Susan Mallery - Buchanan - 02
vernünftig zu sein.“
So ein Pech aber auch, dass sie nicht versuchte, ihn zu verführen. Dann hätte sie dieses Gespräch als einen großen Sieg verbuchen können.
„Das versuche ich auch.“
„Gut. In zwei Stunden gibt es Abendessen. Ich muss mich um Mrs. Ford kümmern und kann dir diesmal das Essen nicht hinaufbringen. Du müsstest es dir also selbst holen. Soll ich an die Decke klopfen, wenn es fertig ist?“, fragte sie mit einem Grinsen.
„Klar. Du könntest auch einfach rufen.“
„Weniger spektakulär, aber in Ordnung.“
Er ging zur Tür, doch dann hielt er inne. „Ich wusste nicht, wen ich anrufen sollte“, sagte er. „Wegen Mrs. Ford. Da sie mir niemanden genannt hat, wollte ich nicht nachbohren, ob ich jemanden von ihrer Familie verständigen soll.“
„Es gibt niemanden mehr“, sagte Elissa traurig. „Sie hat ihre beiden Söhne im Koreakrieg verloren. Ihr einziger Enkel ist in Vietnam gestorben, und von ihren Brüdern und Schwestern lebt auch keiner mehr. Sie hat niemanden auf der Welt.“
„Das stimmt nicht. Sie hat dich und Zoe.“
„Du hast recht. Wir sind füreinander die Familie.“
Er nickte und ging. Während er die Treppe hinaufstieg, dachte er darüber nach, was Elissa über ihre eigene Familie erzählt hatte. Sie hatte erwähnt, dass sie hier in der Gegend aufgewachsen war. Wo waren ihre Eltern, Geschwister, Onkel und Tanten? War sie so allein wie Mrs. Ford, oder gab es Menschen, denen sie wichtig war? Und wenn ja, warum kümmerten sich diese Leute nicht um sie?
Elissa war sich bewusst, dass die Situation seltsam war und nah an der Grenze zur Peinlichkeit. Nur jemand, der wirklich sehr einsam und verzweifelt war, würde seine fünfjährige Tochter als taktisches Mittel einsetzen. Aber genau so jemand war sie offenbar.
„Ich hab die Servietten mit den Blumen hingelegt, Mommy“, sagte Zoe, trat einen Schritt vom Tisch zurück und bewunderte ihr Werk. „Die sind schön.“
„Stimmt.“
Elissa brachte Gedecke für drei Personen herein. Als Zoe erfahren hatte, dass Mrs. Ford heute nicht mit ihnen essen würde, hatte sie nämlich vorgeschlagen, dass Walker den freien Platz haben könnte. Wenn Walker Zoe erklären wollte, warum er nicht mitaß, konnte er das gern versuchen. Doch Elissa wettete, dass er es nicht schaffen würde.
Sie hatte ihrer Nachbarin bereits etwas Suppe und Toast gebracht. Mrs. Ford hatte nur wenig gegessen und war dann wieder eingeschlafen. Elissa nahm sich vor, in ein, zwei Stunden wieder nach ihr zu sehen. In der Zwischenzeit musste sie sich um einen anderen Nachbarn kümmern.
Es klopfte. „Ich mach auf!“, rief Zoe und rannte zur Tür. „Hi, Walker. Mommy hat Spaghetti gemacht, das ist mein Lieblingsessen. Und es gibt eine riesige Schüssel Salat. Aber mit ohne Zwiebeln. Die mag ich nicht. Hast du Hunger? Es gibt Brownies zum Nachtisch. Ich habe sie ganz allein glasiert, und dann habe ich Muster daraufgemalt. Es sollten Bögen sein, aber irgendwie sehen sie nicht wie Bögen aus. Darum sage ich dir, was das Muster ist, damit du es weißt.“
Zoe zog den offensichtlich ziemlich widerwilligen Walker in die Küche.
„Du sitzt hier“, sagte die Kleine und deutete auf einen der Stühle. „Mrs. Ford schläft noch, aber das macht nichts, weil wir jetzt ja dich haben.“
Zoe lächelte triumphierend. Walker warf Elissa einen Hilfe suchenden Blick zu. Sie ignorierte ihn.
„Hast du dir die Hände gewaschen?“, fragte sie ihre Tochter. „Essen ist fertig.“
„Sofort.“ Zoe rannte ins Badezimmer. „Walker, komm! Du musst dir die Hände waschen.“
Er rührte sich nicht von der Stelle. „Ganz schön gemein“, sagte er stattdessen leise zu Elissa, „dein Kind gegen mich zu verwenden.“
Sie verkniff sich ein Lächeln. „ Gegen dich ist übertrieben. Zoe war einfach neugierig auf dich. Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, sie könnte sich an dich gewöhnen, aber sie sieht dich ohnehin fast jeden Tag. Von einem einzigen gemeinsamen Abendessen wird sie kaum einen Schaden fürs Leben davontragen. Die Einladung ist meine Art, Danke zu sagen.“
„Auf die Idee, mir zu danken, indem du auf meine Wünsche Rücksicht nimmst, bist du wohl nicht gekommen, oder?“, fragte er.
„Nicht unbedingt, nein.“
„Was wäre, wenn ich deine auch missachte?“
Während er sie mit seinen dunklen Augen ansah, erinnerte sie sich daran, wie sie ihm mehrmals versichert hatte, keinen Sex mit ihm haben zu wollen. Was wäre, wenn er ihre Wünsche ignorierte
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