Swinger

mit der Nachricht: „Ruft mich an, dann sorge ich dafür, dass ich frei habe, wenn ihr das nächste Mal kommt“.
    Leonard beugt sich über die Schulter und liest die Nachricht ebenfalls. Er lächelt der Empfangsdame dankend zu, bevor er seine Frau aus dem Club führt.
    „Was hältst du davon?“, fragt er, während sie zu ihrem Auto gehen. „Ist es ernst gemeint oder nur eine raffinierte Geschäftsmasche?“
    Lisa studiert die Visitenkarte noch immer und fragt sich, ob Kate wirklich Interesse an ihr hat, oder ob das einfach nur ein Trick ist, um sie dazu zu bewegen, wiederzukommen. Sie macht sich selbst Vorwürfe dafür, so misstrauisch zu sein, und verstaut die Karte in ihrer Jackentasche. „Ich weiß nicht“, grübelt sie leise. Leonards Arm ist um ihre Schulter gelegt, und sie genießt das warme Gefühl, dass so ein vergnüglicher Abend stets in ihr hinterlässt. „Ich denke, es ist immer, was man daraus macht.“

WANN SWINGT MAN?
    Bedenkt man, wie die meisten Anekdoten über das Swingen anfangen, kann man mit Sicherheit sagen, dass die meisten ersten Male an einem Wochenende stattfinden, nachdem die Pubs geschlossen haben und die Mehrzahl der Beteiligten genügend Alkohol konsumiert hat, um ihre Hemmungen fallen zu lassen.
    Natürlich kann Swinging zu jeder Tageszeit geschehen, nämlich immer dann, wenn drei oder mehr damit einverstandene Erwachsene es sich in den Kopf setzen, ihre Fantasien zu auszuleben. Wochenenden sind nur beliebter, weil die meisten Leute von Montag bis Freitag arbeiten müssen, und im Urlaub scheinen viele Paare etwas weiter zu gehen, als sie es sonst wagen würden. Die Geschichten, die bei der Recherche für dieses Buch zusammengetragen wurden, deuten darauf hin, dass viele Paare ihr erstes Swinging-Erlebnis im Urlaub mit Freunden ausleben. Als Gründe dafür nennen sie „die entspannte Atmosphäre im Urlaub“, „eine andere Umgebung“ und „das Fehlen von Alltagsstress“.
    Swingende Eltern, die ihre Aktivitäten vor ihren schlauen und möglicherweise indiskreten Kindern geheim halten wollen, sind auf die Dienste von Babysittern oder verständnisvollen Verwandten angewiesen. Die Gestaltung des eigenen Lebensstil von den Terminen anderer abhängig machen zu müssen, wurde wiederholt als einer der frustrierendsten Aspekte des Swingens heutzutage angegeben.
    Wie in jedem anderen Lebensbereich auch kann alles mögliche – vom Zyklus der Frau bis zu unerwarteten Krankheiten und Überstunden – einen Einfluss darauf haben, wann Swinger die Möglichkeit zum Swingen haben oder ob sie den Drang verspüren, daran teilzunehmen oder nicht.
    Swingerclubs berichten, ihre kundenreichste Zeit sei zwischen acht Uhr abends und ein Uhr morgens. Leute, die regelmäßig private Partys veranstalten, behaupten, dass die Aktivitäten nach ein Uhr spürbar wilder werden. Dogging ist in den wärmeren Monaten, vom späten Frühling bis Anfang August, doch selbst dann meist erst nach Einbruch der Dunkelheit. Chiffre-Anzeigen erfreuen sich einer gleichbleibenden Beliebtheit. Chatforen für Swinger sind am Ende der Arbeitswoche in der Regel belebter, wenn Paare und Singles Treffen für das das Wochenende vereinbaren. Die gleichen Foren sind am Samstag und Sonntagabend geradezu menschenleer, da die Swinger dann ihr Swinging genießen. Doch aufgrund der großen Popularität des Swingings kann man davon ausgehen, dass in jeder Minute des Jahres irgendwo auf der Welt jemand gerade swingt.
Ken: „… verheiratete Frauen reiten einen Kerl einfach viel besser …“
    „Ich wünschte, meine Freundin würde sich für Swinging interessieren“, seufzt Ken. Er gibt den Kommentar unaufgefordert ab, während er seiner Freundin eine SMS schreibt, in der steht, dass er den Montagabend wieder einmal mit Freunden aus dem Rugbyclub verbringt. Das ist eine Lüge.
    Ken geht auf die Dreißig zu, lebt und arbeitet in London und pflegt innige Bekanntschaften mit mehreren swingenden Paaren. Er verbringt den Mittwoch- und den Freitagabend mit seiner Freundin und den Dienstag- und Donnerstagabend entweder im Fitnesscenter oder auf dem Rugbyfeld. Am Wochenende zieht er durch die Nachtclubs. Doch seine Montagabende bleiben ausnahmslos seinen verheirateten Freunden reserviert, die ihn dazu einladen, ihnen in ihrem Schlafzimmer Gesellschaft zu leisten.
    „Ich mache es momentan mit vier oder fünf Paaren“, erklärt Ken, während er sich ausgehfertig macht. „Die Namen und Gesichter haben sich geändert, seit ich vor drei Jahren