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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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englischen Heiligen darstellten. Wahrscheinlich, so Dominie, dienten sie dazu, den Raum im Dezember, wenn die Nordseestürme über die Ebenen von Ostanglien brausten, einigermaßen wohnlich zu halten.
    An diesem lauen Frühlingsnachmittag erschien den meisten Leuten der Winter wohl endlos weit weg. Dominie aber hatte das Gefühl, als säße er ihr wie eine frostige Faust im Nacken.
    Der Abt schritt auf den größeren der drei Sessel zu und setzte sich, während der Prior den Kopf in den Korridor steckte, um sich zu vergewissern, dass nicht etwa einer der Mönche oder jemand vom Klostergesinde in Hörweite lauerte. Offenbar schien das nicht der Fall zu sein. Zufrieden schloss er die Tür und nahm neben dem Abt Platz. Stumm saßen die zwei eine Zeit lang da, den Blick auf Dominie und Armand gerichtet.
    Endlich forderte der Abt Armand mit einem kurzen Nicken des Kopfes zum Sprechen auf. "Redet, Bruder! Heraus mit dem Rest der Geschichte!"
    Regungslos saß Armand da, aber Dominie vermutete, dass er innerlich sehr angespannt war. "Was wünscht Ihr denn noch zu hören, ehrwürdiger Vater Abt?"
    Schon besser!
    Dominie hatte nämlich befürchtet, er werde womöglich in der irrigen Annahme, dies könne sein Gewissen erleichtern, jedes kleinste Detail hinausposaunen. Aus Erfahrung wusste sie, dass man die Wahrheit am besten scheibchenweise servierte, ähnlich wie bei einem opulenten Mahl – Happen für Happen nur jeweils auf Wunsch und alles zum äußeren Schein aufs Appetitlichste garniert.
    Sie stellte sich einen fetten Fasan vor, langsam geröstet, kandiert mit einer Mischung aus Früchten und Honig und mit den eigenen langen, spitz zulaufenden Schwanzfedern geschmückt. Beim Gedanken an ein solches Festmahl lief ihr das Wasser im Munde zusammen, und plötzlich knurrte ihr Magen so laut, dass alle aufhorchten.
    Abt und Stellvertreter tauschten einen Blick.
    "Wann hast du das letzte Mal gegessen, mein Kind?" wollte der Abt von ihr wissen.
    Sag ihm, vor einem Tag, forderte ihr Magen drängend. Vor zweien! Im Grunde hätte sie das ohne Gewissensbisse tun können, denn das bisschen, das sie in der Zwischenzeit zu sich genommen hatte, ließ sich ja kaum als Mahlzeit bezeichnen!
    "Etwas trockenes Brot, Pater, als ich darauf wartete, dass die Brüder herauskommen und mit der Feldarbeit beginnen würden!"
    Ehe sie begriff, was in sie gefahren war, so streng bei der Wahrheit zu bleiben, ergriff Armand das Wort. "Lady Dominie ist den ganzen Weg von Harwood zu Fuß gekommen, Vater Abt! Über dreißig Meilen, und das mit einem Kanten Brot und etwas Käse als Marschverpflegung!"
    Armand setzte sich für sie ein? Und das, obwohl sie ihm diese Scherereien mit seinen Oberen eingebrockt hatte? Dominie war zwischen Rührung und Verachtung hin und her gerissen. Hätte sie wohl in umgekehrter Lage dasselbe für ihn getan?
    "Danke, Bruder!" Der Abt sprach in einem energischen Ton, der ahnen ließ, dass Armand sich von nun an gefälligst zurückzuhalten und sich nicht ungefragt zu äußern habe. Dann richtete er den Blick auf Dominie. "Stimmt das, mein Kind? Wie viel Brot hast du zu dir genommen?"
    "So viel, Pater!" Sie zog die Brotkruste aus dem Leinenbeutel und hielt sie für alle sichtbar hoch.
    Beim Anblick des Brotkantens rümpften die Mönche angewidert die Nase und wechselten abermals einen Blick. Offenbar verstanden sie sich ohne Worte. "Gehe mit dem Bruder Prior, mein Kind", ordnete der Abt an. "Er wird dafür sorgen, dass man dich erst einmal anständig verpflegt!"
    Dominie folgte dem Prior, blieb aber nach zwei Schritten wie angewurzelt stehen. Was würde Armand Abt wohl in ihrer Abwesenheit erzählen? Hoffte er darauf, dass man ihm die delikate Situation von vorhin verzieh?
    "Mit Verlaub, ehrwürdiger Vater, ich würde doch lieber bleiben!" Wieder meldete sich ihr Magen mit vernehmlichem Protest. "Ihr batet um einen Bericht. Lord Flambard aber kann Euch nur seine Version der Geschehnisse schildern!"
    Der Abt nickte. "Und du magst mir die deinige unterbreiten, sobald du gespeist hast, meine Tochter. Ich möchte nicht, dass du mir noch vor Hunger ohnmächtig auf meinem Fußboden zusammensackst!"
    "So hungrig bin ich gar nicht!" log sie. "Es macht mir nichts aus zu bleiben."
    "Ein großmütiges Angebot zwar, doch kaum notwendig." Der Abt winkte sie zur Tür. "Eins habe ich im Leben gelernt: Gibt es Hader zwischen zwei oder mehr Parteien, kommt man der Wahrheit am besten auf den Grund, indem man die Streitenden getrennt voneinander

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