Sueße Verfuehrung im Pazifik
Der Surfer schien diese Situation nicht zum ersten Mal zu erleben, denn er war äußerst gefasst. „Sie weiß, dass sie einen Fehler gemacht hat. Es war ganz richtig, dass Sie sich von der Strömung raustragen ließen“, versicherte er ihr, während Zarios kochend vor Wut danebenstand. „Man hat keine Chance, wenn man versucht, dagegen anzuschwimmen.“
Sie beruhigte sich langsam. Jeder Atemzug, mit dem neuer Sauerstoff in ihren Körper gelangte, war so köstlich wie ein erfrischendes Glas Limonade.
Inzwischen hatte sich ein kleiner Menschenauflauf gebildet. Hauptsächlich durchtrainierte gebräunte Surfer und eine ältere Frau, die ihren Hund spazieren führte. Sie alle standen um die frierende, sich elend fühlende Emma herum, die nur mit einem nassen Slip und BH bekleidet war. Jemand holte eine Wolldecke aus dem Schuppen der Surfer und legte sie ihr um. Dankbar spürte sie die Wärme, die von dem schweren, ein wenig muffig riechenden Stoff ausging.
„Haben Sie viel Wasser geschluckt?“, fragte der Surfer.
„Nein. Ich hatte nur keine Kraft mehr. Jetzt geht es mir wieder besser.“
„Vielleicht sollten wir Sie zu einem Arzt bringen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich möchte nur nach Hause.“
Jetzt erst dachte sie daran, sich bei Zarios zu bedanken, und schüttelte ihm die Hand. Er legte den Arm um sie und führte sie den Felsenpfad hinauf zum Haus ihrer Eltern. Dann bedankte er sich lächelnd bei der alten Dame, die ihnen nachgelaufen war und Emmas Kleider brachte.
„Bitte sag Mum nichts davon.“ Sie bibberte, und ihre Zähne schlugen heftig aufeinander. „Ich will ihr das Wochenende nicht verderben.“
„Das wäre dir beinahe gelungen.“ Er zwang sich, ruhig zu bleiben. „Hoffen wir mal, dass deine Eltern noch nicht auf sind …“
Trotz der frühen Morgenstunde wurde das Festzelt bereits abgebaut, und Lydia erteilte mit durchdringender Stimme Anweisungen. Die Vorbereitungen für das Champagnerfrühstück befanden sich in vollem Gange.
„Komm hier herein.“ Bevor jemand sie entdeckte, öffnete er rasch die Tür des Sommerhauses und betrat den hübschen hellen Raum, den Emmas Mutter zum Lesen benutzte und ihr Vater als Rückzugsort.
Zarios geleitete sie zu einer bequem aussehenden geblümten Couch und hielt Emma fest, bis sie sich gesetzt hatte. Dann nahm er ihr die alte Decke von den Schultern und reichte ihr ein flauschiges Handtuch, das er aus einem Regal gezogen hatte. „Jetzt trocknen wir dich erst mal ab. Dann kannst du dich anziehen und ins Haus gehen, ohne dass jemand etwas bemerkt.“
„Du wirst mich nicht verraten?“
„Unter einer Bedingung.“ Er fasste sie an beiden Armen. Seine Miene war ernst. „Du musst mir versprechen, dass du so etwas nie wieder tust.“
„Bestimmt nicht.“
„Emma …“ Seine Augen funkelten wieder vor Verärgerung. „Was ist nur in dich gefahren?“ Er war vollkommen durchnässt. Aus seinem blauschwarz glänzenden Haar fielen noch immer Tropfen auf seine breiten Schultern.
„Ich weiß nicht.“ Sie konnte keinen vernünftigen Grund nennen. Sie war am Meer aufgewachsen, kannte die Gefahren in- und auswendig. „Ich wollte einfach einen klaren Kopf bekommen. Ich habe mir Sorgen gemacht.“
„Worüber?“
Wie gern hätte sie sich ihm anvertraut. Sie öffnete schon den Mund, um ihm alles zu erzählen. Doch dann schüttelte sie den Kopf. Jakes Spielsucht und alles, was er damit der Familie angetan hatte, waren zu widerwärtig, um darüber zu reden.
„Ich kann es dir nicht sagen.“
„Du könntest es versuchen.“
„Nein.“
„Okay, vergiss es einfach für den Moment.“ Er streichelte sie durch das Handtuch hindurch, rieb sie trocken, ihren Rücken, dann ihre Beine, von denen der Sand auf den Holzfußboden rieselte. „Du musst dich jetzt anziehen und dann hinüber ins Haus gehen.“
Die Erkenntnis schien ihn wie ein Blitzschlag zu treffen. Er hörte auf, sie abzutrocknen. Sah sie mit abwesendem Blick an.
„Du hättest sterben können!“
Plötzlich lag sie in seinen Armen, und es gab keinen sichereren Ort auf der Welt. Fast heftig hatte er sie vom Sofa gezogen, sie kniend in die Arme geschlossen und hielt sie nun minutenlang fest. Wie viel besser ist das, als Vorwürfe zu hören, dachte sie. Und wie richtig es sich anfühlte, als er sie endlich küsste.
Nie zuvor hatte sie sich so vollkommen hingegeben. Der Kuss auf der Tanzfläche war nur eine Ahnung dessen gewesen, was sie nun erlebte. Geschickt öffnete Zarios den
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