Süßer Zauber der Sinnlichkeit
leuchteten ihre Augen schadenfroh und triumphierend auf.
"Ich kann Euch alles erklären, Vater Abt!" keuchte er erstickt und verneigte sich tief vor dem neben dem Prior stehenden Mönch.
"So, so!" Abt Wilfrids Blick flog zwischen Armand und Dominie hin und her. "Das würde ich an deiner Stelle auch schleunigst tun, mein Sohn!"
2. Kapitel
Sollte sich doch dieser Moralapostel Armand selbst aus dem Schlamassel herausreden!
Während sie mit dem Rücken gegen die Säule lehnte, sah Dominie genüsslich zu, wie Armand sich wand und zu erklären versuchte, wieso er ausgerechnet in dem Moment überrascht worden war, als er im Kreuzgang ein junges Weib küsste und ihren Busen betätschelte. Ein Frauenzimmer, wohlgemerkt, welches in Knabenkleidern steckte – was die Sache noch skandalöser erscheinen ließ!
"Vater Abt, Bruder Prior, dies hier ist Lady Dominie De Montford!" Blitzschnell warf Armand ihr einen warnenden Blick zu, nur ja den Mund zu halten. "Ihre Familie nahm mich als Pflegekind auf, zur höfischen Erziehung als Page. Von Kindesbeinen an waren wir verlobt."
Der kleinere und ältere der beiden Mönche nickte, so als sei ihm Armands Bericht nicht neu. Er musterte Dominie von Kopf bis Fuß mit einem Blick, in welchem Scharfsinn als auch Mitmenschlichkeit lagen.
Obwohl sie sich einredete, dass ihr keine Wahl geblieben war, als Armand auf diese Weise bloßzustellen, schämte sie sich insgeheim.
Der Abt schenkte ihr keinerlei Beachtung. "Was wurde denn aus dieser Verlobung?" wollte er von Armand wissen.
"Dasselbe, was so vielem anderen widerfuhr, ehrwürdiger Vater Abt! Sie fiel dem Thronstreit zum Opfer. Dominies Vater erklärte sich für König Stephen, ich mich für Kaisergemahlin Maud. Alle meine Ländereien büßte ich ein. Niemals hätte ich eine Familie ernähren können, selbst wenn der Vater damit einverstanden gewesen wäre, dass seine Tochter einen Feind ehelicht."
Wer's glaubt, wird selig! Dominie spürte, wie ihre Lippen sich zu einem verächtlichen Grinsen kräuselten. Armand Flambard hatte ihr den Rücken gekehrt, genauso wie jeder sonstigen Verbindung mit ihrer Familie und seinen eigenen Vasallen. Wie konnte er da behaupten, er habe in dieser Angelegenheit Rücksicht auf ihre Gefühle genommen?
Selbst wenn eine Heirat möglicherweise ihre Leute vor Eudo St. Maur bewahrte, war Dominie der Gedanke unerträglich, einen Mann zu heiraten, dem sie so wenig bedeutete. Ihm Kinder zu gebären, das Lager mit ihm zu teilen – nein, niemals!
Der Abt warf Armand einen strengen Blick zu. "Das mag alles sein! Allein, es erklärt weder, was die Jungfer hier zu suchen hat, noch was ihr zwei da eben getrieben habt!"
Als Armand erneut zu einer Erklärung ansetzen wollte, brachte der Abt ihn jedoch mit erhobener Hand zum Schweigen. Er ließ den Blick nach links und rechts über die ganze Länge des Kreuzganges gleiten und reckte den Hals, um in den Innenhof zu spähen.
Nachdem er sich mit eigenen Augen davon überzeugt hatte, dass es keine weiteren Zeugen gab, senkte er seine Stimme. "Ich lasse keinesfalls zu, dass Breckland Abbey diskreditiert wird durch diesen Vorfall, was immer auch seine Gründe sein mögen. Jene selbstgerechten Brüder von Citeaux wirbeln bereits genug Staub auf und bezichtigen unseren Orden der Laxheit und Verdorbenheit!" Er winkte die beiden zu sich heran. "Begeben wir uns in mein Empfangszimmer. Dort können wir diese Angelegenheit vertraulich besprechen."
Während sie dem Abt folgten, ließ Dominie sich seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Sie verspürte eine leise Sympathie für diesen Klostervorsteher, verbunden mit einem süßen Hoffnungsschimmer. Anscheinend wusste der ehrwürdige Abt, was es bedeutete, wenn man für etwas einstehen musste, das einem anvertraut war. Stellte sie es geschickt genug an, konnte sie in ihm einen Verbündeten gewinnen. Jedes Mittel wäre ihr recht gewesen, um ihr Ziel zu erreichen.
Gemessen an dieser riesigen und begüterten Abtei nahm sich das Besprechungszimmer des Abts eher bescheiden aus. Zumindest kam es Dominie so vor, als sie den Raum betrat. Es verfügte über eine kleine Feuerstelle sowie ein Fenster, das zum Innenhof hinausging. Die einzigen Möbelstücke waren ein niedriger Tisch und drei Stühle, von denen der eine größer und aufwendiger gestaltet war.
Das einzige Zeichen von Luxus bestand in einem Paar herrlich bestickter Gobelins, die neben dem Fenster die äußere Wand bedeckten und offenbar Szenen im Leben von
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