Suendiges Gestaendnis - Erotischer Roman
Studio aufgenommen worden waren. Fotos von Picknicks und Bällen in Bilderalben. Sie erkannte Felicity, Hope, Annie und Lizzie auf den frühesten Fotos. Außerdem gab es noch verschiedene Gruppenfotos, auf denen man an den Kleidern das Voranschreiten der Zeit erkennen konnte.
Seufzend schloss sie den Deckel der Truhe wieder und setzte sich darauf. Sie blickte an die Decke. »Ich werde wohl in die Bibliothek gehen müssen.« Sie blickte zu den schweren, staubigen Vorhängen. Sie regten sich nicht.
»Irgendeine Information finde ich dort sicher. Und wenn ich dort nicht fündig werde, wende ich mich eben an die Lokalzeitung. Du hast ja keine Ahnung, was man heutzutage so alles herausfinden kann.«
Belle hatte über alles bereitwillig geredet, aber von Mord und Erpressung hatte sie geschwiegen. Anscheinend war sie nicht bereit, über die Vergangenheit zu sprechen.
»Warum ist dir das denn so wichtig?«, fragte sie.
»Du hast versprochen, mir alles zu sagen, Belle, aber das hast du nicht getan.« Belles Geschichte war faszinierend. In einer Zeit, in der Frauen absolut keine Rechte hatten, hatte sie völlig auf sich allein gestellt ein unabhängiges Leben geführt. Aber sie wollte ihr ja nichts über sich erzählen.
Faye beschloss, es mit einer anderen Taktik zu versuchen. »Als ich in deiner Truhe gekramt habe«, sagte sie laut, »habe ich einen Anstecker gefunden, auf dem ›Verteidiger des Heims‹ stand. Wozu war das gut? Es passt irgendwie gar nicht zu einer Bordellbesitzerin.«
Belle lachte leise und erschien endlich leibhaftig. »Das hatte ich ganz vergessen. Auch die Beile.«
»Beile?« Mord mit einem Beil? Kein Wunder, dass Annie ihr die grausigen Einzelheiten nicht erzählen wollte.
»Nicht Mord. Carry Nation hat immer in den Saloons mit Beilen alles zerschlagen.«
»Das war doch die alte Dame, mit der May Malloy sich angelegt hat.«
»Ja, genau. Sie war Temperenzlerin und hat diese Anstecker und die Beile verkauft, um ihren Kreuzzug zu finanzieren. Sie war zwar verwirrt, aber eigentlich war sie eine großartige Frau.«
Trotz der warmen Nachmittagssonne fröstelte Faye. »Komm«, sagte sie zu Belle. »Lass uns hinuntergehen, Feuer im Kamin machen und plaudern. Ich möchte mehr darüber hören.«
»Ich will nicht über Zeke sprechen.« Belle blinzelte.
»Ich weiß.« Faye tätschelte ihr das Knie, aber ihre Hand ging hindurch. »Entschuldige.«
»Der Gedanke zählt.« Belle lächelte und glitt hinaus. Faye folgte ihr langsam.
In der Ferne hörte sie ihr Handy klingeln, aber sie wollte nicht drangehen. Wahrscheinlich war es wieder Colin, und sie konnte sein Gejammer nicht mehr ertragen.
Belle und Faye setzten sich in die Lehnsessel vor dem Kamin, in dem ein Feuer prasselte. Ein Kaminfeuer mitten im Sommer. Lächerlich. Aber so war es eben, wenn man mit Geistern zusammenlebte.
Belle spürte die Kälte um sich herum wahrscheinlich gar nicht. Faye hätte sich natürlich auch in eine Decke wickeln können, aber es war so gemütlich, den Flammen zuzusehen.
Seitdem Faye Colin mit seiner Empfangsdame überrascht hatte, war sie wieder ruhiger geworden. Vorher hatte sie die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie Colin wohl darauf reagieren würde, wenn sie Perdition House behalten würde.
Und jetzt war sozusagen die Luft raus.
»Hat er noch mal angerufen?«
»Ja, kurz bevor ich heruntergekommen bin, hat mein Handy geklingelt. Aber unser letztes Gespräch war nur kurz. Er hat einfach aufgelegt, als ich ihm
sagte, ich würde mir seine Klagen über meine sexuellen Fähigkeiten nicht länger anhören.«
»Glaubst du, er hat herausgefunden, dass du dein Können bei anderen Männern erprobt hast?«
»Colin ist viel zu egozentrisch, um sich das überhaupt vorstellen zu können. Es geht immer nur um ihn. Ach ja, und um das, was seine Mutter denkt.«
»Männer!«, sagte Belle. »Man kann einfach nicht mit ihnen leben, aber man kann sie ja auch nicht alle erschießen.«
»Manchmal sind sie auch sehr nützlich«, erwiderte Faye lustvoll seufzend. Sie dachte an Mark und Liam.
»Ja, in der Tat.«
Schweigend saßen sie einen Moment lang da, dann fragte Faye neugierig: »Hast du die Anstecknadel von Carry Nation bekommen?«
»Ja, ich habe sie nach dem Zwischenfall bei May kennen gelernt. Wir haben eine Tasse Tee getrunken und uns lange unterhalten.«
»Wirklich? Faszinierend. Ach, übrigens, soll ich uns auch eine Tasse Tee machen? Das heißt, wenn du ihn trinken kannst.«
Belle schüttelte den Kopf.
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