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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Hafen Schanghai, in der Nähe der Mündung des mächtigen Jangtsekiang. Brock hatte sich mit einer riesigen Ladung Opium durch den Monsun gekämpft; Dirk Struan war nur ein paar Tage später ausgelaufen, ebenfalls mit Opium beladen. Brock hatte als erster Tschuschan erreicht, seine Fracht verkauft und war wieder ausgelaufen – voller Schadenfreude darüber, daß Struan nun weiter nach Norden ziehen mußte, um an einer neuen Küste und unter neuen Gefahren sein Glück zu versuchen. Brock war nach Süden davongebraust, heimwärts – nach Macao – die Kästen mit Silber gefüllt und mit großer Fahrt vor dem Wind. Plötzlich aber war ein gewaltiger Sturm aus dem Chinesischen Meer über sie hergefallen. Die Chinesen nannten diese Stürme tai-fung, die Allmächtigen Winde. Die Kaufleute nannten sie Taifune. Sie waren der Schrecken aller.
    Der Taifun hatte Brocks Schiff erbarmungslos zusammengeschlagen, und er war unter stürzenden Masten und Spieren begraben worden. Als er hilflos dalag, hatte ein losgerissenes Fall, vom Sturm gepackt, auf ihn eingedroschen. Seine Leute hatten ihn befreit, aber erst, nachdem das wild pendelnde Fall ihm mit dem Schäkel das linke Auge ausgeschlagen hatte. Das Schiff hatte schon schwere Schlagseite, und er half seiner Mannschaft, Takelung und Masten zu zerhacken und über Bord zu hieven. Wie durch ein Wunder hatte sich das Schiff wieder aufgerichtet. Dann hatte er sich Branntwein in die blutende Augenhöhle gegossen. Den Schmerz würde er sein Leben lang nicht vergessen.
    Jetzt mußte er daran denken, wie er, lange nachdem man ihn als verloren aufgegeben hatte, in den Hafen geschlichen war. Sein schöner Dreimast-Klipper war nichts weiter mehr als ein Rumpf mit klaffenden Fugen; Masten, Kanonen und Takelung hatte die Tiefe verschlungen. Nachdem Brock Rahen und Takelage, Masten und Kanonen, Pulver, Kugeln und Mannschaften wieder ersetzt und eine neue Ladung Opium gekauft hatte, war der ganze Gewinn aus dieser einen Fahrt dahingewesen.
    Struan war in einer kleinen Lorcha – einem Schiff europäischer Bauart mit chinesischer Takelung –, das bei gutem Wetter für den Küstenschmuggel benutzt wurde, in den gleichen Taifun geraten. Aber Struan, der einen glücklicheren Joss hatte, stand den Sturm durch und hatte, elegant und ungerührt wie immer, Brock auf der Pier begrüßt, Spott in den grünen Augen.
    Dirk und sein verdammter Joss, dachte Brock. Joss, der es Dirk ermöglicht hatte, aus dieser einen elenden Lorcha eine Flotte von Klippern und Hunderte von Lorchas zu machen, Lagerhäuser und Edelmetallreserven. Dieses gottverdammte Noble House. Joss hatte Brock and Sons auf einen gottverdammten zweiten Platz verwiesen. Auf den zweiten! Und, dachte er, Joss hat ihm auch das Ohr unseres gottverdammten, knieweichen Generalbevollmächtigten geöffnet, des Ehrenwerten gottverdammten Longstaff. Und das all die Jahre hindurch. Jetzt haben sie uns verraten und verkauft. »Die Pest über Hongkong und die Pest über Struan!«
    »Hätte es Struans Plan nicht gegeben, ihr hättet den Krieg niemals so leicht gewonnen«, sagte Cooper.
    Zwei Jahre zuvor war der Krieg in Kanton ausgebrochen, als der Kaiser von China, entschlossen, die Europäer zu ducken, den Versuch unternommen hatte, den Opiumschmuggel zu unterbinden, der für den britischen Handel von wesentlicher Bedeutung war. Ling, der Statthalter von Kanton, hatte das Ausländerviertel mit Truppen abgeriegelt und verlangt, daß jede Kiste Opium in Asien als Lösegeld für die wehrlosen englischen Kaufleute herausgegeben wurde. Im Laufe der Zeit waren zwanzigtausend Kisten Opium übergeben und vernichtet worden. Den Engländern wurde gestattet, sich nach Macao zurückzuziehen. Die Briten vermochten sich jedoch weder mit der Einmischung in ihren Handel noch mit der Bedrohung ihrer Staatsangehörigen abzufinden. So war das Britische Expeditionskorps vor sechs Monaten im Osten eingetroffen und angeblich Longstaff, als dem höchsten Aufsichtsbeamten über den Handel, unterstellt worden.
    Struan jedoch war es gewesen, der den schlauen Plan ausgeheckt hatte, Kanton, wo alle Schwierigkeiten begonnen hatten, zu umgehen und das Expeditionskorps nach Norden, nach Tschuschan zu werfen. Struan hatte dabei die Ansicht vertreten, es müßte eine Kleinigkeit sein, diese Insel ohne Verluste einzunehmen, denn die Chinesen seien unvorbereitet und jeder modernen europäischen Flotte oder Armee gegenüber hilflos.
    Das Expeditionskorps sollte nur eine kleine Besatzung

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