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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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stutzen. Wahrscheinlich glauben sie auch, sie hätten nicht richtig gesehen, denn da entfernt sich ein Mann in weißer Leinenhose, an dessen Hosenboden eine braune Masse klebt.
    Sprachlos sehe ich Will an. Etwas dermaßen Albernes und doch Tollkühnes hätte ich ihm nie zugetraut. »Warum hast du das getan?«
    »Weil er es verdient hat. Er war unhöflich und arrogant und hat deinen Schirm gestohlen.«
    »Also hast du mich gerächt.«
    »Zum einen. Zum anderen wollte ich nicht, dass wir die Schokolade vergeuden. Vier Euro sind vier Euro.«
    »Was ist, wenn er dahinterkommt und dich angreift?«
    »Das nehme ich in Kauf. Hilfst du mir, falls er sich duellieren will?«
    »Natürlich. Wir werden gemeinsam ruhmreich untergehen.«
    Als wir den Bahnhof St. Pancras erreichen, verspüre ich einen Anflug von Traurigkeit. Ich möchte nicht, dass dieser Tag vorbei ist. Ich weiß ja nicht mal, ob ich Will je wiedersehen werde. Würde er in London wohnen, wäre das etwas anderes, aber so?
    »Entschuldige, Sophie, aber ich muss losflitzen, sonst ist mein Anschlusszug weg.« Will nimmt seine Jacke vom Haken und reicht mir meinen Schirm. »Pass gut auf ihn auf.«
    »Vielen Dank für den Tag, Will. Es hat alles so viel Spaß gemacht.« Mehr, als ich im ganzen letzten Jahr hatte.
    »Finde ich auch.« Will lächelt mich an. »Meinst du, wir könnten das irgendwann noch mal machen?«
    Eine kleine Welle der Hoffnung steigt in mir auf. Ich versuche, sie zu ignorieren. Noch vor nicht allzu langer Zeit war ich seelisch am Ende. Inzwischen habe ich mich aufgerappelt, aber gut geht es mir noch nicht.
    Liebe ist immer ein Risiko, aber ich weiß nicht, ob ich schon bereit bin, es erneut einzugehen.
    An diesem Abend, fast anderthalb Jahre nachdem ich James zum ersten Mal geküsst habe, gehe ich erstmals zu Bett, ohne an ihn zu denken.
    Doch als ich morgens wach werde, fällt er mir sofort wieder ein.
    Heute werden wir uns treffen. Per SMS bitte ich ihn, mich um sieben Uhr abends im Restaurant von Fortnam & Mason zu treffen. Sein Büro liegt dort um die Ecke. Ich male mir aus, wie er sich schon vorher in einen Pub setzt und bei einem Gin Tonic überlegt, wie er am besten vorgehen soll.
    Ich verlasse die Arbeit frühzeitig, fahre nach Hause und ziehe mein allerliebstes Vintage-Kleid an. Über dieses Kleid habe ich mich nur ein einziges Mal geärgert, als ich Größe achtunddreißig hatte und das Oberteil zu weit war.
    Das Kleid ist aus schwarzem Taft und wurde in den Fünfzigerjahren in Los Angeles entworfen. Es hat einen tiefen eckigen Ausschnitt, Ärmel, die bis zum Ellbogen reichen, was ich ideal finde, ein eng anliegendes Oberteil und einen weiten Rock. Wenn ich es trage, fühle ich mich stark und weiblich. Für heute Abend ist es schlichtweg perfekt.
    Als ich das Restaurant betrete, sitzt James an der Bar und schaut mir entgegen.
    Seine Augen leuchten auf. Ich werde wütend, denn offenbar muss ich ihn nur sehen, um zu erkennen, dass ich ihn immer noch begehre und das so bleiben wird, solange er und ich uns im selben Raum befinden.
    »Tolles Kleid«, begrüßt er mich und steht auf, um mich zu küssen. Sein Körper ist so nah, dass ich mich zwingen muss, nicht die Arme um ihn zu legen.
    »Was möchtest du?« Er reicht mir die Getränkekarte.
    »Die brauche ich nicht. Ich nehme einen Eisbecher mit Sahne und Cocktailkirsche. Was trinkst du?«
    »Eine Flasche Rotwein. Warum hast du diesen Ort ausgesucht?« Er schaut mir in die Augen und lächelt.
    »Weil mir danach war. Als ich klein war, ist meine Großmutter manchmal mit mir hierhergegangen.«
    »Hattest du einen schönen Urlaub?«
    »Ja. War bei dir alles in Ordnung?«
    James nickt. »Ich hatte viel zu tun. – Oh, ich habe etwas für dich.« Er gibt dem Kellner ein Zeichen, woraufhin dieser unter die Bar greift und James eine kleine Schachtel reicht.
    James gibt sie mir. »Rob war am Wochenende in New York. Ich hatte ihn gebeten, das hier mitzubringen.«
    Ich klappe den Deckel auf und muss automatisch lächeln. In der Schachtel befindet sich ein Original-Kompost-Keks.
    »Danke, James. Auch an Rob vielen Dank.«
    James sieht mich an, lächelt wieder. Er legt eine Hand auf mein Knie. Ich lasse ihn gewähren.
    »Du weißt es noch nicht, aber er und Lena erwarten ein Baby. Rob trinkt jetzt schon auf Vorrat, denn demnächst wird er Hausarrest kriegen.«
    »Ich bin sicher, dass er einen Ausweg findet.«
    »Er ist fix und fertig, er glaubt, das ist das Ende seiner Freiheit.«
    »Es wird eher das Ende

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