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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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fragte Susy, während sie nach einem Haltering über ihrem Kopf griff. »Ob in dem Haus wirklich Geräusche zu hören sind?«
    Kit lachte. »Ach wo! Es ist dort bestimmt so still wie in einem Grab. Schließlich brausen ja nur dauernd Züge daran vorbei. Im Keller knacken Heißluftrohre, und die alten Stühle beklagen sich fortwährend über ihre Nägel.«
    »Aber die anderen Häuser der Straße sind doch auch alt. Warum soll es gerade in unserm Haus spuken?«
    »Weiß ich? Vielleicht ist es ein Treffpunkt für Gangster.«
    »Du hast immer so reizende Einfälle, Kit! Aber die Polizei hat es ja durchsucht und nichts gefunden.«
    »Ja, richtig! Na, was es auch sein mag - wenn es überhaupt etwas ist -, es gibt bestimmt eine ganz einfache Erklärung dafür.«
    »Wahrscheinlich.« Susy schien dieser Gedanke ein wenig zu enttäuschen. »Ach, Kit, ich freue mich schrecklich auf unsere Arbeit! Ob alle Leute so über die Schwestern von Henry Street denken wie der Hausverwalter?« Sie schwieg einen Augenblick und fuhr dann fort: »Ich wünschte, Connie wäre auch hier! Sie würde begeistert sein. Warum muß sie nur so schnell heiraten - gerade da wir anfangen, etwas zu leisten?«
    »Weil sie Phil liebt, vermute ich.«
    »Aber ich —« Susy brach ab. Bisher hatte sie nur ihren Eltern erzählt, daß sie sich mit Dr. Wilhelm Barry verlobt hatte. Er war Assistenzarzt in dem Krankenhaus gewesen, in dem sie ausgebildet worden war. Mit der Hochzeit eilte es ihr nicht. Sie hatte Bill erklärt, daß sie vorher eine Zeitlang selbständig arbeiten wolle, und ihn gebeten, ihre Verlobung vorläufig noch geheim zu halten. Die Bekanntgabe ihrer Verlobung schien ihr fast einer Heiratsanzeige gleichzukommen. Es lag darin eine Endgültigkeit, vor der sie zurückscheute. Nach einiger Zeit wollte sie Kit natürlich alles erzählen, aber jetzt noch nicht. Daher blieb ihr Satz unbeendet. Kits verständnisvolles und ein wenig belustigtes Lächeln bemerkte sie nicht. Beide Mädchen schwiegen, bis sie ihre Station erreichten.
    Sie wohnten vorläufig bei Kits Verwandten Elena und Georg Craig in Central Park West. Elena, eine lebhafte kleine Frau, hatte eine besondere Gabe, unerwartete und nicht zur Sache gehörige Dinge vorzubringen. Georg, ein Hüne von Mann mit freundlichen braunen Augen, lachte gern laut und herzhaft. Als die beiden Mädchen ihm die Geschichte ihres Hauses erzählten, lachte er jedoch nicht. »Das kommt mir verdächtig vor«, meinte er bedenklich. »Ich wünschte, ihr hättet den Vertrag nicht so schnell unterschrieben. An die Gespenstergeschichte glaube ich natürlich nicht. Aber irgend etwas ist da faul. Man kann in New York unmöglich ein ganzes Haus für sechzig Dollar im Monat mieten - und auch nicht für fünfundsiebzig -, ohne daß ein Haken dabei ist. Ich werde morgen mal mit dem Hausbesitzer sprechen.«
    »Ja, bitte, tu das«, fiel Elena besorgt ein. »Wahrscheinlich ist die Kanalisation nicht in Ordnung. Oder der Garten ist feucht. Achte darauf, ob der Verwalter erkältet ist. Nichts ist schlimmer als ein chronischer Schnupfen; er bringt die Leute auf die merkwürdigsten Einfälle. Vielleicht bringst du dem Mann einen Infrarotstrahler oder ein Senfpflaster oder .«
    Der Rest des Satzes ging in dem Gelächter der andern unter, in das sie herzlich mit einstimmte.
    Am nächsten Tag suchte Georg, wie versprochen, den Besitzer des Hauses auf. Er kehrte sehr beruhigt von der Unterredung zurück und sagte, das Haus sei in Ordnung. Die Geschichte des Verwalters entsprach der Wahrheit. Das Geistermärchen mußte infolge irgendwelcher unerklärlicher Geräusche entstanden sein. Die Mieter waren offenbar ein Opfer ihrer Phantasie geworden und hatten sich geweigert, in dem Haus wohnen zu bleiben.
    »Ihr braucht also keine Angst zu haben«, sagte er zu den Mädchen. »Für den Hausbesitzer ist die Geschichte betrüblich, denn er macht dadurch ein schlechtes Geschäft. Aber ihr könnt auf diese Weise billig wohnen.«
    Nachdem die Bedenken wegen des Hauses aus dem Weg geräumt worden waren, beschlossen die Mädchen, sofort einzuziehen, um für ihre am übernächsten Tag beginnende Arbeit bereit zu sein. Ihre Trachten hatten sie bereits gekauft. Die Schwestern der HenryStreet-Stiftung kauften sich ihre Trachten selber. Sie konnten sie auch in Raten bezahlen, wenn sie wollten. Aber Susy und Kit hatten sofort bar gezahlt; sie wollten nicht gern mit Schulden anfangen - und wären sie auch noch so klein. Nachdem sie so vorschriftsmäßig

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