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Südlich der Grenze, westlich der Sonne

Südlich der Grenze, westlich der Sonne

Titel: Südlich der Grenze, westlich der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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von mir abglitt.
    Etwas in meinem Inneren löste sich und verschwand. Lautlos und endgültig.
    Als die Band eine Pause einlegte, sagte ich dem Pianisten, dass sie »Star-Crossed Lovers« nicht mehr zu spielen bräuchten. »Ihr habt das jetzt schon so oft für mich gespielt«, sagte ich mit einem freundschaftlichen Lächeln. »Jetzt ist es genug.«
    Er sah mich forschend an. Wir waren persönlich befreundet und tranken gelegentlich etwas zusammen, dabei sprachen wir auch über private Dinge.
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte er. »Sollen wir das Stück nicht mehr eigens für dich spielen oder sollen wir es überhaupt nicht mehr spielen? Das ist ein ziemlich großer Unterschied, also müssen wir das klarstellen.«
    »Ihr sollt das Stück gar nicht mehr spielen«, sagte ich.
    »Gefällt dir die Art, wie wir es spielen, nicht mehr?«
    »Nein, das ist nicht das Problem. Ihr spielt es fantastisch. Es gibt sicher nicht viele, die es so gut spielen.«
    »Das heißt, du willst das Stück selbst nicht mehr hören.«
    »So ist es«, sagte ich.
    »Irgendwie erinnert mich das an Casablanca , Chef«, sagte er.
    »Da ist was dran«, sagte ich.
    Seither spielt er manchmal, wenn sich unsere Blicke treffen, zum Scherz ein paar Takte von »As Time Goes by«. Dabei war die Erinnerung an Shimamoto gar nicht unbedingt der Grund, aus dem ich das Lied nicht mehr hören wollte.Es berührte mich einfach nicht mehr so wie früher. Ich weiß nicht, warum. Aber das besondere Etwas, das dieses Stück für mich gehabt hatte, war verschwunden. Ich hatte das Gefühl für die Botschaft verloren, die es mir so lange Zeit übermittelt hatte. Es war noch immer ein wunderschönes Stück, aber mehr auch nicht. Ich hatte kein Bedürfnis, stets aufs Neue dem Relikt einer schönen Melodie zu lauschen.
    »Woran denkst du?«, fragte Yukiko, als sie ins Wohnzimmer kam.
    Es war halb drei Uhr in der Nacht, ich lag schlaflos auf dem Sofa und starrte an die Decke.
    »An die Wüste«, sagte ich.
    »An die Wüste?« Sie setzte sich ans Fußende und sah mich an. »Was für eine Wüste?«
    »Eine ganz normale Wüste. Mit Dünen und ein paar Kakteen. Alles Mögliche lebt in so einer Wüste.«
    »Ich auch?«
    »Natürlich, du auch«, sagte ich. »Wir alle leben dort. Aber das, was wirklich lebt, ist die Wüste selbst. Wie in dem Film.«
    »In welchem Film?«
    » Die Wüste lebt von Walt Disney. Dieser Dokumentarfilm. Hast du den als Kind nicht gesehen?«
    »Nein«, sagte sie.
    Was ich etwas verwunderlich fand, denn früher waren praktisch alle mit der Schule im Kino gewesen und hatten den Film gesehen. Allerdings war Yukiko fünf Jahre jünger als ich und vielleicht noch zu klein gewesen.
    »Ich hole ihn aus der Videothek. Dann sehen wir ihn uns am Sonntag alle zusammen an. Es ist ein guter Film. Mit schöner Landschaft und allen möglichen Tieren und Pflanzen. Auch kleinere Kinder können ihn verstehen.«
    Yukiko sah mich lächelnd an. Wie lange hatte ich dieses Lächeln nicht gesehen?
    »Willst du mich verlassen?«
    »Ich liebe dich, Yukiko.«
    »Das kann schon sein, aber das ist keine Antwort auf meine Frage. Es gibt nur Ja oder Nein. Eine andere Antwort akzeptiere ich nicht.«
    »Nein, ich will dich nicht verlassen«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Ich habe vielleicht nicht das Recht, das zu sagen, aber ich will mich nicht von dir trennen. Ich weiß nicht, was dann aus mir werden sollte. Ich will nie wieder so einsam sein. Lieber wäre ich tot.«
    Sie streckte die Hand aus und legte sie sanft auf meine Brust. Sie sah mir in die Augen. »Vergiss das mit dem Recht. Niemand hat ein solches Recht«, sagte sie.
    Ich spürte die Wärme von Yukikos Hand auf meiner Brust und dachte an den Tod. Ich hätte an jenem Tag mit Shimamoto auf der Autobahn ums Leben kommen können. Dann hätte es mich nicht mehr gegeben. Ich wäre verschwunden gewesen, ausgelöscht. Wie vieles andere. Doch ich war noch hier. Und Yukikos warme Hand lag auf meiner Brust.
    »Yukiko«, sagte ich. »Ich liebe dich so sehr. Ich habe dich vom ersten Tag an geliebt, und genauso liebe ich dich noch. Wäre ich dir nicht begegnet, wäre mein Leben elend und traurig gewesen. Ich kann dir mit Worten nicht sagen, wie dankbar ich dir bin. Und dennoch habe ich dir so wehgetan. Weil ich ein egoistischer, gemeiner Kerl bin, der grundlos die verletzt, die ihm nahestehen, aber damit verletze ich auch mich selbst. Ich schade anderen und mir selbst. Nicht, weil ich es will, aber es geschieht einfach.«
    »Völlig

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