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Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Titel: Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Beason
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Oktobernächte waren definitiv zu kalt, um ohne Schuhe herumzulaufen. Zack hatte Turnschuhe, ein Sweatshirt, Jogginghosen und eine Baseballkappe getragen, als sie ihn gesehen hatte, war also warm genug angezogen, um die Nacht zu überstehen, wenn er noch dieselbe Kleidung trug.
    Wo konnte er bloß stecken? War es nachts bereits zu kalt für Klapperschlangen? Sam versuchte, sich daran zu erinnern, ob irgendwelche alten Minenschächte am Campingplatz existierten. Im Park gab es auf jeden Fall verlassene Schürfgründe. Der Fluss war nicht sehr tief, aber für einen Zweijährigen dürfte die Strömung zu stark sein. Oh Gott, ihr fielen viel zu viele furchtbare Möglichkeiten ein. Warum hatten Zacks Eltern nicht besser auf ihn achtgegeben?
    Und warum hatte sie ihn nicht zurück zu seinen Eltern gebracht? Sie ließ die Szene noch einmal im Geiste vor ihren Augen ablaufen. Der Mann hatte gewunken. Zack musste ganz in seiner Nähe gewesen sein. Sicher war das sein Vater gewesen. Ein weiteres Mal ging sie in Gedanken zurück. Zack auf dem Pfad. Die dunklen Schatten der Brombeerbüsche. Der rauschende Fluss im Hintergrund.
    Im Osten zeigte sich ein grauer Schimmer unter den Sternen. Immer noch war es zu dunkel, um nach unten zu steigen. Sie fischte ihre Klamotten aus dem Zelt, zog sich an und setzte sich vor den Laptop. Der SWF würde sie auf der Stelle feuern, wenn er wüsste, dass sie ihre Ausrüstung nicht einmal in die Schutzhüllen gepackt hatte. Zum Glück war kein Regen gefallen, die Luft wirkte zu trocken für Morgentau, und kein Nager hatte sich an den Kabeln zu schaffen gemacht.
    Sam fuhr den Computer hoch und klickte das Icon der SWF-Website an. Da prangte ihr Foto in seiner ganzen Schönheit – Leto und Artemis sahen aus, als wollten sie dem Betrachter gleich auf den Kopf springen. Über ihrem Artikel stand in roten Lettern die Schlagzeile: Prächtige Pumas.
    Statt Summer Westin oder wenigstens Sam Westin lautete die Autorenzeile »Wildnis Westin«. Was sollte der Scheiß? Sie klickte auf den Namen.
    Ein Pop-up-Fenster mit den biografischen Daten von Summer »Wildnis« Westin und einem Foto öffnete sich. Sie blinzelte überrascht. Statt des Fotos in Outdoor-Kleidung mit Kamera und Notizbuch, das sie der Redaktion gegeben hatte, erblickte sie eins, das auf der Spendenparty geschossen worden war, auf der sie auch Adam kennengelernt hatte: das Ereignis nach Feierabend im Zoo von Seattle, bei dem die Wärter ein paar der zahmeren Tiere vorgeführt hatten.
    Die Königsboa um ihren Hals schlug jedes Mode-Accessoire. Die dunkelrot umrandeten Sattelflecken und die heller marmorierte Haut der Schlange boten einen hervorragenden Rahmen für ihre helle Haut und das platinblonde Haar. Leuchtende Blütenkelche tropischer Blumen rankten neben ihrer rechten Schläfe. Sie hob eine Augenbraue. An diese Blumen konnte sie sich nicht erinnern; selbst im Sommer wuchsen sie wohl kaum in Seattle.
    »Wie konntest du nur, Max«, murrte sie. Maximilian Garay, ein junger Grafikdesigner beim SWF, war Experte im Manipulieren von Fotos.
    Damals hatte sie ein ärmelloses Top getragen. Nun waren die dünnen Träger verschwunden, und er hatte das Foto abgeschnitten, um die Schlange auf den bloßen Schultern deutlicher hervorzuheben. Die Falten auf ihrer Stirn schienen geglättet, und ihre grauen Augen schimmerten deutlich grüner.
    Gut gemacht, das musste sie zugeben. Sie sah sehr sexy aus und höchstens wie sechsundzwanzig. Das Bild zeigte eine flachshaarige Eva, scharf darauf, die erste Sünde zu begehen. Ganz schön, um Max’ höchste Form eines Kompliments zu gebrauchen. Ein bisschen zu schön. Ihr wahres, siebenunddreißig Jahre altes Selbst konnte da nur noch enttäuschen.
    Die biografischen Daten von »Wildnis Westin« basierten auf Sams wirklichen Daten, suggerierten durch die Wortwahl aber, dass die personifizierte Wildnis routinemäßig reißende Flüsse durchquerte und steile Klippen erklomm, um exotischen Tieren hinterherzujagen. Sam kehrte auf die Homepage zurück.
    »Jippijajey!«, quäkte es aus dem Lautsprecher. Unter donnerndem Hufgetrappel sprang ein Miniaturhirsch von links über die Seite, dicht gefolgt von einem ebenso kleinen Puma, hinter dem eine menschliche Gestalt mit einem Fotoapparat erschien, die kurz stehenblieb, um zu knipsen, und dann hinter den Tieren herlief. Alle drei verschwanden auf der rechten Seite des Bildschirms.
    Wider Willen musste Sam grinsen. Der junger Designer trug den Namen Mad Max zu Recht. Er

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