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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Kommando übertragen, aber im Augenblick hatte sie keine Kontrolle. Die Männer versuchten untereinander nach Richtlinien und Anweisungen. Sie warteten auf ihren Chief. Und alle ignorierten Megan total. Zwei Anläufe startete sie, sich in dem Getöse Gehör zu verschaffen. Ohne Erfolg. Sie wandte sich an Noga.
    Er zuckte zerknirscht mit den Schultern. »Vielleicht sollten wir einfach auf Holt warten.«
    »Noga, ein Kind ist entführt worden. Wir haben nicht die Zeit, uns mit dieser männlichen Hackordnungsscheiße aufzuhalten.«
    Sie ging mit grimmiger Miene zum Kofferraum des Lumina 103
    und kramte in der staubigen Müllchaise nach einem Megaphon, dann kletterte sie auf die Motorhaube. Ihre Stiefel hinterließen Beulen wie von Hagelkörnern.
    »Alle mal herhören!« brüllte sie.
    Ihre Worte schallten vom Parkplatz bis zum
    Jahrmarktsgelände. Die Männer verstummten, als hätte jemand ein Tonband ausgeschaltet, und alle Blicke richteten sich auf sie.
    »Ich bin Agent O’Malley vom BCA. Chief Holt ist unterwegs, um mit den Eltern des vermissten Jungen zu reden. In seiner Abwesenheit werde ich euch in Gruppen aufteilen und mit der Suche beginnen.«
    Deer-Lake-Cops: »Ich möchte, dass ihr in drei Teams von Haus zu Haus in dieser Straße geht und fragt, ob irgend jemandem etwas zwischen 17 Uhr 15 und 19 Uhr 15 aufgefallen ist. Im Augenblick haben wir noch kein Foto des Jungen, das wir euch geben können; aber er trug zuletzt eine grellblaue Skijacke mit grünen und gelben Rändern sowie eine gelbe Pudelmütze mit dem Viking-Emblem. Wenn jemand Josh Kirkwood gesehen oder etwas Ungewöhnliches oder Verdächtiges bemerkt hat, wollen wir das wissen. Die übrigen Cops und die vom County …«
    »Ich werde meine eigenen Männer selbst einteilen, wenn Sie nichts dagegen haben, Miss O’Malley.«
    Megans Blick landete wie ein Hammer auf dem Kopf des
    Sheriffs von Park County. Er hatte die Hände in seine schmalen Hüften gestemmt, und sein lippenloser Mund war zu einem Grinsen verzogen. Er musste in den Fünfzigern sein, mit einem hageren, knochigen Gesicht und einer Adlernase. Die Lichter des Parkplatzes blinkten auf seinen mit Pomade
    zurückgekämmten Haaren. Seine Stimme dröhnte lauter als ihre mit dem Megaphon.
    »Ich will meine Deputys auf dem Jahrmarktsplatz einsetzen.
    Wir werden ihn Meter für Meter absuchen, jedes Gebäude, jedes Stückchen Straße. Wenn ihr etwas findet, meldet es mir über 104
    Funk. Art Goble kommt mit seinen Hunden. Sobald Mitch etwas bringt zur Aufnahme der Witterung, sind sie im Geschäft. Gehen wir!«
    Ein halbes Dutzend Deputys machte sich mit Taschenlampen bewaffnet auf den Weg. Die Polizisten von Deer Lake traten verlegen von einem Fuß auf den anderen, waren verunsichert, wussten nicht genau, wen sie wohin schicken sollten, oder ob sie überhaupt dem Befehl einer unbekannten Frau gehorchen
    sollten. Megan warf einen kurzen Blick auf Noga, der sich hastig aufmachte, um sie anzutreiben. Sie sprang von der Haube des Lumina und landete direkt vor dem Sheriff.
    » Agent O’Malley, wenn ich bitten darf«, sagte sie und reichte ihm ihre behandschuhte Hand.
    Russ Steiger musterte sie mit seinen unverschämten Augen von Kopf bis Fuß und ignorierte einfach ihre höfliche Geste.
    »Was ist denn los? Sind Ihnen in St. Paul die Männer
    ausgegangen?«
    »Nein.« Ihr Lächeln war scharf wie ein Rasiermesser. »Sie wollten mal was Neues ausprobieren und haben die Person, die am besten dafür qualifiziert ist, geschickt, anstatt die mit dem größten Schwanz.«
    Der Sheriff zuckte zusammen, als hätte sie ihm eins mit dem Gummiknüppel übergezogen. Heiliger Strohsack, wenn
    DePalma hören würde, dass sie so mit einem County Sheriff redete, würde er ihren Kopf an der nächsten Brücke ausstellen.
    Ohne Rücksicht darauf, dass sie männliche Agents kannte, deren Vokabular die Haare in den Ohren eines Matrosen versengen würde. Das war männlich, hart. Man hatte sie ausdrücklich angewiesen, einen guten Eindruck zu machen, keinen zu
    beleidigen, keinem auf die Zehen zu treten. Aber sie wusste nur zu gut, was passieren würde, wenn sie den Mund hielt und sich den hiesigen Potentaten beugte. Sie würde den Rest ihrer Tage in ihrem Büro verbringen, Formulare ausfüllen und ihre Nägel 105
    pflegen.
    Man brauchte kein Genie in Menschenkenntnis zu sein, um zu sehen, dass dieser spezielle Potentat ungefähr so stur war wie ein Elchbulle – ein höflicher Klaps auf die Schulter wäre wirkungslos, er

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