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Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Titel: Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Beason
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an die Silhouette. Es war zu dunkel gewesen, um Einzelheiten zu erkennen.
    Fred Fischers schulterlanges Haar hing strähnig herunter. Blonde Locken ließen Sam bei Männern immer gleich an Jesus denken, wobei sie sich vorkam, als beginge sie ein Sakrileg und mache sich gleichzeitig lächerlich. Es lag ganz einfach daran, dass sie in ihrer Kindheit zu oft und zu lange auf Buntglasfenster gestarrt hatte, während sie darauf wartete, dass der Pfarrer den Talar auszog und wieder ihr Vater wurde.
    »Sie haben also beobachtet, wie Zack zu Fischer gerannt ist?«, fragte Rafael noch einmal.
    »Ich habe den Mann nur im Profil gesehen – das Licht kam von hinten. Hat Fischer gestern einen Pferdeschwanz getragen?« Sie fasste sich an den Hinterkopf. »Da war eine Art Beule an dieser Stelle und möglicherweise ein blauer Schimmer beim Winken.« Frustriert schüttelte sie den Kopf. »Er stand mindestens zehn Meter weit weg, und es war schon ziemlich dunkel.«
    Rafael stand auf und rückte das Holster an die richtige Stelle. »Kommen Sie, sehen wir uns den Mann näher an.«
    Als sie sich näherten, schauten die Fischers auf. Die Frau hatte ein rotes Muttermal, das unterhalb des Kinns vom Hals bis zum Nacken reichte. Jenny Fischer bemerkte Sams Blick und legte die langen Haare darüber.
    Rafael nickte Sam zu. Sie ging in die Knie, um dem Paar in die Augen sehen zu können. »Mr Fischer?«
    Müde, haselgrüne Augen richteten sich auf sie.
    »Erinnern Sie sich an mich?«
    Nichts.
    »Gestern Abend auf dem Pfad in der Nähe vom Parkplatz. Ich glaube, es war halb sechs. Zack ist von mir zu Ihnen gerannt?«
    Fred Fischers Augenbrauen bildeten ein V. »Was?«
    Jenny streckte die Hand aus, Finger mit abgebrochenen Nägeln krallten sich in Sams Jeans. »Sie haben meinen Kleinen gesehen? Meinen kleinen Zack?«
    Sam konzentrierte sich auf Freds Gesicht. »Mr Fischer, erinnern Sie sich, dass Sie mir zugewunken haben? Ich habe den Gruß erwidert.«
    Jenny starrte ihren offensichtlich überraschten Ehemann an.
    Fred schüttelte den Kopf. »Kann mich nicht daran erinnern.«
    Sams musste schlucken, ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt.«
    Jenny hielt sich immer noch an ihrer Jeans fest. »Das verstehe ich nicht. Haben Sie Zack denn nun gesehen oder nicht?«
    »Ich glaube schon. Der Junge hat nicht gesagt, wie er heißt. Trug er ein Winnie-Pooh-Sweatshirt?«
    Jenny ließ Sams Jeans los und presste die Finger auf die aufgesprungenen Lippen. Eine Träne rollte ihre Wange herunter.
    »Er hatte ein paar Kratzer im Gesicht.« Sam malte sich kreuzende Linien auf die eigene Wange.
    »Die hatte er vorher noch nicht«, schluchzte Jenny. Sie fasste in den Ausschnitt ihres Sweatshirts und knüllte es mit den Fingern zusammen.
    »Mr Fischer«, fragte Rafael, »hatten Sie gestern Abend einen Pferdeschwanz?«
    »Was?« Der Vater fasste mit einer schmutzigen Hand in die fettigen Strähnen. »Keine Ahnung.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Jenny. »Ich weiß noch, wie du ihn aufgemacht hast, als du kamst, weil ich …« Ihre Stimme sprang wie die Nadel auf einer zerkratzten Schallplatte. »Ich habe immer wieder gerufen. Mein armer Kleiner!« Sie barg den Kopf wieder an der Brust ihres Mannes.
    Fred Fischer legte die Arme um seine Frau, sah aber weiterhin Sam an. Sein Blick war müde und leer. »Zack ist in der Dämmerung weggegangen.« Er sprach mechanisch, als würde er diese Information zum hundertsten Mal weitergeben. »Wir haben ihn danach nicht wieder gesehen.«
    Das hörte sich endgültig an. Sam fühlte sich, als hätte sie einen Tritt in den Magen bekommen; sie ging zur Bank zurück.
    Rafael folgte ihr. »Sie haben gesagt, es sei schon dunkel gewesen«, überlegte er laut. »Vielleicht hat Sie Fischer einfach nicht gesehen. Vielleicht haben Sie sich auch nur eingebildet, dass er gewunken hat. Können Sie denn mit Sicherheit sagen, dass Zack bei dem Mann war?«
    Der Junge auf dem Pfad, die Brombeerdornen in ihrer Weste. »Zack rannte weg von mir und auf ihn zu. Das Gebüsch war zwischen uns. Ich habe angenommen …« Sam verstummte und legte den Kopf in die Hände.
    Falls Fischer nicht ihr gewunken hatte, wem hatte dann das Signal gegolten? Konnte Zack nach links zum Fluss gelaufen sein? Und falls der Mann gar nicht Fischer gewesen war, wer …?
    »Wieder zurück«, bellte eine knatternde Stimme ihr ins Ohr.
    Kent und Rafael saßen auf einmal kerzengerade da. Auch Sam spürte die Anspannung in den Muskeln. Die Sprecherin war eine ältere Frau mit

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