Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
George wegen des Pumas Bescheid.« Die Tierärztin hatte schon früher ihr Können zur Verfügung gestellt, um verletzten Wildtieren zu helfen; ohne sie hätten Leto und ihre Jungen nicht überlebt.
Der Sanitäter starrte ängstlich auf den Raubtierschädel zu seinen Füßen. Speichel tropfte zwischen den Lefzen hervor. Die Augen des Tiers standen offen, blickten aber starr.
Sam zog am Ärmel des Sanitäters. »Dr. Black. Können Sie sich das merken?«
Der Mann nickte, ließ aber den betäubten Puma nicht aus den Augen. »Black«, wiederholte er. Er riss die Augen auf, als das Fell auf dem Rücken des Pumas zuckte, als hätte sich eine Fliege darauf gesetzt. »Sind Sie sicher, dass er völlig weggetreten ist?«
»Paralysiert, aber nicht bewusstlos. Noch etwa vierzig Minuten.«
Der Sanitäter sah zum Piloten. »Heb ab!«
Der Pilot warf die Maschine an. Thompson kletterte schnaufend auf den Beifahrersitz.
»Verdammt!«, warf Perez ein. »Warten Sie!« Er trabte zur Schlucht hinunter und rief über die Schulter: »Dringende FBI-Sache!«.
Der Pilot umklammerte die Schalthebel. »Höchstens zwei Minuten«, sagte er warnend.
Der Sanitäter setzte eine Kanüle in Kents Arm. Kent hustete feucht, doch seine Augen waren offen. Mit der freien Hand machte er eine Faust und hob den Daumen. »Mir geht’s gut«, sagte er heiser.
»Kein Wort mehr«, befahl der Sanitäter. »Und bewegen Sie sich nicht.«
Sam hielt ebenfalls den Daumen hoch. »Halte durch, Kent.«
Perez raste heran, riss die Beifahrertür auf und warf Thompson die Karte und ein paar Blätter auf den Schoß. »Geben Sie das Special Agent Boudreaux. Und versuchen Sie, etwas über Kojoten-Charlie herauszubekommen.«
»Kojoten-Charlie? Der Bekloppte? Warum denn das?«
Der Pilot schaltete sich ein. »Wir müssen los! Sofort!«
Sam tippte Perez auf die Schulter und zeigte zur offenen Tür. »Da ist noch Platz. Sie müssen das selbst in die Hand nehmen.«
»Nach Ihnen«, sagte er.
»Auf keinen Fall«, schrie der Pilot über das Röhren des Rotors. »Mit der Raubkatze nur noch einer. Und zwar schnell, wenn ich bitten darf! Der Vogel startet.«
Perez sah sie an. »Ich möchte Sie hier nicht allein lassen«, sagte er laut.
Sie versuchte, aus seinem Gesichtsausdruck schlau zu werden. »Warum denn nicht?«
Schweigend blickten sie sich an. Dann zog Sam Perez am Ärmel, damit er sich zu ihr beugte und sagte ihm ins Ohr: »Ich gehe zu den Ruinen.«
Perez nickte, schwang sich in den Hubschrauber und setzte sich neben den Sanitäter, die Füße rechts und links vom Puma.
»Schnappen Sie sich die Männer, die auf Kent geschossen haben«, rief sie. Der Sanitäter beugte sich vor und schob die Tür zu.
Kurz bevor sie einrastete, rief Perez: »Bleiben Sie bloß vom Skelett weg. Ich will nichts davon im Internet sehen!«
Der Hubschrauber stieg hoch. Sam senkte den Kopf, um ihre Augen zu schützen. Wirbelnder Sand biss ihr in Nacken und Arme.
16
Um zwei setzte Thompson Perez am Polizeirevier in Las Rojas ab. Nicole erwartete ihn schon vor der Tür.
Sie blickte auf das blutdurchtränkte Hemd und die schmutzigen Khakihosen. »Du verletzt unseren Dresscode.«
»Kannst ja Meldung machen.«
Wie immer waren Nicoles türkisfarbene Bluse und die cremefarbenen engen Hosen makellos rein und frisch gebügelt. Das kastanienbraune Haar hatte sie mit einer Schildplattspange im Nacken zusammengebunden. Nicole verschränkte die Arme. »Alles in Ordnung bei dir?«
Er wies auf die rostbraunen Streifen auf dem ruinierten Hemd und der Hose. »Stammt nicht von mir.«
»Drinnen sind saubere Sachen für dich.«
»Du bist in mein Hotelzimmer eingebrochen?«
Sie lächelte. »Das Zimmermädchen war mir gerne behilflich. Und da wir gerade dabei sind: Du bist unglaublich schlampig. Lässt du deine Unterwäsche immer im Bad liegen?«
»Nur wenn du zu Besuch kommst«, sagte er. »Ich nehme an, deine hängt fein säuberlich auf einem Bügel.«
»Wie geht es dem Ranger?«
»Genaues kann man noch nicht sagen. Sie haben ihn gerade in die Chirurgie gebracht, als ich mit dir telefonierte.«
»Und der Puma?«
Perez schnaubte. »Ach, der war schon wieder angriffslustig, bevor wir gelandet sind. Die letzten zehn Minuten habe ich auf ihm gesessen.«
Ihre Miene hellte sich auf. »Das muss ja sehr spannend gewesen sein.«
»Faszinierend. Ich konnte die Vorstellung nicht loswerden, dass fünf Zentimeter lange Zähne sich jeden Moment in meinen Hintern graben würden. Zum Glück war die
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