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Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Berliner Tagen. Milly hatte uns ein wunderbar saftiges Prime Rib zum Abendessen serviert, wir saßen an dem kleinen Esstisch, den ich so hingestellt habe, dass man dem Central Park beim Grünen zuschauen kann. Siggi war ein optischer Mensch. Aber an diesem Tag war er nicht interessiert am Grün. Er hatte etwas auf dem Herzen. Er trank nur wenig Rotwein, eigentlich nippte er nur an dem Glas, was verwunderlich war. Denn einem Château Latour konnte er eigentlich nie widerstehen. Er wartete artig, bis wir auch den letzten Krümel vom Cheese Cake verzehrt hatten.
    „Ich kann es kaum erwarten bis morgen“, sagte er.
    „Was gibt es denn Besonderes?“, fragte ich. Ich sah, wie seine Hand zitterte, wenn er an seinem Glas nippte. Hat er etwa Angst?, fragte ich mich.
    „Die Vorstandssitzung bei WorldKidAid“, sagte er. Als ob ich das nicht gewusst hätte, ich bin genauso im Vorstand wie er. „Bernie“, sagte er, „ich habe Parkinson.“
    „Seit wann weißt du das?“, fragte ich ihn. „Schon lange, sehr lange“, antwortete er. „Mit den Medikamenten ging es eine lange Zeit ganz gut, aber jetzt werde ich aufhören in der Klinik.“
    „Operierst du noch?“, fragte ich ihn.
    „Schon seit einigen Jahren nicht mehr. Ich habe mich auf alte chinesische Medizin spezialisiert, bin eine Kooperation mit einem chinesischen Arzt eingegangen. Aber Lindi ist immer noch dabei“, antwortete er. Deshalb also nippte er nur noch am Château Latour. Die Medikamente. Das Zittern. Ich fragte mich, warum er überhaupt noch arbeitete, in seinem Alter. Und ich fragte nach Nils, und ob er fertig sei mit seiner Ausbildung.
    „Ich werde mein Testament ändern.“
    Ich starrte Siggi an. Was hat das mit Nils zu tun?, fragte ich mich.
    „Ich habe vor, meinen gesamten Kunstbesitz WorldKidAid zu hinterlassen“, sagte Siggi.
    Als Dirigent weiß man, wann Stille angemessen ist, damit die Dramatik nachklingen kann. Ich schaute Siggi in die Augen. Er lächelte, nickte.
    „Wahnsinn“, sagte ich. Ich meine, wir redeten hier nicht von ein paar Bildchen über dem Sofa. Wir redeten von Monets und Renoir und Lesser Ury. Wir redeten von vielen, vielen Millionen, von unschätzbaren Werten. „Was sagt denn Lindi dazu?“, fragte ich.
    „Sie weiß es noch nicht“, sagte er.
    „Gehört ihr nicht ein Teil davon?“, fragte ich. Die Sache mit den Bildern war irgendwie komisch. Es wird Zeit, dass er mir die ganze Geschichte erzählt, dachte ich.
    „Nein, es sind alles meine Bilder. Lindi kriegt die Klinik, etwas anderes hat sie nie interessiert. Die Häuser gehören uns sowieso zusammen, die haben wir geerbt. Und der Rest wird geteilt, zwischen Biene, Nils und Carlotta.“
    Ich fasste nach: „Sag mal, so richtig verstanden habe ich das nicht mit den Bildern. Du hast sie gekauft?“
    „Ach, du kennst doch die Geschichte von meinem Vater“, sagte er.
    Kannte ich die? Ich machte eine Handbewegung, der er entnahm, dass ich die Geschichte vergessen hatte. Also erzählte Siggi die Geschichte, wie er sie von seinem Vater, Walter Sprengler, kannte.
    „Mein Vater hatte zusammen mit seinem Freund Richard Braun eine Klinik für plastische Chirurgie aufgezogen.“
    Zu der Zeit steckte die plastische Chirurgie noch in den Kinderschuhen und man konnte die beiden ohne Übertreibung als Pioniere auf ihrem Gebiet bezeichnen. Die Klinik lief besser als sie es je erwartet hätten, sie kauften mit dem Gewinn der ersten Jahre die Villa mit der Remise in Westend. Und dann verliebte sich Richard in Nora und heiratete. Alles schien auf ein gutes Leben hinauszulaufen. Wenn nicht die Politik gewesen wäre. Ängstlich verfolgten die beiden Kollegen die Entwicklungen.
    „Du musst weg aus Deutschland, Richard“, sagte Walter immer öfter. „Geh, bevor es zu spät ist.“ Richard wollte nicht gehen, er hatte alles, was er besessen hatte, in die Klinik investiert, sie war sein Baby.
    Als sich das Netz um die jüdische Bevölkerung immer weiter zuzog, konnte Sigurd seinen Teilhaber dazu überreden, auf schnellstem Weg das Land zu verlassen. Natürlich konnte und wollte er nicht die Klinik verkaufen. Aber Walter war der Sohn eines reichen Kaufmannes, der sein Geld intelligenterweise lange vor der großen Inflation in Kunst angelegt hatte. Die Kopien seiner Bilder hingen überall in der Klinik, die Originale lagerten in einem gut gesicherten Tresor.
    Und so einigten sich die beiden Freunde darauf, dass Richard zum Start in ein neues Leben einstweilen einige der Kunstwerke

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