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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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überhaupt keine Kontrolle über ihren Körper.
    Das Bild blitzte wieder auf. Er stand da wie eine Statue, eine Schaufensterpuppe, die Arme nach ihr ausgestreckt mit
    ausdruckslosem Gesicht.
    »Josh!« schrie sie, aber er schien sie überhaupt nicht zu hören.
    Wieder fiel die Schwärze wie ein Vorhang, hinter dem sie herumschwamm. Sie war müde, aber ihr Herz hämmerte wie besessen, und der Schmerz hieb aus allen Richtungen auf sie ein
    – Bam! Bam! Bam! Bam! –, traf sie überall wie ein Dutzend 650
    Rohrstöcke, die zwölf zornige Männer schwangen.
    Die Stimme vibrierte über ihrem Kopf.
    »Du fragst dich, wer wir sind, kluges Mädchen?« flüsterte er.
    »Du fragst dich, warum wir dieses Spiel inszenieren?«
    Er legte seine Hände auf ihre Schultern und streichelte die schmerzenden, verspannten Muskeln, sanft und sinnlich. Sie erschauderte vor Ekel, was ihn zum Lachen brachte.
    »Wir mögen dieses Spiel, weil wir es können«, er ließ seine Hände über ihre Brüste gleiten. »Weil keiner uns fassen kann, weil keiner es je vermuten würde. Weil wir brillant und unbesiegbar sind.«
    Er quetschte ihre Brüste, bis sie zu wimmern anfing. »Du bist zu nahe gekommen, kluges Mädchen. Jetzt darfst du auch mitspielen.«
    Megan versuchte sich zu erinnern, wem oder was sie zu nahe gekommen war. Namen und Gesichter schwebten durch ihr
    Bewußtsein, aber sie bekam keinen und keines in den Griff.
    »Was werde ich tun?« fragte sie, als er sie wieder nach vorne kippte.
    Er beugte sich so nahe zu ihr, daß sie sein Mundwasser riechen konnte. Als er sprach, strichen seine Lippen über ihre Wange.
    »Du wirst unser nächster Zug sein.«
    17 Uhr 15, -5 Grad, Windabkühlungsfaktor: -11 Grad Albert Fletcher stand auf dem Geländer der Empore, den linken Arm um eine Säule geschlungen. In der rechten Hand hielt er ein reichverziertes Bronzekruzifix, das er hoch über seinen Kopf schwang und dann zu den Leuten hinunterjaulte:
    »Hütet euch vor den falschen Propheten, die im Schafspelz erscheinen! Sie sind geifernde Wölfe!«
    651
    Die Gläubigen hatte man aus der Kirche geschafft und durch die Polizei und die Deputys des Sheriffs ersetzt. Pater Tom blieb hinter dem Altar, den Blick unverwandt auf Fletcher gerichtet, als könnte er ihn auf diese Weise festhalten. Er betete darum.
    Schuldgefühle bohrten sich wie Klingen in seinen Bauch. Er war schuld an dieser Situation, jedenfalls hatten seine Gefühle für Hannah sie ausgelöst.
    »Albert«, das Mikrofon, das an sein Gewand geklippt war, gab seine Stimme klar und deutlich weiter. »Albert, du mußt mir zuhören. Du machst einen großen Fehler.«
    »Sündige Ausgeburt der Hölle!«
    »Nein, Albert, ich bin Priester«, sagte er ruhig, in der Hoffnung, er würde den Knopf erwischen, der Fletcher dazu brachte zuzuhören, anstatt ihn endgültig über den Jordan zu stoßen. »Ich bin dein Priester. Du mußt mir zuhören. Das hat man dir doch beigebracht, nicht wahr?«
    Fletcher schüttelte wütend sein Kruzifix, das Geländer schwankte mit ihm. »Ich weiß, wo Satans Thron steht!«
    »Satans Thron ist in der Hölle, Albert«, sagte Tom. »Wir befinden uns hier im Haus des Herrn.«
    »Ich werde dich ausstoßen, Dämon!« Fletchers linker Fuß rutschte vom Geländer ab. Alle in der Kirche hielten den Atem an, bis er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
    Es war so still, daß Mitch das nervenzerfetzende Geräusch von splitterndem Holz vernehmen konnte. Er kauerte in den Schatten am oberen Treppenabsatz, von wo aus Fletcher deutlich
    beobachtbar war und durch die spindeligen, geschnitzten Balustraden des Geländers auch der weite offene Raum unter der Empore. Langsam richtete er sich auf und bewegte sich ins Licht.
    »Mr. Fletcher? Ich bin’s, Chief Holt«, sagte er mit leiser, ruhiger Stimme. Fletchers Kopf schnellte herum. Das Geländer schwankte.
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    Mitchs Muskeln entspannten sich, bereit loszuspringen. Die Augen des Diakons flackerten, glänzten vor Irrsinn.
    »Sie haben recht, wissen Sie«, sagte Mitch. »Wir sind Pater Tom auf der Spur. Wir werden ihn verhaften. Wir werden Ihre Hilfe brauchen.«
    Fletcher starrte ihn an, senkte das Kruzifix und preßte es an seinen Körper. »Hüte dich vor den falschen Propheten«, murmelte er. »Hüte dich vor falschen Propheten. Erscheinend in Unzulänglichkeit. In Sünde empfangen.«
    »Sie wissen alles über Sünde, nicht wahr, Albert?« sagte Mitch und bewegte sich weiter Zentimeter für Zentimeter auf das Geländer zu. »Alles

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