Summer - und der Jaeger der Nacht
Telefon, das genau in d iesem Moment zu klingeln begann. Nachdem er die Anrufer-ID erkannt hatte, nahm er ab.
„Max! Dass du gerade jetzt anrufst…“, begrüßte er seinen jüngeren Bruder.
„Gerade jetzt?“, erwiderte Maximilian am anderen Ende der Leitung, „Du hattest uns auf Band gesprochen, dass du etwas erzählen willst. Entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde. Elena und ich waren übers Wochenende verreist.“
Ach ja, er hatte Max von Summer erzählen wollen, erinnerte Marius sich. Es kam ihm vor, als seien seitdem Äonen vergangen. „Kannst du mir einen großen Gefallen tun und herkommen?“
„Wo bist du denn überhaupt?“
„Auf Kreta.“
„Sekunde…“
Marius hörte ein Klappern und dann undeutliche Stimmen. Offenbar hatte sein Bruder das Telefon beiseitegelegt und sprach mit seiner Frau.
„Marius?“, erklang die Stimme seiner Schwägerin an seinem Ohr.
„Hallo Elena.“
„Max checkt gerade Flüge. Ist alles in Ordnung bei dir?“
„Würde ich ihn bitten, herzukommen, wenn es das wäre?“, entgegnete er.
„Vermutlich nicht. Worum geht es?“
„Ich möchte nicht so gern am Telefon darüber sprechen.“
„Okay. Ich gebe dir wieder Max. Mach es gut“, verabschiedete sie sich.
Bevor er antworten konnte, ertönte wieder die Stimme seines Bruders. „Ich lande morgen Abend in Heraklion. Passt das?“
„Ja. Ich danke dir.“
*
„Du hast was getan?“ Max riss die Augen auf und sah seinen älteren Bruder an. Sobald sie im Wagen saßen, war Marius mit seiner Neuigkeit herausgeplatzt.
„Ich habe einer Sterblichen erklärt, was ich bin und sie ist weggelaufen.“ Wiederholte Marius leise.
„Aber warum? Warum hast du – Oh…“ Max schien es zu dämmern. „Du konntest ihre Erinnerung nicht verändern. Sie ist deine Seelenverwandte.“
„Ja.“
„Und du hast keine Ahnung, wo sie ist?“ , vergewisserte er sich.
„Nein.“
„Wie konnte sie dir entwischen? Auch wenn du nicht in ihre Gedanken eindringen kannst, bist du stärker und schneller. Du hättest sie aufhalten müssen, bis ich hier bin.“
„Sie sagte, dass alles in Ordnung sei und wir uns nach ihrer Arbeit ganz normal treffen würden.“
„Und das hast du geglaubt? Du erzählst einer Sterblichen, dass du unsterblich bist und Blut trinkst und denkst, dass sie das so einfach akzeptiert und wie jeden Tag zur Arbeit geht? Hast du in den vergangenen Jahrhunderten nichts über Menschen gelernt?“ Entgeistert schüttelte Max den Kopf.
„Nichts hat mich darauf vorbereitet, wie es ist, meine Seelenverwandte zu treffen.“
Max atmete tief durch. „Naja, das ist wirklich ein besonderer Moment. Wie heißt sie denn überhaupt?“
„Summer Gold.“
„Hast du dich beim Flughafen erkundigt, ob sie abgereist ist?“
„Ja. Sie ist nicht geflogen. Aber sie kann die Insel mit einem Schiff verlassen haben.“
„Wir müssen sie also suchen.“
„Hm“, Marius nickte. „Ich werde mir nie verzeihen, wenn sie in ihrem Aufruhr etwas Unüberlegtes getan hat.“
„Was hast du ihr eigentlich genau erzählt?“
Ausführlich schilderte Marius seinem Bruder sein Gespräch mit Summer.
„Du bist ein Vollidiot. So lange Zeit musstest du auf deine Seelenverwandte warten. Und dann hast du nicht mal ein paar Tage Geduld, bis einer von uns hier ist, um dich zu unterstützen. Du hast wohl gedacht, du bräuchtest keine Hilfe, weil du der Älteste von uns bist. Ist dir gar nicht in den Sinn gekommen, dass du gerade deswegen ein wenig eingerostet sein könntest?“
„Ich habe gar nichts gedacht“, unterbrach Marius Max Redeschwall.
„Das hat dein Schwanz übernommen, oder? So ist es wohl immer, wenn einer von uns seine Seelenverwandte trifft.“
Marius fauchte seinen Bruder an. Jedem anderen hätte er wegen dieser Respektlosigkeit die Kehle zerfetzt. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah Max zu ihm herüber. „Wir werden sie finden. Es wird nicht einfach. Und vielleicht wird es eine Weile dauern, aber wir werden sie finden“, versicherte er Marius.
*
„Wer ist das?“ Max Augen verengten sich, als er die Gestalt, die auf den Treppenstufen vor dem Haus seines Bruders saß, betrachtete.
„Summer“, flüsterte Marius. Er wollte zu ihr rennen, sie in seine Arme schließen und küssen. Doch er hatte Angst, sie zu erschrecken. Also ging er langsam, machte bewusst einen Schritt nach dem anderen, bis er vor ihr stand und sie ihn ansah.
„Ich wollte weg. Ich war schon am Flughafen“, sagte sie leise.
„Aber
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