Süße Küsse nur aus Rache?
mehr wusste, ob sie fähig war zu gehen, wenn er sie begleitete. Dann wurde ihr bewusst, dass er nur aufgestanden war, weil sie sich erhoben hatte. Sie zwang sich, ihn anzusehen. Seine Miene wirkte wieder verschlossen. Doch sie wagte nicht, seinem Blick zu begegnen … nicht noch einmal.
„Danke für das Essen“, brachte sie heraus. „Aber ich muss jetzt wirklich aufbrechen.“
Sie sah sich um und versuchte sich zu erinnern, wo der Ausgang war.
Beflissen kam ein Ober heran. Angelos Petrakos sagte etwas zu ihm, der Mann murmelte zustimmend und eilte davon.
Dann wandte Angelos sich wieder an Kat. „Ein Taxi wird Sie nach Hause bringen“, sagte er.
„Das kann ich mir nicht leisten …“, entgegnete sie automatisch, doch er hob die Hand.
„Ist schon erledigt.“
„Oh. Danke. Äh …“ Sie verstummte. Dabei wollte sie so verzweifelt wissen, ob sie nun engagiert war für das Fotoshooting.
Doch sie wagte es nicht, ihm diese Frage zu stellen. Stattdessen nahm sie ihr Abendtäschchen vom Tisch und klammerte sich daran, als wäre es ein Rettungsanker.
„Gute Nacht, Kat“, sagte Angelos Petrakos. Sein Blick wirkte immer noch verhangen, gab nichts preis. Und sie schmolz immer noch dahin. Sie musste gehen – jetzt sofort.
Angelos sah, wie sie davonlief und in der Eile beinahe gegen die Tische stieß. Fast wäre er ihr hinterhergegangen. Stattdessen setzte er sich wieder. Ein anderer Kellner kam und räumte die Teller ab, dann servierte er das Hauptgericht. Mechanisch begann Angelos zu essen, doch seine Gedanken waren nur auf eines gerichtet.
Kat Jones. Und was er mit ihr machen sollte.
Er traf eine Entscheidung.
Kat ließ sich auf den Rücksitz des Taxis fallen. Eigentlich sollte sie diese für sie luxuriöse Fahrt genießen, aber sie stand immer noch unter Schock. Mehr als das. Es war weit schlimmer. Als würde ihr plötzlich etwas offenbart, das sie nicht kannte. Und das sie völlig aus der Fassung brachte.
Verdammt, wo ist dieses Gefühl hergekommen? Und warum? Weshalb er? Der Kerl ist ein arroganter Bastard – der allmächtige Mr Big. Und ich will nicht so fühlen, ich will es nicht. Nein!
Aber das Gefühl war trotzdem da, und das war das Schlimme. Ein entsetzlich seltsames Gefühl, das sie erzittern ließ. Immer wieder beschwor sie sein Gesicht im Geiste herauf, sodass sie ihn beinahe wirklich vor sich sah. Immer und immer wieder.
Nein! Was machst du denn da? Hör auf damit! Hör auf!
Doch es war wie eine Lampe, die sie nicht mehr ausschalten konnte. Sie brannte, als sie schlafen ging. Brannte, als sie aufwachte und als sie zur Arbeit ging.
Selbst ihre Sorge, ob sie den Job in Monaco bekommen würde, konnte dieses Licht nicht zum Erlöschen bringen. Wobei die Vernunft ihr einredete, dass sie nur an das Fotoshooting denken sollte und an nichts anderes.
Sobald sich ihr die Gelegenheit bot, nahm sie ihr Handy und rief bei der Agentur an, um die hochnäsige Anita zu fragen, ob es schon Neuigkeiten von Petrakos Marine wegen der Kampagne gebe. Noch zweimal musste sie heimlich vom Lagerraum des Schuhgeschäfts aus anrufen, ehe Anita ihr säuerlich mitteilen konnte, dass sie den Job bekommen hatte. Und obendrein ein fantastisches Honorar. So viel Geld, wie sie noch nie in ihrem Leben verdient hatte.
Triumphierend stieß sie die Faust in die Luft und schwebte den restlichen Morgen wie auf Wolken.
Endlich war es so weit. Ihr großer Durchbruch! So musste es einfach sein. Das erste richtige Geld! Anständige Arbeit! Mit diesem Shooting im Hintergrund würden weitere solcher Jobs winken. Und was noch besser war – sie war auf dem Weg nach oben! Das dunkle, dreckige Loch, aus dem sie sich herausgekämpft hatte, würde bald weit hinter ihr liegen, und sie würde nach den Sternen greifen.
Nichts konnte sie jetzt mehr entmutigen und wieder herunterziehen. Nichts.
Und was Mr Big anbelangte und ihre verrückte Reaktion auf ihn – selbst wenn er bei den Aufnahmen auftauchen sollte, würde sie ihn einfach ignorieren. Sie musste es. Verdammt, sie würde doch nicht …
Doch hier hörte ihr Gedankengang auf. Alles andere wäre verrückt. Genau das sollte sie sich immer wieder in Erinnerung rufen. Verrückt.
Konzentriere dich. Der Job ist das Einzige, was wichtig ist. Nichts anderes.
Daran musste sie sich halten. Sie hatte bisher ohne Sex gelebt, und das würde auch so bleiben. Und mit einem wie Angelos Petrakos würde sie ganz sicher nicht ins Bett gehen.
Er würde dich benutzen und dann
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