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Tagebücher 1909-1923

Tagebücher 1909-1923

Titel: Tagebücher 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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jedenfalls unumgängliche Ceremonie erklärt.
    7XI 10
    Vortrag Wiegler über Hebbel. Sitzt auf der Bühne in der Dekoration eines modernen Zimmers, als ob seine Geliebte durch eine Tür hereinspringen würde, um das Stück endlich zu beginnen. Nein, er trägt vor. Hunger Hebbels. Kompliciertes Verhältnis zu Elisa Lensing. Er hat in der Schule eine alte Jungfer zur Lehrerin, die raucht schnupft prügelt und den Braven Rosinen schenkt. Er fährt überall [Heidelberg, München,
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    Paris] ohne recht sichtbare Absicht hin. Ist zuerst Diener beim Kirchspielvogt, schläft in einem Bett mit dem Kutscher unter der Treppe.
    Jetzt kommt es Dir vielleicht so vor, als ob ich mich darüber beklagen wollte? Aber nein, warum mich darüber beklagen, mir ist doch weder das eine noch das andere erlaubt. Ich habe nur meine Promenaden zu machen und damit soll es genug sein, dafür gibt es aber auch keinen Ort in der Welt, auf dem ich nicht meine Promenaden machen könnte. Jetzt scheint es aber wieder so, als wäre ich eitel darauf
    Ich habe es also leicht. Ich müßte vor dem Haus hier nicht stehn bleiben.
    Darin also vergleich Dich mit mir nicht und laß Dich nicht von mir unsicher machen. Du bist doch ein erwachsener Mensch, bist überdies wie es scheint, in der Stadt hier ziemlich verlassen
    Ja spürst Du es denn nicht an Deinem Muth, daß Du Dich in diesen Dingen mit mir nicht vergleichen kannst. Ich begreife das nicht. Wie lange bist Du denn schon hier in der Stadt?
    "Fünf Monate" sagte ich so vorsichtig, daß ich nachher noch den Mund offen behielt. Ja, fünf Monate. Das war richtig. Ich ließ das Tor
    Schließlich spürst Du es, wenn Du acht gibst, schon an Deinem
    Darin kannst Du Dich eben mit mir nicht vergleichen. Aber muß ich Dir das sagen, schließlich spürst Du es ja wenn Du acht gibst schon an Deinem Muth. Wie lange bist Du eigentlich schon in der Stadt.
    Fünf Monate sagte ich so vorsichtig daß ich nachher noch den Mund offen behielt.
    Darin kannst Du Dich eben mit mir nicht vergleichen. Daß ich Dir das aber erst sagen muß! Spürst Du es denn, wenn Du acht
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    gibst, nicht schon an Deinem Muth? Wie lange bist Du eigentlich schon in der Stadt?
    Und diese Morgen, man schaut aus dem Fenster, zieht den Sessel vom Bett und setzt sich zum Kaffee. Und diese Abende man stützt den Arm auf und hält mit der Hand das Ohr. Ja wenn das nur nicht alles wäre! Wenn man doch wenigstens ein paar neue Gewohnheiten annähme, wie sie hier in den Gassen jeden Tag zu sehen sind
    Julius Schnorr von Karolsfeld na Zeichnung Friedrich Olivier, er zeichnet auf einem Abhang wie schön und ernst ist er da (ein hoher Hut wie eine abgeplattete Clownmütze mit steifem ins Gesicht gehendem schmalen Rand, gewellte lange Haare, Augen nur für sein Bild, ruhige Hände, die Tafel auf den Knien, ein Fuß ist auf der Böschung ein wenig tiefer gerutscht.) aber nein das ist Friedrich Olivier von Schnorr gezeichnet An mich also darfst Du jetzt nicht denken. Wie willst Du Dich auch mit mir vergleichen. Ich bin ja schon über 20 Jahre hier in der Stadt. Stellst Du Dir auch nur richtig vor was das ist.
    Zwanzigmal habe ich jede Jahreszeit hier verbracht –
    Jetzt schüttelte er die lose Faust über unseren Köpfen.
    Die Bäume hier sind zwanzig Jahre lang hinaufgewachsen, wie klein sollte man unter ihnen werden. Und diese vielen Nächte, weißt Du, in allen den Wohnungen. Einmal liegt man an dieser, einmal an jener Mauer, so wandert das Fenster um einen herum. Und diese Morgen,
    Ich bin ja nahe daran. Schon schien sich mein schützendes Wesen hier in der Stadt aufzulösen, ich war schön in den ersten Tagen denn diese Auflösung geschieht als eine Apotheose, wo alles was uns am Leben erhält uns entfliegt, aber noch im Entfliegen uns mit seinem menschlichen Licht zum letztenmal bestrahlt. So stehe ich vor meinem Junggesellen und er liebt mich deshalb höchstwahrscheinlich, ohne sich aber darüber klar zu sein warum. Gelegentlich scheinen seine Reden darauf zu
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    deuten, daß er sich auskennt, daß er weiß, wen er vor sich hat und daß er sich deshalb alles erlauben darf. Nein, so ist es aber nicht. In dieser Weise würde er vielmehr jedem entgegentreten, denn er kann nur als Einsiedler oder als Schmarotzer leben. Er ist nur Einsiedler aus Zwang, wird dieser Zwang einmal durch ihm unbekannte Kräfte wie in diesem Falle berwunden, schon ist er Schmarotzer, der sich frech anhält wie er nur kann. Retten kann ihn allerdings nichts mehr auf der

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