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Tagebücher 1909-1923

Tagebücher 1909-1923

Titel: Tagebücher 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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und Lehre.
    Das kleine, schmutzige, bloßfüssige laufende Mädchen im Hemdkleidchen mit wehendem Haar.
    23 (Mai 1922) Unrichtig über jemanden zu sagen: er hatte es leicht, er hat wenig gelitten richtiger: er war so daß ihm nichts geschehen konnte am richtigsten: er hat alles durchlitten, aber alles in einem gemeinsamen einzigen Augenblick; wie hätte ihm etwas noch geschehen können, da die Variationen des Leides in Wirklichkeit oder durch sein Machtwort vollständig erschöpft waren (2 alte Engländerinnen bei Taine)
    25 (Mai 1922) Vorgestern "H.-K." Heute schöner Spaziergang. Überall Sitzende, müde Stehende, träumend Lehnende. – Viel gestört
    26. (Mai 1922) Die schweren "Angriffe" beim Abendspaziergang [entstanden aus 4
    winzigen
    Unannehmlichkeiten während des Tages (Hund in der
    Sommerfrische, Buch des Mares, Einschreibung als Soldat, Ausborgen des Geldes durch P.)] weilchenweise Zerrüttung Hilflosigkeit, Aussichtslosigkeit, unausmeßbarer Abgrund, nichts als Abgrund, erst beim Einbiegen ins Haustor die mir sonst naheliegende Möglichkeit eines Hilfsgedankens, die mir diesmal während des ganzen Weges nicht eingefallen war, offenbar weil ich sie bei der vollkommenen Trostlosigkeit gar nicht gesucht hatte
    30 (Mai 1922) Der "Angriff" in der Nacht 5 VI (1922) Schlimme Tage (G.) Vier oder 5 Tage schon.
    Talent für "Flickarbeit"
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    Begräbnis Myslbecks
    12 VI (1922) Elf Tage schon. Gestern Frana. Heute Brief an M.
    16 VI (1922) Ausbrüche der Geschmacklosigkeit,
    Verwirrung. – G. nach H.
    Bei Besprechung dieses Buches ist man, ganz abgesehen von den nicht zu berwindenden Schwierigkeiten, welche die denkerische und visionäre Kraft Blühers immer bereitet auch dadurch in einer schwierigen Lage, daß man merkwürdig leicht, bei jeder Bemerkung fast, in den Verdacht kommt, man wolle die Gedanken dieses Buches ironisch abtun. Man kommt in diesen Verdacht, selbst wenn man wie ich angesichts dieses Buches von nichts weiter entfernt ist als von Ironie. Diese Schwierigkeit der Besprechung hat ein Gegenspiel in einer Schwierigkeit, die wiederum Blüher nicht überwinden kann. Er nennt sich einen Antisemiten ohne Haß, sine ira et studio, und er ist es wirklich, aber er erweckt sehr leicht, fast bei jeder Bemerkung, den Verdacht, daß er ein Judenfeind ist, sei es in glücklichem Haß, sei es in unglücklicher Liebe. Diese Schwierigkeiten stehen wie Naturgegebenheiten einander gegenüber und es ist notwendig auf sie aufmerksam zu machen, damit man beim Durchdenken des Buches nicht an diese Irrtümer stößt und sich dadurch von vornherein unfähig macht weiter zu dringen.
    Zahlenmäßig, induktiv erfahrungsgemäß kann man nach Blüher das Judentum nicht widerlegen, diese Metode des alten Antisemitismus kann gegenüber dem Judentum
    nicht
    aufkommen, alle andern Völker kann man so widerle gen, die Juden das auserwählte Volk nicht, auf alle Einzelvorwürfe der Antisemiten wird der Jude mit Berechtigung einzelweise antworten können. Blüher gibt einen allerdings sehr flüchtigen Überblick solcher Einzelvorwürfe und ihrer Beantwortung.
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    Diese Erkenntnis ist soweit sie die Juden, nicht soweit sie die andern Völker betrifft, tief und wahr. Blüher zieht aus ihr zwei Folgerungen eine ganze und eine halbe.
    Die ganze:
    23 VI (1922) Plana
    27 VII (1922) Die Angriffe. Gestern Abendspaziergang mit dem Hund. Tvrz Sedlec. Die Kirschallee beim Waldausgang, die fast die Heimlichkeit eines Zimmers erzeugt. Rückkehr von Mann und Frau vom Feld. Das Mädchen in der Stalltür des verfallenden Hofes, ist wie im Kampf mit ihren starken Brüsten, unschuldig- aufmerksamer Tierblick. Der Mann mit Brille, der den Karren mit der schweren Futterlast führt, ältlich, ein wenig verwachsen, trotzdem infolge der Anspannung sehr aufrecht, hohe Stiefel, die Frau mit Sichel, nebenan und hintenher.
    26 (August 1922) Zwei Monate nichts einge tragen. Mit Unterbrechungen gute Zeit, verdanke sie O. Seit paar Tagen wieder Zusammenbruch. An seinem ersten Tag eine Art Entdeckung im Wald gemacht
    14 XI 22 Abend immer 37'6, 37'7. Sitze beim Schreibtisch, bringe nichts zuwege, komme kaum auf die Gasse. Trotzdem Tartüfferie, über die Krankheit zu klagen.
    18 XII (1922) Die ganze Zeit über im Bett. Gestern Entweder-Oder
    12 VI 23 Die schrecklichen letzten Zeiten, unaufzählbar, fast ununterbrochen.
    Bergmann, Dobrichowitz, M., P.,
    Spaziergänge, Nächte, Tage, für alles unfähig außer für Schmerzen.
    Und doch. Kein "und doch", so

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