Einmal rund ums Glück
Prolog
»Du Sohn einer …
Figlio di puttana!
« Dieser Idiot im gelben Ferrari drängt mich einfach ab! »Ja, dich meine ich, du hast mich schon verstanden, du
testa di cazzo
!«, schrie ich, als der Wagen in die Tankstelleneinfahrt an der anderen Straßenseite einbiegt. Die Fensterscheibe gleitet herunter.
»Was redest du für einen Schwachsinn, du dumme Kuh?«
Wie kann er es nur wagen! Um ein Haar hätte er mich und meinen Roller mit seinem Angeberschlitten plattgefahren.
»Du hast mich fast umgenietet, du
coglione
!«
Mit verärgerter Miene steigt der Typ aus dem Wagen. »Col – was?«
»Coglione!
Penner!«, schreie ich ihn von der anderen Straßenseite aus an.
»Geht das auch auf Englisch?«, ruft er zurück.
»Nein, wir sind hier nämlich in BRASILIEN ,
cretino
!«
»Ich
bin
Brasilianer! Und was du da redest, ist kein Brasilianisch!« Er wirft die Hände fast theatralisch in die Luft.
Na gut, das ist Italienisch, wenn er es so genau nimmt. Ich fluche immer auf Italienisch. Aber das tut jetzt nichts zur Sache.
O nein, er kommt rüber.
»Du hast mich fast umgefahren, du Arsch!« Wütend funkel ich ihn an.
»Schon besser«, sagt er sarkastisch. »Jetzt verstehe ich wenigstens, was du da von dir gibst.«
Mir fällt auf, dass der Kerl nicht schlecht aussieht. Olivbraune Haut, schwarze Haare, dunkelbraune Augen …
Lass dich nicht ablenken, Daisy. Vergiss nicht, was du gerade tun wolltest
. Nämlich, mich mächtig aufregen.
»Du hast mich fast umgebracht!«
»Ich hab dich nicht mal berührt«, spottet er. »Außerdem hast du nicht geblinkt. Woher soll ich ahnen, dass du da rüber willst?« Er weist auf die Tankstelle.
»Und wie ich geblinkt habe!
Va fanculo!
«
»Was?«
»Va fanculo!«
»Hast du gerade sagst, ich soll mich verpissen?« Der Typ macht ein ungläubiges Gesicht.
»Aha, du kannst also doch Italienisch!«
»Eigentlich nicht, aber den Ausdruck kenn ich.
Va se lixar!
«
»Was heißt das?«
»Fick dich selbst!«, sagt er wütend und macht Anstalten, zu seinem Wagen zurückgehen.
»Fick dich selbst? Was Besseres fällt dir nicht ein?«
Er wirft einen Blick über die Schulter, dem ich entnehmen kann, dass er mich für ernsthaft gestört hält, und öffnet die Tür seines Ferraris.
»Hey!«, rufe ich. »Ich bin noch nicht fertig!«
»Ich aber«, verkündet der Ferrarifahrer.
»Komm sofort zurück und entschuldige dich bei mir!«
»Entschuldigen?« Er lacht. »Du musst dich bei
mir
entschuldigen. Du hast beinahe mein Auto zerkratzt.« Er steigt in seinen Schlitten und schlägt die Tür zu. »Frau am Steuer – Ungeheuer!«, ruft er durch das noch geöffnete Fenster.
»Unverschämtheit! Du, du, du
STRONZO
!« Übersetzt: Schweinehund. »Hoffentlich bleibst du mitten in der Pampa liegen, und sie klauen dir die Kiste unterm Arsch weg!«, schreie ich ihm nach, als ich merke, dass er seinen Ferrari nicht betankt hat. Aber er kann mich schon nicht mehr hören. Ist längst über alle Berge. Also, manche Leute … grrr!
Was für eine Unverschämtheit von ihm zu behaupten, ich könnte nicht fahren! Ich bin immer noch aufgebracht. Natürlich nicht erbost genug, um auf meinen Hotdog zu verzichten. Ich fahre hinüber zur Tankstelle und ignoriere dabei geflissentlich die Blicke der Zuschauer, die unseren Wortwechsel verfolgt haben.
Dieses dämliche Fünf-Sterne-Hotel, in dem ich wohne! Weil man sich dort einfach weigert, Junkfood auf die Speisekarte zu setzen, musste ich mir einen Roller vom Team leihen und mich heimlich verdrücken.
Unter normalen Umständen hätte ich mich nicht davonschleichen müssen, aber ich arbeite in der Gastronomie, und zwar beim Caterer einer Formel- 1 -Mannschaft, und da kommt selbstverständlich nichts Ungesundes auf den Tisch. Eigentlich sollte ich ein leuchtendes Vorbild sein, aber ich bin schließlich Amerikanerin, Herrgott nochmal. Wie soll ich ohne den Dreck leben?
Zumindest halbe Amerikanerin. Geboren bin ich in England. Der Rest von mir ist heißblütig italienisch. Das ist die Seite, die man hier gerade in Aktion erleben konnte.
Eine Viertelstunde später kehre ich ins Hotel zurück, wo meine Freundin und Kollegin Holly an der Eingangstreppe auf mich wartet. Sie zischt mir zu, ich solle mich beeilen.
»’tschuldigung!«, flüstere ich zurück. »Musste dringend was besorgen!«
»Egal.« Sie winkt mich zu sich.
Da sehe ich im Augenwinkel etwas Gelbes auf dem Parkplatz. Einen gelben Ferrari. O nein!
»Schnell!«, drängt Holly. Das Herz sackt
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