Sueße Verfuehrung im Pazifik
Misere gewesen. Dann waren sie bei der Geburt der Zwillinge eingesprungen und noch einmal, als Beth wegen Depressionen in die Klinik eingewiesen wurde. Ihre Eltern ahnten nicht, dass auch sie selbst ihrem Bruder immer wieder unter die Arme gegriffen hatte. Jedes Mal schwor er, ihr das Geld zurückzuzahlen, versprach, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Immer war es gelogen.
Sie starrte hinaus aufs Meer, beschwor die Sonne, endlich aufzugehen und Licht in das Dunkel ihrer Probleme zu bringen.
So viel Geld, wie Jake benötigte, besaß sie nicht. Sie musste schlucken. Warum sollte sie ihm überhaupt helfen? Genau diese Frage hatte sie einmal ihrer Mutter gestellt. Die Antwort war wie eine Ohrfeige gewesen.
„Er ist krank, Emma!“
Sie sah noch immer die schmalen Lippen ihrer Mutter vor sich, hörte den vorwurfsvollen Ton in ihrer Stimme.
„Du solltest versuchen, etwas verständnisvoller zu sein!“
So war ihr einziges Gespräch über Jakes „Krankheit“ verlaufen. Keine Diskussion, keine Erwähnung seiner Spielsucht.
Allein im Dunkeln an einem einsamen Strand zu schwimmen verstieß gegen alle Regeln, die sie von Kindesbeinen an gelernt hatte. Seit Emma sich vom Wasser magisch angezogen fühlte, waren ihr die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen eingetrichtert worden. Nun jedoch drehten sich ihre Gedanken einzig und allein um Jakes Schwierigkeiten, ohne dass eine Lösung in Sicht schien. Während sie sich bis auf BH und Slip auszog, hoffte sie, beim Schwimmen Klarheit zu finden.
Wunderbar erfrischend fühlte es sich an, ins kühle Wasser einzutauchen. Es gab nichts Schöneres, als im Meer zu schwimmen. Die Schwerelosigkeit, der Sog der Wellen, das Prickeln des Salzwassers auf ihrer Haut und das befreiende Gefühl, alles hinter sich lassen zu können. Angesichts der enormen Weite des Ozeans schrumpften ihre Probleme auf eine angemessene Größe. Sie kam zur Ruhe, während ihr Körper angenehm müde wurde.
Sie war weit hinausgeschwommen.
Als sie sich umdrehte und zum Strand zurückblickte, der sich in der Ferne grau abhob, verspürte sie einen Anflug von Angst. Ihre kräftigen Schwimmzüge schienen sie jetzt nicht mehr vorwärtszubringen. Als sie merkte, wie sie an den Felsen vorbeiglitt und sich das Ufer immer weiter entfernte, erschrak sie zutiefst.
Sie war in einen gefährlichen Brandungsrückstrom geraten, der sie rasch aufs offene Meer hinaustrieb. Sie wusste, dass sie nicht versuchen durfte, dagegen anzuschwimmen. Ihre Kraft würde nicht ausreichen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie unglaublich leichtsinnig sie sich verhalten hatte. Die Weite des Meeres, die eben noch beruhigend auf sie gewirkt hatte, versetzte sie nun in Panik.
Er wollte nicht abreisen.
Es war erst gut zwölf Stunden her, dass er die City von Melbourne verlassen hatte, und trotzdem fühlte er sich wie nach einem Kurzurlaub. Ich komme viel zu selten hier heraus, sagte sich Zarios, während er den Strand entlangschlenderte. Dabei liebte er diesen Landstrich. Die Küste mit ihrem mediterranen Klima, den vielen idyllischen Buchten und den exklusiven Villen hoch oben auf den Klippen. Er dachte an seine Kindheit, die Ferien bei seinem Vater, und dass er besonders die putzigen Robben gemocht hatte, die sich auf den Felsen sonnten.
Tief die würzige Meeresluft einatmend, lehnte er sich an die Felsen. Eben hatten sie noch düster und bedrohlich gewirkt. Nun präsentierten sie sich im ersten Licht der aufgehenden Sonne in strahlendem Gelb.
Warum sollte er Lydias Einladung, das ganze Wochenende zu bleiben, nicht einfach annehmen? Die Versuchung war groß, einmal alles hinter sich zu lassen.
Seufzend bückte er sich und hob einen Stein auf. Es war unmöglich. Niemand schien zu sehen, dass er einmal ausspannen musste. Ein Wochenende am Strand? Ausgeschlossen. Er hatte zu viele Verpflichtungen. Jeder schien irgendetwas von ihm zu wollen. Und Miranda? Er hatte wirklich alles versucht, die Beziehung zu ihr zu retten. Doch sie war immer besitzergreifender geworden, immer bestimmender, bis er es nicht mehr aushielt und sich von ihr trennte. Und sobald sie die Trennung offiziell bekannt gegeben hatten, würden die Zeitungen wieder die übliche tränenreiche, fantastische Story dazu bringen.
Er hasste die spitzen Bemerkungen in der Boulevardpresse. Entgegen allen Skandalgeschichten, die über ihn im Umlauf waren, liebte er die Frauen. Er liebte die freudige Erregung zu Beginn einer Beziehung. Das Gefühl, diesmal könnte es die Richtige
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