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Tagebücher

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Titel: Tagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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auf eine Bemerkung des Schauspielers gab, falsch der Ironische, falsch der welcher seinen mannigfaltigen Eindruck aufzulösen begann, alles Gesindel, das richtiger Weise in die Tiefe des Zuschauerraumes gedrückt, jetzt spät in der Nacht aufstand und seinen Wert wieder bemerkte.
    (Sehr weit vom Richtigen)

    28. IX (Oktober 1911) Ein ähnliches Gefühl hatte ich zwar, aber vollkommen schien mir an jenem Abend bei weitem weder Spiel noch Stück. Gerade dadurch aber war ich zu einer besonderen Ehrfurcht vor den Schauspielern verpflichtet. Wer weiß bei kleinen wenn auch vielen Lücken des Eindrucks, wer die Schuld an ihnen trägt. Frau Tschissik trat einmal auf den Saum ihres Kleides und wankte einen Augenblick lang in ihrem princeßartigen Dirnenkleid, wie eine massige Säule, einmal versprach sie sich und wandte sich, um die Zunge zu beruhigen in starker Bewegung der Rückwand zu, trotzdem dies den Worten gerade nicht entsprach; es beirrte mich, aber es verhinderte nicht, den Anflug von Schauern oben auf den Wangenknochen, den ich immer beim Hören ihrer Stimme fühle. Weil aber die andern Bekannten einen viel unreineren Eindruck erhalten hatten als ich, schienen sie mir noch zu einer größern Ehrfurcht verpflichtet als ich, auch deshalb weil meiner Meinung nach ihre Ehrfurcht viel wirkungsvoller gewesen wäre, als meine, so daß ich einen doppelten Grund hatte, ihr Benehmen zu verfluchen.

    "Axiome über das Drama" von Max in der Schaubühne. Hat ganz den Charakter einer Traumwahrheit, wofür auch der Ausdruck "Axiome" paßt. Je traumhafter sie sich aufbläst, desto kühler muß man sie anfassen. Es sind folgende Grundsätze ausgesprochen: Das Wesen des Dramas liegt in einem Mangel ist die These.

    Das Drama (auf der Bühne) ist erschöpfender als der Roman, weil wir alles sehn, wovon wir sonst nur lesen.

    Das ist nur scheinbar, denn im Roman kann uns der Dichter, nur das Wichtige zeigen im Drama sehn wir dagegen alles, den Schauspieler, die Dekorationen, daher nicht nur das Wichtige, also weniger. Im Sinne des Romans wäre daher das beste Drama ein ganz anregungsloses z. B.
    philosophisches Drama, das von sitzenden Schauspielern in einer beliebigen Zimmerdekoration vorgelesen würde.

    Und doch ist das beste Drama jenes das in Zeit und Raum die meisten Anregungen gibt, sich von allen Anforderungen des Lebens befreit, sich nur auf die Reden, auf die Gedanken in Monologen, 63
    auf die Hauptpunkte des Geschehens beschränkt, alles andere durch Anregungen verwaltet und hochgehoben auf einen von Schauspielern, Malern, Regisseuren getragenen Schild nur seinen äußersten Eingebungen folgt.

    Fehler dieser Schlußfolgerung: Sie wechselt ohne es anzuzeigen, den Standpunkt, sieht einmal die Dinge vom Schreibzimmer, einmal vom Publikum. Zugegeben, daß das Publikum nicht alles im Sinne des Dichters sieht, daß ihn selbst die Aufführung überrascht 29. IX (Oktober) 11 So.

    so hat er doch das Stück mit allen Details in sich gehabt, ist von Detail zu Detail weitergerückt und nur weil er alle Details in den Reden versammelt, hat er ihnen die dramatische Schwere und Gewalt gegeben. Dadurch geräth das Drama in seiner höchsten Entwicklung in eine unerträgliche Vermenschlichung, die herabzuziehn, erträglich zu machen Aufgabe des Schauspielers ist, der die ihm vorgeschriebene Rolle gelockert zerfasert, wehend um sich trägt. Das Drama schwebt also in der Luft, aber nicht als ein vom Sturm getragenes Dach, sondern als ein ganzes Gebäude, dessen Grundmauern mit einer heute doch dem Irrsinn sehr nahen Kraft aus der Erde hinaufgerissen worden sind.

    Manchmal scheint es, daß das Stück oben in den Sofitten ruht, die Schauspieler Streifen davon abgezogen haben, deren Enden sie zum Spiel in den Händen halten oder um den Körper gewickelt haben und daß nur hie und da ein schwer abzulösender Streifen einen Schauspieler zum Schrecken des Publikums in die Höhe nimmt.

    Ich träumte heute von einem windhundartigen Esel, der in seinen Bewegungen sehr zurückhaltend war. Ich beobachtete ihn genau weil ich mir der Seltenheit der Erscheinung bewußt war, behielt aber nur die Erinnerung daran zurück, daß mir seine schmalen Menschenfüße wegen ihrer Länge und Gleichförmigkeit nicht gefallen wollten. Ich bot ihm frische, dunkelgrüne Cypressenbüschel an, die ich eben von einer alten Züricher Dame (das ganze spielte sich in Zürich ab) bekommen hatte, er wollte sie nicht, schnupperte nur leicht an ihnen; als ich sie aber dann auf

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