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Tagebücher: 1909-1923

Tagebücher: 1909-1923

Titel: Tagebücher: 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Lebensmittel zu bekommen, die Rückzugstraße über Moshaisk war auf weite Strecken nach beiden Seiten hin ausgezogen. Aber schon nach einigen Tagen merkte er, daß er hier nicht weiter kommen konnte ohne Kutusoff eine Schlacht zu liefern. Er kehrte also auf die alte Rückzugstraße zurück.

      15 Die große Brücke über die Beresina war durch ein Fort gedeckt und durch ein polnisches Regiment gesichert. Im Vertrauen darauf diese Brücke benützen zu können, ließ N., um den Marsch zu erleichtern und zu beschleunigen, alle Pontons verbrennen. Inzwischen aber hatte Tschitschakov das Fort genommen und die Brücke verbrannt. Trotz äußerster Kälte war der Fluß noch nicht gefroren. Das Fehlen der Pontons war eine der Hauptursachen des Unglücks.

      16 Der Übergang über die bei Studianka geschlagenen 2 Brücken war schlecht organisiert. Am 26. Nov. mittags waren die Brücken geschlagen (hätte man Pontons gehabt, hätte man schon bei Tagesanbruch den Übergang beginnen können) bis zum Morgen des 28 war man von den Russen unbehelligt. Trotzdem war damals erst ein Teil des Trains hinübergeführt und die tausende Marode hatte man 2 Tage am linken Ufer gelassen. Die Franzosen verloren 25000 Mann
    17. Die Rückzugslinie war nicht gesichert. Vom Njemen bis Moskau außer in Wilna und Smolensk kein besetzter Ort, kein Magazin, kein Lazarett. Im ganzen Zwischenland streiften die
    Kosaken. Nichts konnte zur Armee oder von ihr kommen, ohne die Gefahr des Gefangenwerdens. Deshalb wurde auch von den etwa 100000 russischen Kriegsgefangenen kein einziger über die Grenze gebracht.
      18 Mangel an Dolmetschern. Die Division Partouneaux verirrte sich auf dem Weg von Borisow nach Studianka und rannte in die Armee Wittgenstein und damit in die Vernichtung hinein. Man hatte sich eben mit den palnischen Bauern, welche führen sollten, nicht verständigen können.
    Paul Holzhausen Die Deutschen in Rußland 1812

    Elender Zustand der Pferde, große Anstrengunge n als Futter nasses Grünstroh, unreifes Getreide, faules Dachstroh. Durchfall Abmagerung, Verstopfung. Klystiere von Rauchtabak. Ein Artillerieofficier erzählt, daß seine Leute mit der ganzen Länge des Armes den Pferden in den After fahren mußten, um sie von den im Darm angehäuften Kotmassen zu befreien. Auftreibung der Leiber durch das Grünfutter. Manchmal konnte man sie durch angestrengtes Laufen beseitigen. Viele giengen aber ein, hunderte sah man mit geplatzten Bäuchen an den Brücken von Pilony. “In Gräben und Löchern liegen sie mit stierem brechendem Auge und versuchen kraftlos in die Höhe zu kommen. Aber der Versuch ist fruchtlos und nur selten bringen sie einen Fuß auf die Straße, der dann ihren Zustand noch bejammernswürdiger macht. Gefühllos fahren Train- und Artilleriesoldaten mit dem Geschütz darüber weg, daß man das Bein zerknirschen, des Tieres dumpfbrüllenden Schmerzenston hört und sieht wie es von Angst und Entsetzen getrieben, Kopf und Hals konvulsivisch hebt, mit ganzer Last zurückfällt und sogleich von zähem Schlamm begraben wird.” Verzweiflung schon am Anfang des Hinweges. Hitze, Hunger, Durst, Krankheit. Ein Unterofficier der nicht mehr weiter kann wird ermahnt, sich zusammenzunehmen und seinen Leuten mit gutem Beispiel voranzugehn. Bald verschwindet er im Gebüsch und erschießt sich mit seinem eigenen Gewehr. (Julisonntag) Tagsdarauf wird ein würtembergischer Oberleutnant vom Regimentskommandeur heruntergeputzt, er entreißt dem nächsten Soldaten das Bajonett und rennt es sich durch die Brust.
      Einwand gegen 11. Fehler. Infolge des elenden Zustandes der Kavallerie und des Mangels an Kundschaftern wurden die oberhalb der Stadt vorhandenen Furten zu spät entdeckt.
      6 Okt. 15 Verschiedene Formen der Nervosität. Ich glaube Lärm kann mich nicht mehr stören. Allerdings arbeite ich jetzt nicht. Allerdings je tiefer man sich seine Grube gräbt, desto stiller wird es, je weniger ängstlich man wird, desto stiller wird es.
    Erzählungen Langers:

      Einem Zadik soll man mehr gehorchen als Gott. Balschem sagte einmal einem seiner liebsten Schüler, er solle sich taufen lassen. Er ließ sich taufen, kam zu Ansehn, wurde Bischof. Da ließ ihn Balschem zu sich kommen und erlaubte ihm zum Judentum zurückzukehren. Er folgte wieder und tat wegen seiner Sünde große Buße. B. erklärte seinen Befehl damit, daß der Schüler wegen seiner ausgezeichneten Eigenschaften vom Bösen sehr verfolgt gewesen sei und daß die Taufe

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