Swinger
Begriff Swinging kann für unterschiedliche Dinge stehen und wird niemals von einem trockenen Wörterbucheintrag erschöpfend definiert werden können. Folgende Definition kristallisierte sich bei den Leuten, die für dieses Buch befragt wurden, als kleinster gemeinsamer Nenner heraus: Swinging ist der ultimative Akt der sexuellen Freiheit zwischen sich liebenden, offen gesinnten Partnern.
Für das Swinging sprechen viele verlockende Argumente. Freizeitsex zwischen zwei oder mehreren Erwachsenen sollte immer eine erotisch aufgeladene Erfahrung sein (vorausgesetzt natürlich, dass alle Beteiligten damit einverstanden sind). Wie Woody Allen witzelte: „Sex zwischen zwei Menschen ist eine schöne Sache – zwischen fünf ist er fantastisch.“ Oder, ebenso passend: „Sex zwischen einem Mann und einer Frau kann absolut wunderbar sein, wenn man zwischen den richtigen Mann und die richtige Frau gerät“.
Swinging steht jedem offen, der daran teilnehmen möchte. Da es ein breites Spektrum von Fetischen und Spielarten umfasst, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Frauen können dadurch ihre Bisexualität erforschen; Männer werden ermutigt, Genuss am Vergnügen ihrer Partnerin zu empfinden. Den Befürwortern dieses Lebensstils zufolge wird dadurch auch die Ehrlichkeit in bestehenden Beziehungen gefördert.
Seitens der Wissenschaft wurde argumentiert, dass sowohl Männer als auch Frauen genetisch so veranlagt sind, Gruppensex und eine Vielzahl von Partnern zu bevorzugen. Laut den Ergebnissen der sogenannten Baker-and-Bellis-Studie, die an männlichen und weiblichen Studenten der Universität Manchester durchgeführt wurde, ist nur ein kleiner Anteil der Spermien, die im „normalen“ Ejakulat enthalten sind, für die Fortpflanzung bestimmt. Die Mehrzahl erfüllt den Zweck einer Art „Spermamiliz“, deren Aufgabe darin besteht, alle fremden Spermien, denen sie im vaginalen Kanal begegnet, zu zerstören. Diese „feindseligen“ Spermien sind weitaus zahlreicher vorhanden, wenn ein Mann vermutet, dass seine Partnerin vorher mit einem anderen Liebhaber zusammen war. Diese Tatsache deutet ebenso wie die natürliche Funktion dieser Spermien darauf hin, dass das Menschenmännchen auf die Fortpflanzung mit einer sexuell freizügigen Partnerin ausgerichtet ist. Eine Ejakulation mit einer größeren Menge dieser Spermien ist kräftiger und schenkt dem Mann einen stärkeren und befriedigenderen Orgasmus. Die Erkenntnisse dieser Studie besagen, dass Sex für den Mann eines Swingerpaares eine weitaus intensivere Erfahrung ist als für einen Mann, der nicht swingt und eine monogame Partnerin hat.
Ähnliche Studien legen nahe, dass die weibliche Fähigkeit zu multiplen Orgasmen durch Gruppensex am meisten ausgeschöpft wird. Außerdem fanden Forscher heraus, dass Frauen, die mit mehr als einem Partner ungeschützten Sex hatten, ihren Orgasmus unbewusst so steuern können, dass sie eine gewisse Kontrolle darüber haben, wessen Sperma der Eintritt in den Muttermund gestattet wird. Wenn man den Ergebnissen dieser Studien Glauben schenkt, scheint der Mensch sich dahingehend entwickelt zu haben, körperliche Freude am Swinging zu empfinden.
„Liebe deinen Nächsten“ heißt es in der Bibel, aber nur wenige religiöse Menschen würden wohl ernsthaft behaupten, dieses Gebot unterstütze den Partnertausch in irgendeiner Form. Nichtsdestotrotz haben viele Swinger einen starken religiösen Glauben, den sie offenbar mit ihrer aufgeschlossenen Einstellung zum Sex vereinbaren können. Sie lieben ihren Partner aufrichtig und genießen es, zu teilen, mehrere Sexpartner zu haben und an Gruppensex teilzunehmen. Gleichzeitig sind sie fromm und halten an ihrem religiösen Glauben fest. Die Mehrzahl von ihnen bekommt diese widersprüchlichen Ideale unter einen Hut, und zwar durch die simple Überzeugung, keine Sünde zu begehen: Sie haben ihre Beziehung einfach auf ein unkonventionelles Niveau von Vergnügen und Ehrlichkeit gehoben.
Soziologen weisen darauf hin, dass viele Swinger auch vom sozialen Aspekt des Freizeitsexes angezogen werden. Viele Swinger erzählen von Freundschaften, die sich gewissermaßen als angenehme Begleiterscheinung eines sexuellen Verhältnisses ergeben haben, und von Sex, der sich aus einer Freundschaft entwickelt hat.
Anthropologen vergleichen Swinger mit den Bonobos, einer Primatenart, in deren Gemeinschaft sich alles um Gruppensex dreht. Sie (die Anthropologen, nicht die Primaten) halten die Bonobos für eine Art
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