Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebücher: 1909-1923

Tagebücher: 1909-1923

Titel: Tagebücher: 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
Vom Netzwerk:
holen
      bei andern: während ihrer schöpferischen Wanderungen führten sie auch hie und da zum ersten Mal die heiligen Tänze und Riten aus

      bei andern: die Menschen schufen selbst in der Urzeit die Totemtiere durch Ausübung der Zeremonien. Die heiligen
      Riten brachten also selbst den Gegenstand auf den sie gerichtet sind hervor
      Die Bimbinga nahe der Küste kennen 2 Männer welche in der Urzeit auf ihren Wanderungen Quellen Waldungen und Zeremonien schufen.
    19 Juni 1916

      Alles vergessen. Fenster öffnen. Das Zimmer leeren. Der Wind durchbläst es. Man sieht nur die Leere, man sucht in allen Ecken und findet sich nicht.
    Mit Ottla. Sie von der Englischlehrerin abgeholt. Über den Quai, steinerne Brücke, kurzes Stück Kleinseite, neue Brücke, nachhause. Aufregende Heiligenstatuen auf der Karlsbrücke. Das merkwürdige Abendlicht der Sommerzeit bei nächtlicher Leere der Brücke.
      Freude über Mixens Befreiung. An die Möglichkeit glaubte ich, nun sehe ich aber noch die Wirklichkeit. Für mich jetzt wieder nicht.

      Und sie höreten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war.

    Ruhe Adam und Evas
      Und Gott der Herr machte Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen und kleidete sie.

    Wüten Gottes gegen die Menschenfamilie
    die zwei Bäume

    das unbegründete Verbot
    die Bestrafung aller (Schlange Frau Mann)
    die Bevorzugung Kains

    den er durch die Ansprache noch reizt
    die Menschen wollen sich durch meinen Geist nicht mehr

    strafen lassen
      Zur selbigen Zeit fing man an zu predigen von des Herrn Namen

      Und dieweil er ein göttlich Leben führte, nahm ihn Gott hinweg und ward nicht mehr gesehn.

      3 Juli (1916) Erster Tag in Marienbad mit Felice. Tür an Tür, von beiden Seiten Schlüssel
    Drei Häuser stießen an einander und bildeten einen kleinen Hof. In diesem Hof waren in Schupfen noch zwei Werkstätten untergebracht und in einer Ecke stand ein hoher Haufen kleiner Kisten. In einer äußerst stürmischen Nacht – der Wind trieb die Regenmassen über das niedrigste der Häuser scharf in den Hof hinein – hörte ein Student der in einer Dachkammer noch über seinen Büchern saß einen lauten Klageton aus dem Hof. Er fuhr auf und horchte, es blieb aber still, dauernd still. Eine Täuschung wohl sagte sich der Student und begann wieder zu lesen. “Keine Täuschung” so setzten sich nach einem Weilchen die Buchstaben im Buch förmlich zusammen. Täuschung wiederholte er und half den unruhig werdenden Zeilen mit seinem Zeigefinger nach, den er entlangführte.
      4 Juli (1916) Eingesperrt in das Viereck eines Lattenzaunes, der nicht mehr Raum ließ, als einen Schritt der Länge und Breite nach, erwachte ich. Es gibt ähnliche Hürden, in die Schafe des Nachts gepfercht werden, aber so eng sind sie nicht. Die Sonne schien in geradem Strahl auf mich, um den Kopf zu schützen, drückte ich ihn an die Brust und hockte mit gekrümmten Rücken da.
      Was bist Du? Elend bin ich. Zwei Brettchen gegen die Schläfen geschraubt habe ich.

      5 Juli (1916) Mühsal des Zusammenlebens. Erzwungen von Fremdheit Mitleid, Wollust, Feigheit, Eitelkeit und nur im tiefen Grunde vielleicht ein dünnes Bächlein würdig Liebe genannt zu werden, unzugänglich dem Suchen, aufblitzend einmal im Augenblick eines Augenblicks.

    Arme Felice
      6 Juli (1916) Unglückliche Nacht. Unmöglichkeit mit F. zu leben. Unerträglichkeit des Zusammenlebens mit irgendjemandem. Nicht Bedauern dessen, Bedauern der Unmöglichkeit nicht allein zu sein. Weiter aber: Unsinnigkeit des Bedauerns, sich Fügen und endlich Verstehn. Von der Erde aufstehn. Halte Dich an das Buch. Aber wieder zurück: Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, von dem hohen Fenster hinunterspringen, aber auf den vom Regen durchweichten Boden, auf dem der Aufschlag nicht tötlich sein wird. Endloses Wälzen mit geschlossenen Augen, dargeboten irgendeinem offenen Blick.

    Nur das alte Testament sieht – nichts darüber noch sagen.
    Traum von Dr. Hanzal, saß hinter seinem Schreibtisch, irgendwie gleichzeitig angelehnt und vorgebeugt, wasserhelle Augen, führt langsam und genau in seiner Art einen klaren Gedankengang aus, höre selbst im Traume kaum etwas von seinen Worten, folge nur dem Methodischen von dem sie getragen werden. War dann auch mit seiner Frau beisammen, sie trug viel Gepäck, spielte erstaunlicher Weise mit meinen Fingern, ein Stück aus dem dicken Filz ihrer Ärmel war herausgerissen, dieser

Weitere Kostenlose Bücher