Süße Teilchen: Roman (German Edition)
Hüften wären schmaler, mein Hintern kleiner und meine Beine schöner.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Das hast du selbst gesagt. Mir ins Gesicht. Zweimal. In gewisser Weise sogar jedesmal, wenn du mich gebeten hast, weniger zu essen.«
»Ich finde, dass du überreagierst.«
»Nein, ich habe nur so lange gar nicht reagiert, dass du dich daran gewöhnt hast.«
»Hier wird gleich geschlossen. Lass uns irgendwo was essen gehen, dann können wir weiterreden. Was hältst du von dem netten Italiener um die Ecke?«
»Nein, ich bleibe hier, esse mein Eis und die Sahne und werde jeden Bissen genießen. Wenn du magst, kannst du mir dabei zuschauen. Oder aber, du steigst in deinen Maserati und sagst dir, dass alle Frauen verrückt sind. Entscheide dich. Aber wenn ich fertig gegessen habe, nehme ich den Bus und fahre nach Hause. Allein. So sieht nämlich meine Entscheidung aus.«
Natürlich wäre es schön, wenn er jetzt um mich kämpfen und sagen würde, er hätte eingesehen, dass er einen Fehler gemacht hat und mich begehrt, ganz gleich, ob ich dick oder dünn oder irgendwo dazwischen bin, aber das ist ihm nicht gegeben.
Und plötzlich tut er mir leid.
Für den Sonntag nach meinem letzten Tag bei Fletchers habe ich Laura, Dave, Pete, Zoë und ihre neue Freundin Cheryl zum Abendessen eingeladen. Und Will, der zu dem Anlass aus Sheffield kommt. Nach unserer Paris-Reise hat er mich mehrmals besucht. Ich bin gern mit ihm zusammen. Sogar sehr gern.
Meine Wohnung ist sauber und ordentlich. Am Morgen bin ich zum Markt auf der Columbia Road gefahren, um fünf Bunde orangefarbene Tulpen zu kaufen. Bei St. John habe ich Schinken und zwei knusprige Brote besorgt und bei Selfridges endlich den Gutschein eingelöst und dafür mehrere Kisten erstklassigen Wein erstanden. Es sind so viele, dass ich jedem meiner Gäste eine mitgeben und eine für Maggie aufheben werde.
Ich bereite die Sandwiches zu. Der Krug für die eiskalten Margaritas steht schon im Kühlschrank. Die Eiswürfel habe ich mit meinem neuen Eisbereiter gemacht, dem Abschiedsgeschenk, das ich mir von den Kollegen bei Fletchers gewünscht hatte. Zoë hat das Geld gesammelt, so viel, dass es sogar noch für einen Gutschein für ein schickes Küchenstudio gereicht hat. Einen Sub-Zero werde ich mir davon nicht leisten können, aber wer braucht den schon?
Die Cannoli liegen aufgereiht auf meinem Küchentresen – mit Vanille, Schokolade, Pudding, Erdbeeren und Sahne.
Jetzt muss ich nur noch die Kekse aus dem Ofen holen und sie abkühlen lassen. Ich habe sechs Sorten gebacken. Laura wird sich auf die stürzen, in denen Luftschokolade und Minze sind. Für Pete habe ich welche mit Schokoriegel-Stückchen gemacht. Wozu hat man denn Freunde, wenn man sie nicht als Versuchskaninchen benutzen kann?
Die Ofenuhr klingelt. Ich streife meine extra langen Ofenhandschuhe über (Brandwunden wird es ab sofort nicht mehr geben), ziehe das Blech heraus und stelle es auf den Tresen.
Zwanzig Minuten später kann ich die Kekse anheben und auf einer Platte arrangieren. Es klingelt. Meine Gäste sind da.
Heute Morgen wurde ich um halb sieben wach. Der Himmel war schon blau. Ich zog mich an, lief nach unten und joggte zwanzig Minuten. Als ich wieder zu Hause war, ging ich unter die Dusche. Wenig später schlüpfte ich in eine Jeans und mein Lieblings-T-Shirt und ging zur Arbeit. Eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn kam ich in Maggies Büro an. Ich schloss auf und brühte in ihrer schönen roten Kanne Tee auf. Dann setzte ich mich an meinen neuen Schreibtisch.
An diesem Tag werde ich einiges zu erledigen haben. Unter anderem muss ich entscheiden, welche meiner neuen Kekse zuerst auf den Markt kommen sollen. Ich habe achtzehn Sorten kreiert, die allesamt gelungen sind, aber mehr als zwölf von ihnen möchte ich nicht einführen.
Will ist einfach genial und kennt sich in allem aus. Er hat mir geholfen, wenn es um Fragen der Verpackung und des Vertriebs ging und wusste, wie die Kekse knusprig bleiben, ohne ihren Geschmack und ihre Konsistenz zu verlieren. Ich bin sicher, die Kekse werden sich wohlfühlen, zumindest während der vier Tage ihrer Haltbarkeit. Auch als Geschenk kann ich sie mir gut vorstellen, ich wünschte nur, ich wüsste, wie ich sie nennen soll. Bisher ist mir nur eingefallen: Himmelskekse, Deluxe-Kekse, Schoko-Wahnsinn und Little-Venice-Keks-Boutique. Aber glücklich bin ich mit keinem dieser Namen. Ich könnte sie nach meiner Großmutter benennen und für die Verpackung
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