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Tagebücher: 1909-1923

Tagebücher: 1909-1923

Titel: Tagebücher: 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Befehl der Mutter, die ihm hier und da aus dem Nebenzimmer zurief zu entsprechen, mit dem Schwamm flüchtig bestrichen; dann hatte er sich ausgestreckt und genoß die Unbeweglichkeit im heißen Wasser. Die Gasflamme summte gleichmäßig und im Ofen knisterte das vergehende Feuer. Im Nebenzimmer war es schon lange still, vielleicht hatte sich die Mutter entfernt
      Warum ist das Klagen sinnlos? Klagen heißt Fragen stellen und Warten bis Antwort kommt. Fragen aber die sich nicht selbst im Entstehen beantworten werden niemals beantwortet. Es gibt keine Entfernungen zwischen Fragesteller und Antwortgeber. Es sind keine Entfernungen zu überwinden. Daher Fragen und Warten sinnlos.

      29. IX (1915) Verschiedene nebelhafte Entschlüsse. Die gelingen mir. Zufälliges Erblicken eines damit nicht ganz unzusammenhängenden Bildes in der Ferdinandstraße. Eine schlechte Skizze eines Freskos. Darunter ein tschechischer Spruch, etwa: Verblendeter Du verläßt den Becher wegen des Mädchens, bald wirst Du belehrt zurückkommen
      Schlechter elender Schlaf, früh marternde Kopfschmerzen aber freierer Tag.

      Viele Träume. Auftreten einer Mischung von Dir. Marschner und Diener Pimisker. Rote feste Wangen, schwarz gewichster Bart, ebensolches starkes wildes Haar.
    Früher dachte ich: Dich wird nichts umbringen, diesen harten klaren geradezu leeren Kopf, niemals wirst Du unbewußt oder im Schmerz die Augen zusammenziehn, die Stirn falten, mit den Händen zucken, wirst es immer nur darstellen können.
      Wie konnte Fortinbras sagen, H. hätte sich höchst königlich bewährt.
      Konnte mich Nachmittag nicht abhalten, das gestern geschriebene “den Schmutz des vorigen Tages” zu lesen, ohne Schaden übrigens.
    30 (September 1915) Durchgesetzt daß Felix nicht Max gestört hat. Dann bei Felix.
      Roßmann und K., der Schuldlose und der Schuldige, schließlich beide unterschiedslos strafweise umgebracht, der Schuldlose mit leichterer Hand, mehr zur Seite geschoben als niedergeschlagen.

    1. Okt. 1915
      III. Band Memoiren des Generals Marcellin de Marbot Polozk – Beresina – Leipzig – Waterloo
    II
    Fehler die Napoleon beging:

      1 Entschluß zu diesem Krieg. Was wollte er erreichen? Strenge Durchführung der Kontinentalsperre in Rußland. Das war unmöglich. Alexander I konnte nicht nachgeben, ohne sich zu gefährden. Sein Vater Paul I war ja wegen des Bündnisses mit Frankreich und wegen des Krieges mit England, der Rußlands Handel unermeßlich geschädigt hatte ermordet worden. Trotzdem hoffte Napoleon noch immer, Alex. werde nachgeben. Nur um das zu erzwingen, wollte er am Njemen aufmarschieren
    2. Er konnte wissen was ihn erwartete. Oberstleutnant de Ponthon, der einige Jahre in russischen Diensten gewesen war, beschwor ihn kniefällig, abzulassen. Die von ihm angeführten Hindernisse waren: Stumpfheit und fehlende Mitwirkung der seit langen Jahren von Rußland unterworfenen litauischen Provinzen, der Fanatismus der Moskowiter, Mangel an Lebensmitteln und Fourage, das wüste Land, die beim geringsten Regen für Artillerie unpassierbaren Wege, Strenge des Winters, Unmöglichkeit bei Schneefall, der schon anfangs Oktober eintritt vorwärtszukommen. – Napoleon ließ sich von Maret, Herzog von Bassano und Davout entgegengesetzt beeinflussen.
    3. Er hätte Österreich und Preußen durch Abverlangen starker Hilfstruppen möglichst schwächen sollen, verlangte aber nur je
    30000 Mann

      Er nahm den preußischen Kronprinzen trotzdem er darum gebeten wurde nicht ins Hauptquartier mit.
      4. Er hätte sie in die Front nehmen sollen, statt dessen stellte er sie auf die Flügel, die Österreicher unter Schwarzenberg nach Wolhynien, die Preußen unter Macdonald an den Njemen, dadurch schonte er sie und gab ihnen die Möglichkeit seinen Rückweg zu verrammeln oder wenigstens zu gefährden, was wirklich geschah, da die Österreicher die Armee Tschitschakow, die nach dem durch England vermittelten Frieden mit der Türkei freigeworden war im November ungestört durch Wolhynien nach Norden ziehen liessen, was das Unglück an der Beresina verschuldete.
      5. Er versetzte alle Korps stark mit den unzuverlässigen Hilfsvölkern (Badenser Mecklenburger Hessen, Baiern Württemberger Sachsen Westfahlen Spanier Portugiesen Illyrier, Schweizer Kroaten, Polen, Italiener) und schädigte dadurch den Zusammenhalt. Edler Wein verdorben durch Beimengung trüben Wassers.

    6. Er hoffte auf die Türkei, Schweden und Polen. Die

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