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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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es seinen Zweck«, meinte er lächelnd. »Glauben Sie, dass Sie gegen alle Verführungskünste gefeit sind?« Unter seinen halb gesenkten Lidern erkannte sie ein warmes Leuchten.
    »Eine Verführung der Sinne bedeutet nicht unbedingt …« Irritiert winkte sie ab, um die Wirkung seines Blickes und seiner Worte zu verscheuchen. »Erst heute Morgen genoss ich eine wunderbare Verführung, als ich eine Orchidee erblühen sah.«
    »Eine Orchidee? Den Blödsinn, den Sie da reden, nehmen Sie doch selbst nicht ernst.«
    »Das ist kein Blödsinn! Und ich liebe es, von solchen Dingen verführt zu werden.« Während er langsam eine seiner dunklen Brauen hob, spürte Miranda feurige Hitze in ihrem Nacken und fächelte sich mit einer leicht zittrigen Hand Kühlung zu. »Meine Sinne wurden verführt.«
    »Wünschen wir uns das nicht alle?«, fragte er gedehnt. »Nur das zählt.«
    Sie bemerkte, wie seine Finger sich langsam wieder ihrem kostbaren Buch näherten, und blitzschnell nahm sie es weg und schob es in ein Fach unter der Tischplatte.
    »Möchten Sie mich nicht reizen, Miss?«
    »Irgendwie denke ich, dass ich damit ein Problem hätte.«
    Sittsam faltete sie die Hände auf dem Ladentisch. Jetzt erst nahm sie so richtig wahr, dass ihr Besucher, allen Konventionen zum Trotz, keine Handschuhe trug. Und sie registrierte, dass seine perfekten Hände nicht nach Arbeit aussahen. Nicht einmal danach, als würde er oft zur Feder greifen. Keine Tintenflecke wie an ihren eigenen Fingern, keine rauen Fingerkuppen und keine winzig kleinen Schnitte von messerscharfen Papierrändern.
    »Also, Sir? Wie kann ich Ihnen dienen?«
    »Oh, das haben Sie bereits getan.« Er strich über einen Buchrücken hoch oben in einem Regal, den Miranda nicht erreicht hätte, ohne auf einen Stuhl zu steigen. »Ein so amüsantes Wortgefecht durfte ich lange nicht mehr erleben.«
    Zu ihrem Ärger spürte sie erneut Hitze in ihre Wangen steigen, während er das Buch mit einem leichten Rascheln aus dem Regal nahm. Heller Staub wirbelte auf bis zu den dunklen Deckenbalken. O Gott, wann hatte sie zum letzten Mal die Regale gewischt? Was machte das schon? Der ungewöhnliche Besucher würde es bald vergessen haben. Vermutlich sobald er den Laden verließ.
    Aber nein, er hackte darauf herum. »So wie es aussieht, hat dieser Band sehr lange schon keine Aufmerksamkeit mehr gefunden.« Er wies mit dem Kinn auf die Bücher, die den Ladentisch bedeckten. »Anscheinend interessiert sich Ihre Kundschaft eher für erotische Reize als für Shakespeare.«
    »Auch von Shakespeare stammen erotische Werke, Sir.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Verworfener kleiner Kerl, nicht wahr?« Fast liebevoll streichelte er die Hamlet -Ausgabe.
    Gegen ihren Willen begegnete sie seinem Blick. »Verspotten Sie mich?«
    »Nur ein bisschen. Um ehrlich zu sein – ich bin eher fasziniert. Niemals hätte ich vermutet, dass mein Entschluss, ein paar neue Bücher für meine Bibliothek zu erstehen, mir solche Freude bescheren würde.«
    »Warten Ihre Regale auf sexuelle Aufklärung?«
    »Vielleicht.« Er neigte sich wieder über den Ladentisch. »Wollen Sie mir immer noch dienen?«, fragte er anzüglich.
    »Nur bei der Suche nach geeigneten Werken«, erwiderte sie schlagfertig und so leichthin wie möglich, obwohl sie in der Kunst des Flirtens denkbar ungeübt war.
    Doch sie empfand Neugier, spürte die Lockung ungewohnter Emotionen, sah die lässige Körperhaltung des Mannes, das Haar, das irgendwie ungebändigt auf den Hemdkragen fiel. Dieser Mann schien aus lauter Widersprüchen zu bestehen, und gerade das machte seinen Reiz aus. Kontrolle wetteiferte mit Chaos, Struktur mit Zufälligem, Eleganz mit Verachtung der Konventionen.
    Und erst seine Augen … Sie fühlte sich wie ein Reh, das von einem Wolf gestellt worden war. Niemals schauten Gentlemen wie er eine Frau wie sie so an. Diese unverblümte Aufmerksamkeit, dieses virile Interesse war beängstigend. Und wundervoll. In ihrem Innern schien irgendetwas zum Leben zu erwachen. Welch ein gefährlicher Mann …
    Ein sehr gefährlicher Mann.
    »Wenn Sie Shakespeare schätzen, müsste Ihnen das da gefallen.« Sie zeigte ihm ein Buch auf einem Bord direkt neben den Sieben Geheimnissen der Verführung .
    » Frühlingssonette ? Oh, verdammt! Auch hier? Zum Teufel damit!«
    Um ihr Missfallen an seiner Ausdrucksweise zu bekunden, rümpfte sie die Nase. »Nicht von Shakespeare, aber nicht schlecht.« Von einem Kampfgeist erfasst, wie sie ihn nur selten

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