand der Name des Hotels und darunter »Albergo«. Ich klingelte. Ein Hund bellte. Dann öffnete ein untersetzter Mann mit Schnurrbart die Tür.
    Ich sagte: »Mein Name ist Tabor Süden.« Er sagte: »Ah, Signor Süden. Kommen Sie herein! Willkommen bei uns! Ihre Kollegen sind schon da, sie haben mir von Ihrer Arbeit erzählt.« Sein Deutsch war besser als das aller CSU-Politiker, die ich bisher in Bayern kennen gelernt hatte.
    »Ich bin Luigi Fadini, der Verwalter. Platz, Titus!«
    Er meinte den Dobermann, der mir zu Begrüßung die Beine beschnupperte. Hinter ihm tauchte ein zweiter Hund mit weißem Fell auf. Er schlich träge um mich herum und fläzte sich dann auf die weiche Decke eines Sofas, das neben einem Kühlschrank stand. Durch die Glastür sah ich mehrere Weißwein und Mineralwasserflaschen.
    Ich hielt dem Dobermann die Hand hin, er schnupperte kurz und verzog sich in den Garten. Grundsätzlich habe ich keine Angst vor Hunden, misstraue aber jedem, auch dem apathischsten Dackel im Biergarten.
    »Bitte füllen Sie das Formular aus, Signor Süden«, sagte der Verwalter.
    Anschließend gab er mir zwei Schlüssel und führte mich über einen Kiesweg und durch ein kleineres Tor zu einem Nebengebäude, das in einem abgeteilten Areal des Parks lag.
    »Hier wohnt Herr Hefele mit seiner Familie«, sagte der Verwalter. Er zeigte auf die Fenster im ersten Stock eines Seitenflügels. Mich begleitete er die Außentreppe zu einem Trakt hinauf, in dem die meisten Gästezimmer untergebracht waren. Mein Zimmer hatte eine schräge Decke mit Holzbalken und zwei Fenster, die Einrichtung bestand aus einem breiten Bett, einer antiker Truhe, einem Holzschrank und einer blau bezogenen Couch. Die Dielen knarzten, das Bad war hell und komfortabel. Von einem Moment zum nächsten fühlte ich mich wohl.
    »Ich glaube, Ihre Kollegen haben Sie später erwartet«, sagte der Verwalter.
    »Ihr Kollege Heuer ist im Garten.« Leise schloss er die Tür hinter sich. Von einem der beiden Fenster sah man zum Hauptgebäude hinüber und in den wundervollen Park, der zweifellos von einem professionellen Gärtner gepflegt

Weitere Kostenlose Bücher