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Tagebücher: 1909-1923

Tagebücher: 1909-1923

Titel: Tagebücher: 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Ärmel, dessen kleinsten Teil ihre Arme ausfüllten, war mit Erdbeeren gefüllt.

      [Ausgelacht zu werden kümmerte Karl unbeschreiblich wenig. Was waren das für Burschen und was wußten sie. Glatte amerikanische Gesichter mit nur zwei drei Falten, diese aber tief und wulstig eingeschnitten, in die Stirn oder auf einer Seite der Nase und des Mundes. Geborene Amerikaner, deren Art festzustellen förmlich ein Behämmern ihrer steinernen Stirnen genügte. Was wußten sie,]

      Einer lag schwer krank im Bett. Der Arzt saß beim Tischchen, das an das Bett geschoben war, und beobachtete den Kranken, der wiederum ihn ansah. “Keine Hilfe” sagte der Kranke, nicht als frage sondern als antworte er. Der Arzt öffnete ein wenig ein großes medicinisches Werk, das am Rande des Tischchens lag, sah flüchtig aus der Entfernung hinein und sagte, das Buch zuklappend: “Hilfe kommt aus Bregenz. ” Und als der Kranke angestrengt die Augen zusammenzog, fügte der Arzt hinzu: Bregenz in Vorarlberg. “Das ist weit” sagte der Kranke
    Die ewige Anspannung, Spaziergang nach Auschowitz. Lehrer Zeidler, die Damen mit den Kirschen, Schwämme suchen, Essen auf dem Balkon, Erzählen vom Bruder, Vortrag über Pestalozzi, Vorlesung des “Junggesellen”, sie bei der Handarbeit, als “Zeitung” in der Erzählung vorkommt, ruft sie: Wir wollten ja Zeitung kaufen, zu meinem Heft sagt sie: es ist schön, wie kommst Du dazu und als ich frage, was sie damit meint: Nun durch guten Geschmack hast Du mich ja nicht verwöhnt. Sie entringt mir zum Schluß das Heft, um eine Seite kurz zu streifen und das Heft zuzuklappen. Hat Eile Tee trinken zu gehn hat es schon während des Vorlesens angekündigt.
      Nimm mich auf in Deine Arme, das ist die Tiefe, nimm mich auf in die Tiefe, weigerst Du Dich jetzt, dann später
    Nimm mich, nimm mich, Geflecht aus Narrheit und Schmerz

      Es fuhren die Neger aus dem Gebüsch. Um den mit silberner Kette umzogenen Holzpflock warfen sie sich im Tanz. Der Priester saß abseits ein Stäbchen über dem Gong erhoben. Der Himmel war umwölkt aber regenlos und still.
      Ich war noch niemals außer in Zuckmantel mit einer Frau vertraut. Dann noch mit der Schweizerin in Riva. Die erste war eine Frau, ich unwissend, die zweite ein Kind, ich ganz und gar verwirrt. Mit F. war ich nur in Briefen vertraut, menschlich erst seit 2 Tagen. So klar ist es ja nicht, Zweifel bleiben. Aber schön der Blick ihrer besänftigten Augen, das Sichöffnen frauenhafter Tiefe
    13. (Juli 1916) Also öffne Dich Thor Mensch komme hervor
    Atme die Luft und die Stille

      Es war eine Kaffeewirtschaft in einem Heilbad. Der Nachmittag war regnerisch gewesen, kein Gast war erschienen. Erst gegen Abend lichtete sich der Himmel, der Regen hörte langsam auf und die Kellnerinnen begannen die Tische abzutrocknen. Der Wirt stand unter dem Torbogen und blickte nach Gästen aus. Tatsächlich kam auch schon einer den Waldweg herauf; Er trug ein langgefranztes Plaid über der Schulter, hielt den Kopf zur Brust geneigt und setzte mit gestreckter Hand den Stock bei jedem Schritt weit von sich auf den Boden

    14 (Juli 1916) Isaac verleugnet seine Frau vor Abimelech, wie schon früher Abraham die seine.

    Verwirrung mit den Brunnen in Gerar. Wiederholung eines Verses.
    Die Sünden Jakobs. Prädestina tion Esaus.
    Im trüben Sinn schlägt eine Uhr
    Höre auf sie wenn Du eintrittst ins Haus

    15 (Juli 1916) Er suchte Hilfe in den Wäldern, er sprang fast durch die Vorberge, er eilte zu den Quellen der ihm begegnenden Bäche, er schlug die Luft mit den Händen, er schnaufte durch Nase und Mund
    19. Juli 15 (1916)

    Träume und weine armes Geschlecht
    findest den Weg nicht, hast ihn verloren

    Wehe! ist Dein Gruß am Abend, Wehe! am Morgen
    Ich will nichts nur mich entreißen
    Händen der Tiefe die sich strecken

    mich Ohnmächtigen hinabzunehmen.
    Schwer fall ich in die bereiten Hände.

    Tönend erklang in der Ferne der Berge
    langsame Rede. Wir horchten.
    Ach sie trugen, Larven der Hölle,

    verhüllte Grimassen, eng an sich gedrückt den Leib.
    Langer Zug, langer Zug trägt den Unfertigen

      Sonderbarer Gerichtsgebrauch. Der zum Tode Verurteilte wird dort in seinem Zimmer vom Scharfrichter ohne Beisein anderer Personen erstochen. Er sitzt an seinem Tisch und beendet den Brief in dem es heißt:
    20 Juli (1916)

    Aus einem Kamin der Nachbarschaft tauchte ein kleiner Vogel, hielt sich am Kaminrand fest, sah sich in der Gegend um, erhob sich und flog.

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