Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
hoffentlich genügend bemannt, um allen Manövern der Flotte folgen zu können. Das sicherte Sven zu, und dann erhob sich der Kapitän auch schon zur Verabschiedung.
Sven schickte den Midshipman als Dolmetscher zu den Prisen und befahl ihnen, sich der Kiellinie der französischen Linienschiffe anzuschließen. Dann bat er Kapitän Harvy von der Brigg Philadelphia an Bord seiner Fregatte Liberty . Harvy stand ihm nach Rang und Erfahrung am nächsten.
»Ich wollte einfach mit Ihnen ein paar Worte vorab reden, Mr Harvy. Wem gegenüber soll ich sonst mein Herz erleichtern, wenn nicht Ihnen?«
»Bei mir finden Sie immer offene Ohren und einen verschlossenen Mund«, sagte Harvy lächelnd.
Sven erzählte ihm, dass er mit allem Pomp und freundlich empfangen wurde, dass aber überhaupt kein Gedankenaustausch stattgefunden habe, wenn man von der Forderung nach Verproviantierung absehe.
»Wenn man mit einer Flotte zu einem neuen Kontinent segelt, dann hat man doch als Seemann Hunderte von Fragen, vom Kartenmaterial über Küstenverhältnisse und Lotsen bis zu den Werftverhältnissen. Aber sie haben nichts gefragt, Mr Harvy. Sie haben keine Signale verabredet, sich nicht über Ansprechpartner in den Staatsflotten erkundigt, nicht nach Wetterbesonderheiten gefragt, nichts. Sie haben nur gesagt, dass sie Admiral Howe aus dem Delaware vertreiben wollen. Wenn sie ihn man noch antreffen. Sie sind schon neunundsiebzig Tage unterwegs und haben noch mindestens fünf Tage vor sich. Das ist eine äußerst langsame Überfahrt. Die haben ihre Segel geschont.« Sven schwieg enttäuscht.
Harvy stimmte ihm zu. »Das verstehe ich auch nicht, Mr Larsson. Allenfalls bei d’Estaing könnte ich es mir vorstellen. Der ist General und soll keine maritime Erfahrung haben. Aber dem Flaggkapitän müsste doch am Erfahrungsaustausch gelegen sein. Was unternehmen wir nun?«
»Wir werden in Richtung Delaware hin aufklären. Aber das bereden wir in Anwesenheit von Mr Flinders, damit er auch orientiert ist.«
Michael Flinders, seinen Ersten Leutnant, informierte Sven nur darüber, dass die französische Flotte zum Delaware segeln wolle. »Wir werden voraussegeln und die Lage erkunden. Wenn der Delaware erstfreigekämpft werden muss, dann wäre zu entscheiden, ob wir unsere Prisen nach Charleston oder nach Boston bringen.«
Sven ordnete an, dass sie in drei Meilen Abstand nebeneinander segeln würden. Und sie diskutierten anschließend, wie man sich verhalten würde, wenn man auf Prisen, schwächere oder stärkere Kriegsschiffe träfe.
»Mit einer britischen Fregatte könnten wir es sicher aufnehmen, Sir«, sagte Harvy. »Meine Mannschaft ist schnell und treffsicher an den Kanonen.«
Sven stimmte zu. »Aber wir haben ja alle Möglichkeiten offen. Einen deutlich stärkeren Gegner könnten wir zur französischen Flotte locken.«
Unter der Mannschaft war die Stimmung gut. Man näherte sich der heimatlichen Küste. Man hatte einen starken Verbündeten im Gefolge. Man hatte gute Prisen. Und in den verbleibenden Tagen würde man die Augen offen halten. Vielleicht kam noch etwas hinzu.
Aber am nächsten Tag konnten sie sich die Augen aus dem Kopf gucken. Es kam nichts in Sicht. Dafür wurde der Tag mit Kanonendrill und Drill an Handwaffen gefüllt.
Sven ging auch in der Nacht oft an Deck und ließ Rocky, seinen Schäferhund, horchen und schnuppern, aber auch der entdeckte nichts.
Doch als Sven mit ihm kurz vor dem allgemeinen Wecken an Deck ging, stellte Rocky die Ohren auf, sträubte seine Nackenhaare und fing an, wütend zu brummen. Sven ließ sofort alle lauten Geräusche verbieten und spähte mit dem Nachtglas in die langsam heller werdende Dämmerung. Da war ein dunkler Fleck!
Er ließ einen Ausguck mit guter Nachtsicht kommen, und der bestätigte, da sei ein Schiff. Sofort wurde leise durch Melder Klarschiff befohlen. Emsig und lautlos bemannten die Mannschaften die Kanonen.
Leutnant Flinders meldete, dass das Schiff gefechtsbereit sei. Mit jeder Sekunde wurde es heller. Kapitän Harvy musste ebenfalls dieVermeidung jeden lauten Geräuschs befohlen haben. Und jetzt sah Sven auch, dass Harvys Philadelphia noch näher an dem unbekannten Schiff lag.
Das unbekannte Schiff war deutlich kleiner als eine Fregatte. »Ein Toppsegelschoner, Sir«, sagte der Ausguck neben Sven.
Sven spähte angestrengt durch das Teleskop. »Stimmt!«, sagte er zum Ausguck. »Du hast einen Dollar gut. Hol ihn dir beim Zahlmeister ab!«
»Danke, Sir.«
»Jetzt
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