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Süden und das Geheimnis der Königin

Süden und das Geheimnis der Königin

Titel: Süden und das Geheimnis der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Und ich war abgespannt von der langen Fahrt. Und ich wollte den Fall zu Ende bringen.
    Genau genommen beschäftigte uns die Vermissung der Soraya Roos seit knapp zehn Jahren, und es gab niemanden in der Abteilung, der nicht glaubte, die Frau sei einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Auch ich hatte lange kaum Zweifel an dieser Annahme, bis ich ihrem Vater begegnet war und die Sache eine völlig neue Wendung nahm.
    Deshalb waren wir hier. Zehn Jahre nach dem Verschwinden der damals einundvierzigjährigen Frau. Neue Spuren waren aufgetaucht, sie deuteten weder direkt darauf hin, dass Soraya lebte noch dass sie tot war, sie waren nur neu und hatten unseren Blick auf das kleine friulische Dorf gelenkt, von dem in den Akten bis dahin nie die Rede gewesen war. Und Ausgangspunkt war die Leiche eines Mannes, den Angestellte einer Brauerei vor eineinhalb Monaten in einem leer stehenden Gasthaus entdeckt hatten.
    »Sie haben mir gesagt, Sie kennen sie«, sagte Martin. Fadini hatte auf meine Frage mit einem entschiedenen » No! « geantwortet.
    »Das war ein Missverständnis«, sagte Fadini.
    »Warum sitzen wir dann hier?«, fragte ich.
    »Ich wollte nicht, dass Herr Hefele zurückkommt und ich rede mit der Polizei«, sagte Fadini.
    »Ich rede mit Ihnen, ja, aber nicht, weil ich etwas… weil ich mit Ihnen etwas zu tun habe, verstehen Sie? Ich habe nicht gesagt, ich kenne Signora Roos, ich habe gesagt, ich habe den Namen gehört. Signora Roos. Viele können so heißen.«
    »Ja«, sagte ich.
    »Frau Roos wurde als vermisst gemeldet«, sagte Martin.
    »Und wir haben Hinweise, dass sie sich in Tissano aufhalten soll. Gibt es ein zweites Tissano in Italien?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Stammen Sie aus dieser Gegend?«
    »Milano«, sagte Fadini.
    »Meine Frau lebt in Udine. Wegen ihr bin ich hergekommen.«
    »Haben Sie Kinder?«, fragte Martin.
    »Wo. Wir sind geschieden. Ich werde zurückgehen nach Milano. Ich habe ein Angebot für ein Hotel.«
    »Wie lange wohnen Sie schon in der ›Casa Hefele‹?«, fragte ich.
    »Drei Jahre. Drei Jahre.« Er schlug mit dem Löffel gegen die leere Kaffeetasse.
    »Woher kennen Sie den Namen Soraya Roos?«, fragte ich.
    Der Wirt kam herein. Fadini bestellte ein Glas Wein.
    »Möchten Sie auch?«
    »Nein«, sagte Martin.
    »Nein«, sagte ich.
    Der Wirt zögerte einen Moment, bevor er wieder ging.
    »Woher kennen Sie den Namen?«, wiederholte ich.
    »Ich weiß nicht mehr«, sagte Fadini.
    »Sie kennen den Namen von Signor Aroppa«, sagte Martin.
    Bis der Wirt das Glas Rotwein brachte und mit einem Blick auf seinen Freund den Raum verließ, sagte Fadini kein Wort.
    » Si « , sagte er dann.
    »Von Signor Aroppa.« Er trank und sah auf die Uhr.
    »Das ist alles, Signori, Sie suchen diese Frau, ich kenne sie nicht, ich habe einen Namen gehört, das ist alles. Ich habe Signor Aroppa schon lang nicht mehr gesehen, ich weiß nicht, ob er noch lebt.«
    »Aber Sie haben sich gestern Abend an den Namen Roos erinnert«, sagte Martin.
    »Ich habe es mir eingebildet«, sagte Fadini und lächelte. Es war ein gequältes, schlecht einstudiertes Lächeln.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Martin. Ich sagte: »Wohnt Signor Aroppa in Tissano?«
    »Er war ein Gast, er kam, um ein Glas mit Signor Hefele zu trinken. Ich habe nicht oft mit ihm gesprochen. Er ist Architekt, Signor Hefele ist auch Architekt, sie haben sich über Gebäude unterhalten. Ich verstehe nichts davon. Wir müssen gehen, ich muss das Abendessen vorbereiten.«
    Sein Glas hatte er nicht einmal zur Hälfte ausgetrunken.
    »Vielleicht weiß Herr Hefele, wo wir Signor Aroppa finden«, sagte ich.
    Fadini zuckte mit der Schulter und stand auf. Als wir an der Theke bezahlen wollten, winkte der Wirt ab, ohne ein Wort an uns zu richten. Stattdessen begann er, wenn ich es nicht falsch interpretierte, in friulischem Dialekt auf Fadini einzureden, und dieser vermittelte wieder den Eindruck, als würde er nicht zuhören. Er blickte zur Tür, an uns vorbei, wie gelangweilt. Nach etwa einer Minute beendete der Wirt seinen Monolog und wandte sich der Frau zu, die aus der Küche gekommen war. Grußlos verließ Fadini die Bar.
    »Probleme?«, fragte Martin auf dem Weg zum Auto.
    »Ja«, sagte Fadini.
    »Er hat Sorgen wegen hormonverseuchter Lebensmittel aus anderen Ländern in der EU, die nach Italien importiert werden.« Schlagfertige Lügner sind mir die liebsten.
    In den folgenden Tagen führten wir einige Gespräche mit Menschen, denen wir jedes Mal nach wenigen

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