Sünden der Nacht
herausströmten, sie hatte keine Kraft, sie aufzuhalten. Trotzdem biß sie sich auf die Unterlippe und hielt den Atem an, um nicht laut aufzuschluchzen.
Das wollte er mehr als alles andere: sie demütigen, auf jede nur erdenklich Weise seine Überlegenheit demonstrieren. Er hatte jeden Zug durchkalkuliert, jede Möglichkeit, aber er hatte nicht damit gerechnet, daß sie ihm trotzen würde. Sie konnte nur hoffen, daß ihn diese Überraschung zu einem Fehler verleiten würde, und daß dieser Fehler Mitch auf den Plan brächte.
Am liebsten hätte sie diese Ausgeburt der Hölle selbst in die Zange genommen, die Chance abgepaßt, ihn körperlich zu schlagen, dieses Dreckschwein. Sie wollte diesen kleinen Knüppel nehmen und ihm den Kopf zertrümmern, ihn prügeln, bis er Joshs Versteck preisgab, und dann noch ein bißchen weiterdreschen.
Er handhabte den Knüppel meisterhaft. Er wußte genau,
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welche Stellen er treffen mußte und mit welcher Stärke, um Schmerz zu verursachen, aber ihr Bewußtsein zu erhalten. Ihr rechtes Knie, ihre linke Schulter, ihre linke Wade, ihre rechte Hand. Wieder und wieder schlug er auf die Hand ein, bis sie schon bei der leisesten Berührung schrie.
Als sein Zorn verraucht war, konnte sie einen Schmerz nicht mehr vom anderen unterscheiden. Die Qual hatte Dimensionen angenommen, die größer waren als sie, sie erstickten, taub machten, sie zerbrechen. Das einzige, woran sie sich noch klammerte, war das lodernde Feuer des Hasses in ihrer Brust und das Wissen, daß er der Schlüssel war zu Josh.
Die Fesseln um ihre Arme und Knöchel wurden abrupt
gelockert und der Stuhl nach vorne gekippt, so daß sie auf den kalten Boden stürzte.
Seine Stimme schien in beiden Ohren zugleich zu ertönen.
»Steh auf und strahle, Luder.«
Megan machte keine Anstalten, sich zu bewegen. Der Knüppel krachte auf ihren Rücken, ihre Rippen, ihren Po, und sie mühte sich ab, ihren Körper in Bewegung zu bringen. Sie schaffte es nicht, sich hochzurappeln, wußte nicht, wo oben war und in welcher Richtung sie den Schlägen ausweichen könnte. Er packte sie an den Haaren, riß sie hoch und klatschte sie seitlich gegen die Wand.
»Wir könnten dir so weh tun, daß du auch wirklich bereust, du Schlampe«, flüsterte er. Seine Zähne packten ihr Ohr durch die Augenbinde und bissen zu, bis sie aufschrie. »Wenn wir nur mehr Zeit hätten. Aber wir haben eine Verabredung mit deinem Lover.«
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Kapitel 38
TAG 11
21 Uhr 03, -7 Grad, Windabkühlungsfaktor: -13 Grad Mitch zog sich zum Warten in die Bäume zurück. Von seinem Standort aus hatte er ungehinderte Aussicht auf den Südwestzugang – soweit der Schnee es erlaubte. Er war aus westliche Richtung gekommen, aus dem Lakeside-Viertel, keine sechs Straßen vom Haus der Kirkwoods entfernt. Noogie hatte ihn gebracht und war dann mit dem Explorer weitergefahren, um bis zur festgesetzten Zeit zu warten. Mitch hatte sich durch den dichten Baumbestand, der den Park einsäumte, auf den Weg gemacht, war durch knietiefen Schnee gewatet, bergab
geschlittert, über versteckte Wurzeln und heruntergefallene Äste gestolpert.
Jetzt kauerte er hinter dem dicken, rauhen Stamm einer Eiche und rang keuchend nach Luft. Die Straße, die in Form eines verbogenen Hufeisens zwischen dem östlichen und dem
westlichen Zugang des Parks verlief, war knapp zehn Meter entfernt, der Parkbereich lag weniger als fünfzig Meter südlich.
Entlang des Parkplatzes und der Straße standen Quecksilber-lampen. Schneeflocken tanzten wie dichte Schwärme von
Glühwürmchen unter ihrem Licht.
Er warf einen Blick auf die Uhr. Noch zwölf Minuten. Zwölf Minuten warten, schwitzen und sich fragen, was dieser Bastard Megan angetan haben könnte. Zwölf Minuten voller Zweifel, ob seine Instruktionen an Dietz und Stevens auch klar genug gewesen waren und voller Angst, daß jemand alles vermasseln und Megan getötet werden könnte. Es hatte nicht genug Zeit 661
gegeben für einen großartigen Plan, und er war sich der Tatsache nur allzu bewußt, daß seine Kollegen hier keine Erfahrung mit Geiselnahmen hatten. Überdies konnten sie es nicht riskieren, über Funk Kontakt zu halten, aus Sorge, durch einen Scanner belauscht zu werden – von dieser Bestie oder einem Bürger oder einem Reporter.
Zwölf Minuten, um zu rätseln: War es Priest? Hatte Megans Ahnung sich bezahlt gemacht? Dieses verfluchte Weib mußte ja unbedingt ohne Verstärkung losziehen. Sie hätte es besser wissen sollen. Aber da stand
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